Feuerwehren ohne Schutz!

Einsatzkräfte müssen schneller geimpft werden: Von der Politik vergessen?

Einsatz während der Corona-Pandemie: Der Mund-Nasen-Schutz gehört aktuell zur persönlichen Standardausrüstung
Archivbilder: Henrik Schmitt

21.04.2021 / GROSSENLÜDER - Sie sind Tag und Nacht für ihre Mitmenschen da, rücken aus, wenn es brennt, ein Unfall passiert ist oder die "berühmte" Katze auf dem Baum sitzt. Die Rede ist von den Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehren. In Sonntagsreden werden sie von den politischen Amtsträgern gerne gelobt. Wählen tun sie ja schließlich auch. Gibt es ein neues Feuerwehrauto, eine modernisierte Halle oder Einsatzkleidung - das Geld werde gerne aus dem Landeshaushalt oder der Gemeindekasse dafür investiert. Alles richtig und wichtig.



Doch geht es um die aktuelle Corona-Pandemie und den bestmöglichen Schutz für die ehrenamtlichen Einsatzkräfte, dann sieht es derzeit anders aus. "Mit dieser Wertschätzung braucht uns keiner zu kommen", sagt Jürgen Reinhardt. Der Gemeindebrandinspektor der Gemeinde Großenlüder ist wütend. Er fordert eine schnellere Coronavirus-Schutzimpfung für die Impfwilligen der Feuerwehren. "Wir helfen jedem in Not geratenen Menschen und erwarten, dass auch an uns gedacht wird", sagt Reinhardt. Rund 50 Prozent der rund 5.000 aktiven Einsatzkräfte im Landkreis Fulda wollen sich laut einer ersten Registrierung impfen lassen.

"Schwarzer Peter-Spiel"


Das "Schwarzer Peter-Spiel" von Land und Kreis nervt die Aktiven der Feuerwehren zunehmend. Der Bund hat die bundesweiten Priorisierungsgruppen erstellt, die Länder müssen diese befolgen und die Kreise können oder wollen da keine Sonderwege gehen. Dabei fände eine Sonderlösung für die Feuerwehren in der Bevölkerung sicher Verständnis und Akzeptanz. Übungen und Ausbildungen sind derzeit fast ausschließlich lediglich in der Theorie am heimischen Computer möglich.

Mehrere Briefe hat Reinhardt bereits an die Behörden geschrieben, auch der Landesfeuerwehrverband fordert in einem offenen Brief schnelles Handeln: "Leider sind wir Retter ohne Schutz - mit Wissen aller Beteiligten. Durch die Ablehnung der Forderung auf eine Sondergruppe in der Impfpriorisierung zeigt die Landesregierung mangelnde Sensibilität, aber auch fehlende Wertschätzung des Engagements der Feuerwehreinsatzkräfte, die für die Be­völkerung jederzeit präsent sein muss. Der Landesfeuerwehrverband Hessen fordert die Landesregierung auf, eine sofortige Impfmöglichkeit für die Einsatzkräfte zu schaffen", heißt es in dem vom Präsidenten Dr. Ralf Ackermann unterzeichneten Brief an das Hessische Innenministerium.

Registrierung und Schnelltests vom Land

Das Ministerium antwortete unter anderem zum Thema Impfpriorisierung: "Die Coronavirus-Impfverordnung legt bundesweit die Priorisierung der Impfungen in der Bevölkerung fest. Angehörige der Feuerwehren und Katastrophenschutzeinheiten sind gemäß § 4 Abs. 1 Ziff. 4b) Teil der dritten Priorisierungsgruppe. Ich kann nachvollziehen, dass eine Vielzahl der Kameradinnen und Kameraden eine frühere Impfung bevorzugt hätte, bitte jedoch um Ihr Verständnis, für diese Festlegung des Bundes. Um die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Katastrophenschutz dennoch möglichst rasch impfen zu können, sobald die Prioritätsgruppe 3 eröffnet werden kann, sind organisatorische Vorbereitungen durch die Feuerwehren und Brandschutzdienststellen sowie Untere Katastrophenschutzbehörden der Landkreise und kreisfreien Städte erforderlich."

Heißt: Die aktiven Feuerwehrkameradinnen- und Kameraden können sich aktuell registrieren lassen. Wann sie einen Impftermin erhalten ist aber weiter offen.

Die Feuerwehren bekommen zudem 600.000 Schnelltests. "Für Großenlüder sind das 1.920 Schnelltests. Allerdings die mit den langen Stäbchen", sagt Reinhardt. Diese Tests müssen von Profis durchgeführt werden. "Der Schutz ist die Impfung", sagt der Gemeindebrandinspektor und unterstreicht: "Wir sind froh über jeden, der geimpft ist." Aber die Einsatzkräfte müssen jetzt berücksichtigt werden. Sie sind Tag und Nacht für ihre Mitmenschen da. Und das soll auch so bleiben. Handeln ist angesagt, aber es werde "nicht mal drüber gesprochen" sind Reinhardt und viele der aktiven Kameradinnen und Kameraden einfach sauer auf die Behörden und politischen Verantwortlichen auf den diversen Ebenen. (Hans-Hubertus Braune) +++

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