Durchblutende Wirkung für Muskeln

"Schmerzen einfrieren": Erste Kältekammer in der Region hilft Schmerzpatienten

Inhaber Ulf Quägber vor seiner Kältekammer in seiner Physiotherapiepraxis "Physio Kurpark"
Fotos: Kevin Kunze

03.12.2021 / BAD HERSFELD - Eine therapeutische Seltenheit gibt es seit rund einem Monat in Bad Hersfeld zu bestaunen: Die "Physio Kurpark" mit Inhaber Ulf Quägber hat eine moderne und schmerzlindernde Kältekammer. Sie erzeugt Temperaturen bis zu minus 110 Grad Celsius. Durch die regelmäßige Anwendung profitieren gerade Patienten mit starken Schmerzen. Allerdings gibt der Physiotherapeut zu bedenken, dass die Behandlung kein Allheilmittel ist.



"Ich habe die Kältekammer seit einem Monat und erhalte deshalb unheimlich viel Zuspruch. Gerade für Patienten mit Rheuma, Neurodermitis oder Gelenk- und Wirbelsäulenproblemen eignet sich diese Therapie sehr gut", erklärt Quägber im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. Allerdings fügt er an, dass eine einmalige Anwendung keinen großen und langanhaltenden Effekt habe. Die Therapie müsse über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden: "Damit die Linderung der Schmerzen auch nachhaltig etwas bringt, sind schon zehn bis 20 Anwendungen nötig. Man merkt meinen Patienten von Behandlung zu Behandlung an, dass die Schmerzen etwas besser werden. Aber es ist kein Allheilmittel, darüber muss sich jeder im Klaren sein", so der Physiotherapeut weiter.

Investition von knapp 200.000 Euro


Insgesamt musste die Praxis für die Anschaffung der Kältekammer knapp 200.000 Euro investieren. Bisher habe sich die Investition laut Inhaber allerdings komplett gelohnt: "Immer mehr Schmerzpatienten wollen diese Therapie ausprobieren und die zufriedenen Kunden sind der wichtige Indikator, der mir zeigt, dass sich die Investition lohnen wird. Einige der Patienten kennen dabei die Methodik schon aus Rehakliniken, beispielsweise aus Nordhessen. In einer Physiotherapiepraxis im Landkreis Hersfeld-Rotenburg und auch darüber hinaus ist die Therapie momentan noch einzigartig."

Durchgeführt wird die dreiminütige Anwendung vor der eigentlichen Behandlung: "Durch die extreme Kälte, -110 Grad Celsius, werden die Schmerzreflektoren im Prinzip eingefroren und die Muskulatur wird besser durchblutet. Dann kann ich mit den verbesserten Gegebenheiten meine spezifischen Krankengymnastik-Übungen ohne große Schmerzen des Patienten durchführen", erklärt Quägber. Allerdings ist die Therapieform nicht für jeden geeignet - deshalb empfiehlt der Physiotherapeut, vor der Behandlung mit dem Hausarzt zu sprechen.

Drei Minuten, die gefühlt nicht vergingen


Dann war es so weit - ich durfte die Kältekammer selbst ausprobieren und war gespannt, wie kalt die -110 Grad tatsächlich sind. Die erste halbe Minute ging erstaunlich gut vorüber, was auch daran liegt, dass lediglich 50 Prozent des Gebläses in der Kammer aktiviert waren - ein normaler Vorgang in der dreiminütigen Ganzkörperkältetherapie. In den letzten zweieinhalb Minuten wurde dann die Überwindung immer größer, die vorgegebene Zeit zu erfüllen.

Wichtig ist, dass man sich stets bewegt - neben der wichtigen therapeutischen Wirkung bringt dies auch etwas Ablenkung und man zählt die Sekunden nicht bewusst herunter. Als die Tür dann endlich aufging, war ich froh es mal probiert zu haben, aber auch froh, dass die Zeit abgelaufen war. Und tatsächlich habe ich eine gewisse schmerzlindernde Wirkung feststellen können - einen nachhaltigen Effekt hat es laut dem Experten allerdings erst bei regelmäßiger Anwendung. Eins steht auf jeden Fall nach der Erfahrung in der Kältekammer fest: Es braucht Überwindung und Mut, die Kälte auszuhalten. (Kevin Kunze)+++

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