Vorfall in der Rhön

Gleich hinter dem Festzelt: Hat hier ein Wolf ein Kalb gerissen?

Viel blieb von dem Kalb nicht übrig
Fotos: Privat

17.05.2022 / TANN (RHÖN) - Idyllisch liegt der Tanner Fest- und Campingplatz "Am Unsbach" am Fuße des Habelbergs, träge plätschert hier die Ulster, gleich dahinter befindet sich ein Fuß- und Radweg, der die kleine Rhönstadt mit seinem Nachbarort Wendershausen verbindet. Am vergangenen Wochenende feierten hier bis in die Nacht ausgelassen zahlreiche Menschen ein zauberhaftes Frühlingsfest.



Nur einen Steinwurf entfernt, direkt am Tanner "Rentnerweg" gelegen, den auch am Wochenende einige Festbesucher für den späten Nachhauseweg nutzen, befindet sich die Weide von Nicolai Bühner. Am Sonntag fand der Landwirt hier die Überreste von einem seiner Kälber. "Am Freitagabend habe ich nach meinen Kühen geschaut, alles war in bester Ordnung", erklärt der Familienvater im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. Als er Sonntagfrüh erneut zu seinen Tieren fuhr, machte er eine traurige Entdeckung. "Ich sah, dass eine Kuh gekalbt hatte und machte mich auf die Suche nach dem Jungtier. Gefunden habe ich allerdings nur noch ein Bein und ein Stück vom Rücken."

Sofort ging Bühner die Wiese ab. "Ich fand die Stelle, von der aus das Kalb in den Wald gezerrt worden sein muss."  An dem Stacheldrahtzaun, der zwischen Weide und Bäumen liegt, hafteten dunkle Haare. Der Landwirt vermutet, dass ein Wolf in seine Herde eingedrungen ist und das Kalb holte. "Früher gab es sicher auch Hofhunde, die so etwas gemacht haben, aber das ist 20 oder 30 Jahre her. Hier bei uns lässt schon ewig niemand mehr seine Hunde freilaufen."

Dass ein Wolf eines seiner Tiere gerissen haben könnte, überrascht den Landwirt nicht. "Hier bei uns gibt es Wölfe, die Jäger aus der Gegend wissen das." Tatsächlich berichten zwei Waidmänner aus Tann davon, bereits seit längerer Zeit immer wieder Hinweise auf das Vorhandensein der Raubtiere zu finden. "Mal ist es eine eindeutige Fährte, mal ein gerissenes Wildschwein. Generell ist das gesamte Wild scheuer geworden, zeigt sich kaum noch und bleibt in Deckung."

Landwirt Nicolai Bühner hat nun alles in die Wege geleitet, damit die Überreste seines Kalbes auf Gen-Spuren getestet werden. "Mich überrascht, dass das jetzt passiert ist, als das Fest nur wenig weiter in vollem Gang war. Die Musik war laut, Leute sind überall umhergelaufen. Die Stelle, an der das Kalb geholt wurde, liegt außerdem nur fünf Meter neben dem Rentnerweg."

Ein wenig ist Bühner in Sorge, wie es mit seinen restlichen Kühen weitergeht. "Viele kalben in der nächsten Zeit, ich hoffe, ein solcher Vorfall geschieht hier nicht nochmal." (mr) +++

 







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