Stadt zieht erste Bilanz

Eine Woche Modellregion Alsfeld - und am Freitag könnte schon Schluss sein

Ein wenig Leben in der Alsfelder Innenstadt: Seit vergangenen Donnerstag hat dort der Einzelhandel wieder offen.
Symbolbilder: O|N / Luisa Diegel

15.04.2021 / ALSFELD - Seit einer Woche kann man in Alsfeld mit einem negativen Corona-Test wieder shoppen gehen. Denn die Stadt wurde vom Land Hessen als eine von drei Modellkommunen ausgewählt. Nun zieht Alsfeld in einer Pressekonferenz eine erste Bilanz - und diese fällt sehr positiv aus. Doch ein großer Wermutstropfen bleibt: Denn das Projekt könnte bereits am Freitag abgebrochen werden.



Denn der Vogelsbergkreis liegt am Mittwoch mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 217,7 unter den Top 5 Corona-Landkreisen in ganz Hessen. Und sollte dieser Wert auch in den nächsten beiden Tagen so hoch sein, könnte am Freitag das Projekt "Modellregion" schon abgebrochen werden. Denn dies war ein Kriterium für die Öffnungsschritte des Landes Hessen. Bürgermeister Stephan Paule berichtet, dass er sich im Vorfeld mit dem Vogelsberger Gesundheitsamt abgestimmt hat: "Und dieses meldet, dass auch die Inzidenz am Donnerstag über 200 liegen wird."

Donnerstag letzter Tag?

Dann blickt man gespannt auf den Donnerstagnachmittag: Denn da könnten erste Zahlen schon eine Tendenz geben, wie hoch der Inzidenzwert am Freitag sein ist. Die Einzelhändler sollen dann von der Stadt informiert werden - wenn der Wert wieder über 200 liegt, wird das Projekt bereits am Freitag abgebrochen. 

Ursprünglich sollte die "Modellregion" bis zum 1. Mai laufen. Doch sollte sich der Wert an drei aufeinanderfolgenden Tagen wieder unter 200 befinden, will die Stadt das Projekt auf jeden Fall fortsetzen. Das würde die Einzelhändler freuen, denn die Rückmeldungen an die Stadt Alsfeld waren gut: "Alle - die Einzelhändler als auch die Kunden - sind bislang sehr verantwortungsvoll mit der Situation umgegangen", so Wirtschaftsförderer Uwe Eifert. Nichts werde auf die leichte Schulter genommen, alle Hygienevorschriften werden eingehalten. 

Auch durch die Kapazitäten in Alsfeld von 600 Tests am Tag konnte ein großes Überlaufen der Stadt verhindert werden. In den drei Testzentren wurden bis Dienstag 3.175 Testungen durchgeführt - davon waren 26 Tests positiv, wie Bürgermeister Paule berichtet.

Ein Abbruch wäre für die Stadt, aber auch für die Einzelhändler "sehr schade". Denn durch das Modellprojekt war außerdem eine große Motivation da, sich testen zu lassen. Und auch wenn in Alsfeld die Zahlen rückläufig sind, gelten die aktuellen Werte des gesamten Kreises. "Wir spielen nach den Regeln."

Bundesinfektionsgesetz könnte Strich durch die Rechnung machen

Nach den Regeln müsste die Stadt Alsfeld auch spielen, wenn - unabhängig von Inzidenzwerten - das Bundesinfektionsgesetz geändert wird. Denn wenn die Verordnung in den kommenden Tagen in Kraft tritt und Modellversuche darin keine Rolle spielen, kann die Stadt schon vor dem 1. Mai einen Haken an die ganze Sache setzen. 

Ob Bundeslockdown oder eine Inzidenz von 200: Für den Alsfelder Einzelhandel wäre eine erneute Schließung ein herber Rückschlag. Denn schon vor dem Projekt Modellregion war der Unmut bei den Händlern groß, warum eine Parfümerie nicht öffnen darf, eine Drogerie jedoch ohne Test und Kontaktverfolgung schon. Bürgermeister Paule kann diesen Unmut nachvollziehen: "Wenn die Regierung einen harten Lockdown will, dann muss es alle betreffen." Bei einer Öffnungsperspektive solle man alle Einzelhändler mit den gleichen Hygieneregeln auch gleich behandeln, so die Sicht des Bürgermeisters.

Und vor allem, weil das Projekt Modellregion und die damit zusammenhängende Inzidenz in Alsfeld zeigt: Ein besonderes Risiko einer Ansteckung im Einzelhandel konnte - zumindest in Alsfeld - nicht beobachtet werden. (Luisa Diegel) +++

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