Ein ganzes Bündel an Präventionsmaßnahmen

Safety first: Stadt und Polizei nehmen Sorgen und Ängste der Bürger sehr ernst

Von links: Polizeipräsident Günther Voß, Alexandra Bachmann (zuständig für Prävention), Ramona Gärtner vom städtischen Ordnungsamt und Bürgermeister Dag Wehner bei der 2. KOMPASS-Sicherheitskonferenz
Fotos: Christian Stadtfeld, Martin Engel

26.05.2022 / FULDA - Mit einer polizeilichen Aufklärungsquote von etwa 75 Prozent (und das schon seit Jahren) gehört Fulda zu den sichersten Städten hessenweit. Um herauszufinden, warum sich dennoch so mancher Bürger nicht sicher fühlt, starteten die Stadt und das Polizeipräsidium Osthessen im Januar 2020 eine großangelegte Bürgerbefragung. Deren Ergebnisse wurden nun auf der 2. Sicherheitskonferenz am Mittwochabend im Stadtschloss vorgestellt.



Die Befragung war zentraler Teil des Programms KOMPASS des Hessischen Innenministeriums (der Name steht für KOMMunalProgrAmm SicherheitsSiegel). Dieses zielt auf eine nachhaltig ausgerichtete Verzahnung und noch engere Zusammenarbeit zwischen Bürgerinnen und Bürgern, Polizei und Kommune ab. Ziel dabei ist es, dass die kommunalen Sicherheitsbedürfnisse, insbesondere die Sorgen und die Ängste der Bevölkerung, erhoben und analysiert werden, um ein passgenaues Lösungsangebot zu entwickeln.

"Als Innenminister Peter Beuth das Programm ins Leben rief, war ich erstmal skeptisch", gestand Polizeipräsident Günther Voß zu Beginn der Veranstaltung. "Ich habe dann aber schnell meine Meinung geändert. Denn die Zusammenarbeit mit der Stadt hat wirklich großen Spaß gemacht und auch viel gebracht."

3.820 männliche und weibliche Personen ab 14 Jahren wurden per Zufallsauswahl angeschrieben und aufgefordert teilzunehmen. Themenfelder waren allgemeine Fragen zur Person, das persönliche Sicherheitsgefühl, persönliche Erfahrungen mit Straftaten, Erfahrungen im Alltag und mit Präventionsprojekten. Alle Angaben wurden anonymisiert und von der Justus-Liebig-Universität in Gießen wissenschaftlich ausgewertet.

"Die Resonanz bei der Befragung war enorm", sagte Ramona Gärtner vom städtischen Ordnungsamt, die zusammen mit Alexandra Bachmann, die bei der hiesigen Polizei für Prävention zuständig ist, die Ergebnisse präsentierte. "Wir hatten einen Rücklauf von über 19 Prozent. Das ist ein Spitzenwert." Der Jüngste, der an der Umfrage teilnahm, war 14, der Älteste 90 Jahre alt.

Als dringlichstes Problem wurde der Straßenverkehr mit undisziplinierten Autofahrern und Parkverstößen angegeben. Es folgte die Infrastruktur mit den Bereichen Verkehr, Bau, Sanierung, Freizeit und Müll. Und schließlich an dritter Stelle die Kriminalität. Ein Beispiel war die Sicherheit in der eigenen Wohngegend: Dort fühlen sich 95 Prozent der Befragten tagsüber sicher, 27 Prozent nachts hingegen eher unsicher, 9 Prozent sogar sehr unsicher. Grundsätzlich fürchten sich 31 Prozent davor, in eine Prügelei verwickelt zu werden, 20 Prozent sorgen sich wegen Diebstahl, 10 Prozent wegen Gewaltdelikten.

Eigentlich hätten die Ergebnisse schon vor zwei Jahren präsentieren werden sollen, doch wegen der Pandemie verzichtete man auf die 2. Sicherheitskonferenz in Digitalform. Dennoch hat man die Zeit genutzt, um sogenannte "Angst-Orte" wie den Aschenberg oder die Innenstadt unter die Lupe zu nehmen und ein Bündel voll passgenauer Maßnahmen auf den Weg zu bringen: Straßenbeleuchtungen wurden verbessert, die Polizeistreifen, Jugend- und Integrationsarbeit intensiviert, der Radverkehr wurde ausgebaut und für mehr Sauberkeit in der Stadt gesorgt, damit sich die Bürger wohler und dadurch auch sicherer fühlen.

Und es geht weiter: "Unser Ziel ist, am Ende das KOMPASS-Siegel des Innenministeriums zu bekommen", so Ramona Gärtner. "Dafür müssen wir diesen Weg aber auch konsequent weitergehen. Auf unseren bisherigen guten Werten dürfen wir uns auf gar keinen Fall ausruhen." (mw) +++

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