Ein Karrieresprung, der es in sich hat

Marco Klee: Von Eiterfeld nach Steinbach/Haiger - als Vollzeit-Zeugwart

Von Eiterfeld nach Steinbach, von Gruppenliga in die Regionalliga: Marco Klee
Foto: Verein

26.06.2022 / EITERFELD/STEINBACH - Wenn das kein Karrieresprung ist - und welcher Fußballer der osthessischen Region schafft das schon? Marco Klee (48), seit 20 Jahren in verschiedensten Funktionen für den VfL Eiterfeld tätig, tauscht sein Arbeitsumfeld: Mit sofortiger Wirkung schließt er sich dem TSV Steinbach-Haiger an. Als langjähriger Mannschaftsbetreuer des Gruppenligisten wird er zum Vollzeit-Zeugwart des ambitionierten Spitzenteams der Regionalliga. Kein Wunder, dass er den Stolz und seine Gefühle nicht verbergen mag. "Du siehst es meinen Augen an", sagt er, "die glänzen. Für mich geht ein Traum in Erfüllung". OSTHESSEN/NEWS war erster Zeuge dieser Veränderung.


"Ganz zufällig", bemerkt er, sei es gewesen, wie es zu dieser Veränderung kam. "Bei manchen Vereinen gucke ich mal auf die Homepage. Auch bei Steinbach-Haiger. Die suchten einen Vollzeit-Zeugwart. Eigentlich sollte der schon zum 15. Juni eingesetzt werden." Am Morgen danach rief Marco Klee dort an, der neue Geschäftsführer Arne Wohlfarth war im Urlaub, erhielt aber eine WhatsApp. Noch am selben Tag reichte der 48-Jährige seine Bewerbung ein - und schon eine Stunde später rief Wohlfarth an, wann Klee vorbeikommen könne. 

"In der Kabine war ich zum ersten Mal beeindruckt"

Von nun an - und überhaupt - ging alles recht fix. Am Mittwoch dieser Woche war Klee, dessen Vater August einst im Umfeld von Borussia Fulda bestens bekannt war und heute Platzansager in Eiterfeld ist, zum Vorstellungsgespräch vor Ort. Co-Trainer Husni Tahiri vermittelte dem Osthessen, wie sich das Trainerteam die Zusammenarbeit vorstelle. Als der 48-Jährige die Kabine betrat, entfuhr es ihm: "Da war ich zum ersten Mal beeindruckt." Klee hatte sich so gut präsentiert - und das vermittelten ihm die Vereinsvertreter auch - dass er am Freitagmorgen die Zusage für seinen neuen Job bekam. "Ich saß mit denen zwei Stunden zusammen. Die Professionalität steht an erster Stelle. Das war was ganz anderes als bei uns." Plötzlich fühlte er sich in einer neuen Welt. Auch der Gang durch den Tunnel aufs Spielfeld blieb an ihm haften.

Der 48-Jährige nahm an - nicht zuletzt, weil er vom Angebot seinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Natürlich wechselt er seine Bleibe und zieht nach Steinbach-Haiger - zunächst in ein Zimmer. Bis zum Donnerstag nächster Woche kommt der ehemalige LKW-Fahrer noch seinem Job als Hausmeister des "Rhöndorfs" in Tann-Wendershausen nach. Bis es so weit ist, warten an diesem Wochenende noch angenehme Aufgaben: Am Samstag steht die Besprechung mit dem gesamten Staff an - und er unterschreibt am späten Nachmittag seinen Vertrag. Tags darauf ist Familientag und Mannschaftsvorstellung. "Meine Wenigkeit auch", sagt Klee noch ein wenig schüchtern wie ein kleiner Junge.

Vielfältige Aufgaben in seinem neuen Job

Seine Aufgaben beim Fast-Profi-Team - oder "verkapptem Profi-Team" - sind vielfältig. Da ist das Waschen der Trikots. "Wir haben einen Raum", erklärt Klee, "in dem alle Spieler ihr Fach haben. Nach dem Training werfen sie ihre Sachen in einen Topf. Dasselbe gilt für das Trainerteam. Und alles muss gewaschen werden." Marco Klee ist dafür verantwortlich. Drei Waschmaschinen und drei Trockner stehen ihm zur Verfügung. Auch um das Bestellen der Outfits - Aufwärmsachen, Pullis, Sweat- und T-Shirts, Hosen, Schuhen und anderes mehr -  kümmert er sich. Bei Auswärtsfahrten muss er die Sachen der Spieler und die Kabine herrichten - und bereits viereinhalb vor Ort sein. Neben ihm ist ein zweiter Zeugwart eingestellt, allerdings nur auf 450-Euro-Basis. Einmal pro Woche - meist montags - hat der 48-Jährige frei.

Platzwart, Administrator im DFB-net, für Spielverlegungen zuständig, Mädchen für alles - das und noch mehr war Marco Klee in Eiterfeld. Er weiß, dass ihn nun "keine normale Station in seinem Leben" erwartet. "Wenn einer fußball-verrückt ist wie ich es bin, ist das jetzt bei Steinbach-Haiger schon eine Riesen-Geschichte. In der C-Liga hat alles angefangen - das ist schon ein steiler Aufstieg." Und er weiß auch, dass sein neuer Job im Fußball-Business, in dem jeder ein Stück vom großen Kuchen abhaben will, etwas Besonderes ist. "Es ist das Team um das Team herum. Mit das Wichtigste im Verein." Seine Position müsse passen, "so, dass alle zufrieden sind im Verein". Das setze ein gutes Verhältnis zu allen voraus. Und das will er sich erarbeiten.

Trainingsauftakt am Dienstag in Eiterfeld: Marco Klees (vorerst) letzter Auftritt

Steinbachs Geschäftsführer habe sich erkundigt, wo Eiterfeld liegt. 150 Kilometer sind es bis dorthin, und diese Strecke wollen Spieler und Verantwortliche des VfL jetzt prüfen. Einige hätten sich schon angesagt, bemerkt Klee, der 1. Vorsitzende Volker Hilpert etwa, oder der jetzige Kassenwart und frühere Manndecker Gebhard Göbel. Auch ein "Ablösespiel" für den scheidenden Mannschaftsbetreuer ist vorgesehen. Und am Dienstag ist Marco Klee das vorerst letzte Mal am Sportplatz des VfL. Dann ist Trainingsauftakt. Auch mit einer Träne im Knopfloch. (wk) +++

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