Protest zur Bischofskonferenz

"Wir sind Kirche" fordert Ehrlichkeit bei Aufarbeitung der Missbrauchsfälle

"Wir sind Kirche" übte am Montag beim Pressegespräch in der Havanna Bar Kritik.
Foto: Lea Hohmann

21.09.2021 / FULDA - Zu den brisanten Themen Frauen in der Kirche, Synodaler Weg, Missbrauch und die Verantwortung der Bischöfe haben sich parallel zur Bischofskonferenz am Montag Vertreter von "Wir sind Kirche", der kfd, Maria 2.0  in der Havanna-Bar in Fulda zu Wort gemeldet und sich über die Zukunft der Kirche ausgetauscht und das aktuelle Geschehen kritisch hinterfragt.


"Wir stehen an einem Scheidepunkt. Die massive aktuelle Krise unserer Kirche ist vor allem eine Krise der Kirchenleitung", so Christian Weisner vom "Wir sind Kirche"-Bundesteam, der betont: "Ein entscheidendes Thema ist die Diskriminierung der Frauen - wir reden hier von einem Kirchenbild, welches einfach nicht mehr zeitgemäß ist". Laut Weisner befinde sich die Kirche in einem Paradigmenwechsel, der zu einem Systemwechsel führen müsse - von einer klerikalen zu einer synodalen Kirche, so wie Papst Franziskus es wolle.

Zum Synodalen Weg bekennen

Auch Prof. Dr. Agnes Wuckelt, stellvertretende Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) machte auf die Missstände der Kirche aufmerksam: "Frauen machen einen Großteil der Kirche aus und brauchen auch dort leitende Positionen. Oft hat man den Eindruck, dass sie in der Kirche stören. Daran muss sich etwas ändern". Zudem betonte sie, dass immer mehr Frauen aus diesen Gründen der Kirche den Rücken kehren. "Wir erwarten, dass die Bischöfe sich in ihrer Vollversammlung deutlich zum Synodalen Weg bekennen", so Wuckelt. Der Missbrauchsskandal müsse schneller aufgearbeitet werden. Außerdem müssten sichtbare Konsequenzen folgen.

"Wenn wir in die biblische Botschaft schauen, dann müsste die katholische Kirche in Sachen Gleichberechtigung ein Vorbild sein", so Angelika Fromm von der Aktion "Lila Stola" der KirchenVolksBewegung. Es stehe ein Strukturwandel an, bei dem auch die Ämterfrage neu gestellt werden müsse. "Es ist vollkommen weltfremd und zerstörerisch, wenn in unseren heutigen demokratischen Gesellschaften, in denen die Menschenrechte in den Verfassungen gelten, eine weltweit noch immer so einflussreiche Institution wie die römisch-katholische Kirche den Frauen untersagt, ihre Berufungen und Charismen zu leben", sagt Fromm.

Grundlegende Erneuerung der Kirche erforderlich

Susanne Ludewig vom "Wir sind Kirche" - Bundesteam, Maria 2.0, Kassel betonte den Priesterrückgang und -mangel, Kirchenaustritte, finanzielle Einbußen und die Schließung pastoraler Orte. "Für das Bistum Fulda fordern wir Ehrlichkeit und Aufarbeitung der Missbrauchsvertuschung unter Erzbischof Dr. Johannes Dyba und Weihbischof Johannes Kapp, Klärung der Zusammenhänge um Pater Josef Kentenich und die Einstellung des wegen Kinderpornografie vom Dienst suspendierten Kasseler Gerichtspräsidenten Dr. Johannes Remmel beim Kirchlichen Arbeitsgericht in Fulda", so Ludewig.

Zuletzt machte auch Andrea Keber von Maria 2.0 Nieder-Olm/Bistum Mainz darauf aufmerksam, dass insgesamt viel zu wenig und zu langsam geschehe. "Eine radikale und grundlegende Erneuerung unserer Kirche ist erforderlich - Kirchenobere haben jede Glaubwürdigkeit verspielt", so Keber. (Lea Hohmann) +++

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