Übergabe an den Förderverein Horas

Ehemalige Aussegnungshalle: Renoviertes "Herzstück" für den "Park der Stille"

Bei der Übergabe des Gebäudes (von links): Stadtbaurat Daniel Schreiner, Fördervereins-Vorsitzender Stefan Grauel, Pfarrer Markus Agricola und Pfarrerin Tina Oehm-Ludwig
Fotos: Stadt Fulda

29.07.2021 / FULDA - Er liegt etwas versteckt am Hang des Kalvarienbergs, doch wenn man den Ort erst einmal gefunden hat, steht man inmitten einer grünen Oase: Die Rede ist vom Alten Horaser Friedhof. Selbst vielen Einheimischen ist das idyllische Gelände, das von der Marienstraße aus kaum zu sehen ist, unbekannt.



Doch das könnte sich bald ändern: Der Alte Friedhof, auf dem nach 1996 keine Beisetzungen mehr stattfanden, soll zu einem "Park der Stille" werden und an die geplante touristische Spaziergang-Route "Bonifatiusstieg" angebunden werden. Jetzt wurde das frisch renovierte "Herzstück" des künftiges "Parks der Stille", die unter Denkmalschutz stehende frühere Aussegnungshalle, von der Stadt Fulda an den Förderverein "Park der Stille" Fulda-Horas e.V. übergeben. Gleichzeitig wurde damit das Startsignal für die künftige kulturelle Nutzung des Gebäudes und des Geländes gegeben.

Fuldas Stadtbaurat Daniel Schreiner skizzierte noch einmal die Entstehungsgeschichte der Aussegnungshalle, die 1951 durch die Stadt Fulda errichtet wurde. Einen besonderen künstlerischen Akzent erhielt das Gebäude durch ein Sgrafitto, das der in Niesig lebende Kunstmaler Hermann Wirth schuf. Es macht neben der zeittypischen und fast original erhaltenen Bauweise mit dem hölzernen Tonnengewölbe im Hauptraum den Denkmalwert des Gebäudes aus. Später wurde der Friedhof in Richtung Bahnlinie erweitert, die Aussegnungshalle rückte damit mehr in die Mitte des Areals.

Die Bürgerinnen und Bürger der ursprünglich eigenständige Gemeinde Horas, die bereits 1938 als Stadtteil nach Fulda eingemeindet worden war, hatten noch bis 1996 den Alten Friedhof als Begräbnisstätte nutzen können. Zwar gibt es aus dieser Zeit immer noch Gräber, die auch gepflegt werden, jedoch laufen die Ruhe- beziehungsweise Liegezeiten in den nächsten Jahren nach und nach aus. Die Pläne sehen vor, dass die Grabsteine, sofern die Familien dies wünschen, auch im "Park der Stille" erhalten bleiben – schließlich besitzen die Steine über die individuelle Erinnerung an die jeweiligen Verstorbenen hinaus auch einen Wert als Zeugnisse der Handwerkskunst ihrer Entstehungszeit. Ein besonderes Zeitdokument sind zum Beispiel auch die Grabsteine der im Zweiten Weltkrieg bei einem Luftangriff getöteten Menschen aus Horas.

Die ehemalige Aussegnungshalle wurde bis 2017 noch durch das Friedhofsamt der Stadt Fulda genutzt, danach stand sie leer. Um die ehemalige Friedhofsanlage sowie das baufällig gewordene Gebäude nicht dem Verfall preiszugeben, wurden verschiedene Ideen entwickelt, das Gelände neu zu nutzen. So entstand die Idee zum "Park der Stille". Als Impulsgeber und Motor erwies sich der gleichnamige Förderverein, der sich 2018 bildete. Stadtbaurat Schreiner dankte dem Vorsitzenden Stefan Grauel für die Initiative sowie die vielen Stunden an Eigenleistung, die der Verein bei der Renovierung eingebracht habe. Symbolisch übergab der Stadtbaurat dem Vereinsvorsitzenden die Schlüsselgewalt für das Gebäude und gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass es Verein gelingen möge, das Gebäude mit Leben zu füllen. In einem zweiten Schritt werde nun noch die Freifläche für die kommende Nutzung als "Park der Stille" und als Station des "Bonifatiusstiegs" hergerichtet.

Stefan Grauel dankte für die enge Kooperation mit der Stadt Fulda und für die Übergabe des Gebäudes. Zugleich führte er noch einmal aus, was der Verein sich künftig im Gebäude, das auch eine kleine Teeküche sowie eine behindertengerechte Toilette erhielt, an Aktivitäten vorstellen kann, die der Würde des Ortes gerecht werden: Meditationsveranstaltungen, kleine Konzerte, Lesungen, Kunstausstellungen, Malprojekte mit Kindergärten und Schulen oder auch die Möglichkeit, in aller Ruhe seelsorgliche oder palliativ-orientierte Gespräche zu führen – dies alles sind Ideen, die jetzt mit Leben gefüllt werden müssen. Die ersten beiden Lesungen mit einer heimischen Autorin sind übrigens bereits terminiert (siehe Kasten). In den Dank an seine aktiven Mitstreiter im Verein (Egon Baier, Gerhard Leitsch, Olaf Koch und Martin Schultheis) schloss Grauel auch die Mitarbeiter des Gebäudemanagements der Stadt ein, die bei der Sanierung maßgeblich beteiligt waren: Bernd Abeska, Markus Busch und Christian Heil.

Grauel betonte, dass die Aussegnungshalle auch künftig ihren sakralen Charakter behalten werde. In diesem Zusammenhang galt sein besonderer Willkommensgruß und Dank Pfarrerin Tina Oehm-Ludwig von der evangelischen Versöhnungskirche am Aschenberg sowie Pfarrer Markus Agricola von katholischen Horaser Kirchengemeinde St. Bonifatius. Die beiden Geistlichen spendeten dem sanierten Gebäude den Segen und betonten, dass der Ort nach wie vor wie geschaffen sei für spirituelle Erfahrungen.

Erste geplante kulturelle Veranstaltungen im "Park der Stille" sind (Veranstalter: Förderverein "Park der Stille" e.V. -finanziell unterstützt von der Stadt Fulda):

Donnerstag, 12. August, um 18 Uhr: Open-Air-Autorenlesung mit Sophia Mott. Sie liest aus ihrem Buch "Mein Engel, mein alles, mein Ich: Beethoven und die Frauen". Der Eintritt ist frei. Für einen kleinen Imbiss und Getränke ist gesorgt.

Donnerstag, 9. September, um 18 Uhr: Open-Air-Autorenlesung mit Sophia Mott. Sie liest aus ihrem Buch "Dem Paradies so fern - Martha Liebermann". Musikalische Umrahmung durch die Gruppe "Lilienfeld". Der Eintritt ist frei. Für einen kleinen Imbiss und Getränke ist gesorgt. (jo) +++

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