Wie hoch ist denn nun die Impfquote?

Vermutlich 1,5 Millionen Corona-Impfungen nicht gemeldet

Wie hoch ist denn nun die Impfquote in Deutschland?
Symbolbild: O|N / Henrik Urbin

24.10.2021 / REGION - Laut den aktuellen Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) sind in Deutschland 55.045.227 Menschen - also 66,2 Prozent der Gesamtbevölkerung - geimpft (Stand: Samstag). Eine Impfdosis haben bislang laut den RKI-Zahlen 69,1 Prozent der Deutschen erhalten. Doch wie glaubwürdig sind die aktuellen Zahlen? Seit Tagen steht das RKI in der Kritik, die Impfquote soll deutlich höher sein, als angegeben.



Das vermutetet auch der Verband deutscher Betriebs- und Werksärzte. Dieser geht davon aus, dass etwa 1,5 Millionen Corona-Impfungen in Deutschland vorerst nicht gemeldet wurden. Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) sagte Vizepräsidentin Dr. med. Anette Wahl-Wachendorf, dass die meisten Impfungen über das kassenärztliche System eingegangen seien - wie viele davon nicht gemeldet wurden, sei unklar. Das RND beruft sich jedoch auf eine Schätzung des Betriebsärzteverbandes. Dieser berichtet, dass die Zahl bei etwa 1,5 Millionen liegt. 

Wieler: "Meldesystem hat Schuld"

"Wir haben in alle Richtungen erklärt und sensibilisiert", sagte Wahl-Wachendorf dem RND. Jetzt erwarte man klärende Gespräche mit dem RKI. Bereits vergangene Woche hatte RKI-Präsident Lothar Wieler eingeräumt, dass exakte Angaben zu aktuellen Impfungen nicht möglich seien. "Wir können nicht sagen, wie hoch die tatsächliche Quote jetzt, Mitte Oktober, ist", sagte Wieler den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Schuld sei allerdings nicht das RKI, sondern das Meldesystem. "Wir können nur sagen, dass bis Ende September bis zu 84 Prozent der Erwachsenen mindestens einmal geimpft wurden und bis zu 80 Prozent vollständig."

Die Kritik bleibt. Auch ein Sprecher der Kassenärztlichen Bundesvereinigung sagt, dass vereinzelt Meldungen bei den Kassenärzten ausgeblieben sind. "Wir haben keine echte Impfquote, das ist ein riesiges Problem, ein strukturelles Problem", so Gerd Fätkenheuer, ein Kölner Infektiologe. "Ich fürchte, dass es am Ende erst über die Abrechnungen sichtbar wird."

Ende der epidemischen Lage ist "sehr unklug"

Jens Spahn hatte bereits von einer Beendigung der "epidemischen Lage nationaler Tragweite" gesprochen. Fätkenheuer hat dazu eine klare Meinung: "Aufgrund der Ungewissheit bei der Impfquote und stark steigenden Infektionszahlen halte ich das angekündigte Ende der pandemischen Lage für sehr unklug", sagte er im Gespräch mit den Zeitungen. "Wir kommen gerade in die kritischen Wintermonate und wir sehen, was in anderen Ländern passiert. Es hätte keinen schlechteren Zeitpunkt für diese Ankündigung geben können." (ld) +++

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