Storchenbestand im Landkreis Fulda wächst

Drei Jungvögel im Horst ertrunken - Störche erhalten ihren "Personalausweis"

Tut auch nicht weh: Werner Peter verpasst den Jungtieren ihren Personalausweis
Fotos: Martin Engel

21.06.2021 / FULDA - Ziemlich verdreckt, aber wohlauf und mopsfidel: ihren eigenen "Personalausweis" bekamen am vergangenen Wochenende zwei Jungstörche auf einer Wiese in Fulda-Reinhards. In Deutschland werden die Vögel mit dem langen Hals oftmals beringt, um sie auch in Zukunft sicher identifizieren zu können. Frühestens ab der fünften Lebenswoche bis maximal zur siebten wird diese Arbeit direkt im Horst durchgeführt, geschieht es später, besteht die Gefahr, dass die Tiere flüchten und sich dabei erheblich verletzen.



Eigentlich hatte man die Aufgabe in diesem Jahr bereits früher erledigen wollen: "Weil es die ganze Zeit regnete, waren die Wiesen jedoch nicht befahrbar", erklärt Reinhard Kolb vom Nabu Eichenzell. Für ihn und Vogelberinger Werner Peter von der Vogelwarte Helgoland allerdings kein großes Problem: Mit dem Hubwagen ging es so einfach ein paar Tage später in luftige Höhen.

Apropos Höhe: "Manche Horste liegen auch für uns einfach viel zu weit oben", Kolb schmunzelt. "Der Schornstein am Schlachthof zum Beispiel – dort hat es ein Storchenpaar in diesem Jahr tatsächlich geschafft, zwei Jungvögel aufzuziehen – liegt mit 80 Metern auch für uns außer Reichweite." Zum Glück, meint er, sei es allerdings heute nicht mehr unbedingt nötig, jeden einzelnen Storch einen Ring zu verpassen.

Die Gesamtsituation im Landkreis Fulda sieht übrigens gut aus: Seit Jahren wachsen die Bestände, 2021 wurden in den Nestern, die angefahren werden konnten, insgesamt 38 Jungvögel gezählt. Doch nicht immer erleben die Vogelfreunde Positives. "Durch den Starkregen sind in der vergangenen Woche tatsächlich drei Jungtiere in ihrem Horst bei Kohlhaus ertrunken", erzählt Vogelberinger Werner Peter. Damit sich sowas nicht wiederholt, wird die Behausung nun saniert, das festgetretene Stroh, in dem sich eine Wasserlache gebildet hatte, erneuert und aufgelockert. "Aber auch das ist Natur und gehört einfach dazu", wissen die Experten.

Die Beringung stört die sonst so scheuen Vögel nicht: Sobald sich Menschen nähern, verlassen die Alttiere den Horst für kurze Zeit und kehren zurück, sobald "der Spuk" vorbei ist. Auch das Anfassen der Jungen ist für sie, anders als für andere wildlebenden Tiere, kein Problem, denn sie haben keinen Geruchssinn. Die Jungvögel lassen das Prozedere währenddessen still über sich ergehen, werden sie hierbei auch nicht verletzt. (mr) +++

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