Eröffnung mit Ausstellung
Ab sofort: 17 Tage Kunst und Kultur für alle in Alsfeld
Fotos: Schlitt
14.05.2022 / ALSFELD -
Es waren gleich mehrere Premieren, die sich am Freitagnachmittag in der Alten Molkerei in Alsfeld abspielten: Zum einen wurden die 6. Alsfelder Kulturtage feierlich eröffnet, zum anderen wurde nach Jahren des Leerstands der Raum der Alten Molkerei wieder bespielt, und zu guter Letzt findet erstmals eine gemeinsame Retrospektive der Alsfelder Künstler Meta Perschel und Bodo Runte statt.
Noch an den letzten Kulturtagen im Jahr 2019 hatten beide teilgenommen. Beide sind in der Zwischenzeit verstorben, so war diese Veranstaltung nicht nur die Eröffnung einer Ausstellung und der Kulturtage, sie war auch, was ihr Name sagt, eine würdigende, wertschätzende, fast liebevolle Erinnerung an Bodo Runte und Meta Perschel.
Walter Windisch-Laube, stellvertretender Vorsitzender des Vereins Alsfelder Kulturtage e.V. und künstlerischer Leiter, eröffnete die diesjährigen Kulturtage mit seinem ersten Satz. Sein Dank galt allen Helferinnen und Helfern, insbesondere auch dem Orga-Team, das die AKT, wie sie genannt werden, erst möglich macht. Sein weiterer Dank galt den Musikerinnen Anka Hirsch und Ulrike Schimpf – auch sie waren dem Künstler und der Künstlerin verbunden und hatten melancholische Stücke für die Vernissage ausgewählt. Im weiteren Verlauf dankte Windisch-Laube auch Lars Wilhelm, der spontan die Räume zur Verfügung gestellt hatte, und nicht zuletzt den Angehörigen der Künstler und allen anderen, die Werke aus ihrem Besitz zur Ausstellung beigesteuert haben und diese somit erst ermöglichten.
In die Ausstellung selbst führte Walter Windisch-Laube ein. Er hatte die Schau kuratiert und dabei Wert auf Vielfalt und Beziehungen gelegt, wie er ausführte. Abgesehen von zwei Portraits – eines zeigt Meta Perschel, fotografiert von Bodo Runte -, gibt es in der Ausstellung nur Werkreihen oder repräsentative Auswahlen davon. Mit Bezug auf das Motto der Kulturtage – Die ganze Stadt ist Bühne - zückte der Redner ein Shakespeare-Zitat, das sowohl zu Meta Perschel als auch Bodo Runte gepasst hätte. Literaturdurstig die eine, auf der Bühne des Alsfelder Pflasters unterwegs der andere. In Analogie zum Ausstellungsort interpretierte Windisch-Laube Kunst als Lebensmittel – Lebensmittel als Kunst: Meta Perschel hat eine Bilderserie mit Wein, Fruchtsaft und Tee vorgelegt. Bilder voll gezeichneter, ineinanderfließender Anspielungen und philosophisch-literarischer Gedanken nannte der Laudator die Werke der "fulminanten Zeichnerin", die nicht selten provozierte.
Eine besondere Hommage hatte sich J. Micheal Ruhl, Performancekünstler, für seinen Weggefährten ausgedacht. Er verlas Teile des E-Mail-Verkehrs und ließ Bodo Runte damit vor den Augen der Gäste wiedererstehen: In seiner Hassliebe zur Stadt, in seiner Wut über Zustände, mit denen er sich nicht anfreunden konnte, aber auch mit seiner Zugewandtheit und seinem besonderen Blick auf Menschen.
Nach einem weiteren Beitrag der Künstlerin Ursel Arndt, die ihre Freundschaft zu Meta Perschel in den Vordergrund einer emotionalen Darbietung stellte, konnten die Gäste die Ausstellung bewundern – sie birgt manche Schätze, bedeutet ein Wiedersehen mit bekannten Werken und setzt in der Verbindung Runte-Perschel neue Akzente. Eine Entdeckung.
Die Ausstellung ist in der Alten Molkerei ist täglich von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Wer sich über die Alsfelder Kulturtage informieren möchte, findet mehr Infos unter www.alsfelder-kulturtage.de . (pm) +++