Über vierstündige Sitzung

Arsen-Skandal: Kreistag setzt sich für Anwohner in Wildeck-Richelsdorf ein

Der Kreistag Hersfeld-Rotenburg hat sich dafür ausgesprochen, den Eigentümern der mit Arsen verseuchten Grundstücke in Richelsdorf finanziell bei der Sanierung zu helfen.
Archivfoto: O|N / Kevin Kunze

11.05.2021 / BAD HERSFELD - Nach über vier Stunden war die konstituierende Kreistagssitzung der 12. Legislaturperiode Geschichte. Die Sitzung in der Bad Hersfelder Waldhessenhalle war von vielen Wahlen geprägt. Eine weitreichende Entscheidung wurde nur rund um den Arsen-Skandal in Wildeck-Richelsdorf getroffen. Zudem war es die erste Sitzung seit 24 Jahren mit einer neuen Kreistagsvorsitzenden.



Eine neue Ära begann am Montagnachmittag, als erstmals seit 24 Jahren nicht Horst Hannich die Sitzung des Kreisparlamentes leitete. Noch vor Beginn der Sitzung zeichnete Landrat Dr. Michael Koch den 80-Jährigen stellvertretend im Namen des Hessischen Landkreistages aus. Hannich war der dienstälteste Kreistagsvorsitzende - im Vorfeld der Kommunalwahl kündigte der er an, aus der Kreispolitik auszuscheiden. Seine Nachfolgerin wurde zu Beginn von den 61 Abgeordneten einstimmig ins Amt gewählt. Die Niederaulaerin Petra Wiesenberg wird nun die Sitzungen in den kommenden sechs Jahren leiten. Der Alterspräsident des Kreistages ist der SPD-Politiker Helmut Opfer. 

"Für den zukünftig zwölfköpfigen Kreisausschuss wurden am Montag vorerst elf Mitglieder in das Amt eingeführt: vier Mitglieder der SPD, drei Mitglieder der CDU, und jeweils ein Mitglied der Grünen, FWG, UBH und AfD. Das 12. Mitglied wird in der Juli-Sitzung des Kreistages in das Amt eingeführt."

Arsen-Belastung im Fokus

Nach weiteren Wahlen wurde es dann brisant: Dabei wurde die Arsen-Belastung in Wildeck-Richelsdorf (OSTHESSEN|NEWS berichtete mehrfach) mit möglichen Lösungen diskutiert. Kaya Kinkel, Fraktionsvorsitzende der Grünen und MdL erklärte: "Die giftige Bodenbelastung ist nicht die Schuld der Anwohner. Die Sorgen und Ängste der Richelsdorfer sind nachvollziehbar. Da das rechtshistorische Gutachten keine Pflicht des Landes Hessen zur Finanzierung der Beseitigung der kontaminierten Erde sieht, muss hier der Landkreis initiativ werden und die Anwohner finanziell unterstützen." 

In dieser Kerbe schlug auch Wildeck Bürgermeister und SPD-Kreistagsmitglied Alexander Wirth: "Ich begrüße die Bereitschaft des Kreistages, sich für die Finanzierung einzusetzen. Allerdings ist wichtig, schnell zu handeln, da die Bewohner sich in zwei Monaten entscheiden müssen, welche Maßnahmen sie für ihr Grundstück anstreben." Zudem erklärte er, eine Umzäunung des betroffenen Gebietes sei für viele Anwohner die einzige finanziell mögliche Lösung. Dann würde der Ort allerdings einen sanften Tod sterben, dies dürfe und könne nicht das Ziel sein. "Bis 2023 ist eine kostenfreie Entsorgung des Landes auf das ehemalige Betriebsgelände der Richelsdorfer Hütte möglich und dort müssen die Anwohner unterstützt werden. Das Land Hessen muss zudem weitere Antworten liefern, denn die Richelsdorfer erwarten eine schnelle Lösung."

"Politik ist gefordert"

Auch Neuensteins Bürgermeister Walter Glänzer (CDU) sieht die Dringlichkeit des Problems und erklärt: "In diesem Fall ist die Politik mehr als gefordert - hier muss ein Zeichen gesetzt werden." Für den SPD-Fraktionsvorsitzenden Manfred Fehr ist dies ein trauriges Kapitel - es sei eine lebenslange Bestrafung für die Anwohner, wenn hier nicht reagiert werde.

Der Kreistag setzte ein Zeichen und verabschiedete einstimmig, dass der Kreisausschuss beim Land Hessen um finanzielle Mittel vorstellig wird. Zudem soll der Kreisausschuss beauftragt werden, unverzüglich einen Beschlussvorschlag zu erarbeiten, in dem die Regularien für die Kreisförderung und die mögliche Finanzierung festgelegt werden. Mit der Gemeinde Wildeck soll über eine Beteiligung an der Förderung verhandelt werden. (Kevin Kunze) +++

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