Erhalt des Kulturgutes "Blasmusik"

Übung vor dem Bildschirm: "Die Döngesmühler" musizieren in Krise weiter

Die Kamera läuft: Damit das Blasorchester nicht aus der Übung gerät, wurde ein digitales Übungsprogramm auf die Beine gestellt.
Fotos: privat

16.04.2021 / FLIEDEN - Der Musikverein Döngesmühle in Flieden (Landkreis Fulda) kann auf eine lange Tradition zurückblicken - seine Geschichte reicht bis ins Jahr 1914 zurück. Das Blasorchester mit mehr als 50 Aktiven steht aktuell vor neuen Herausforderungen. "Nachdem zu Beginn des Jahres klar wurde, dass wir auf absehbare Zeit nicht zu einem normalen Probenalltag zurückkehren können, überlegten wir uns, wie wir das aktive Orchestergeschehen nun am besten gestalten", so der musikalische Leiter und Dirigent Oliver Krah gegenüber O|N. Die Alternativlösung: ein digitales Übungsprogramm.



Virtuelle Übungsformate per Videochats mit einer solch großen Gruppe schienen dabei eher ungeeignet. "So haben mein Stellvertreter Dirk Jestädt und ich ein digitales Übungsprogramm entwickelt, mit dem wir in regelmäßigen Abständen unser gesamtes Orchester einschließlich Gesangsgruppe, Schlagzeugregister und die Mitglieder des Jugendorchesters gleichermaßen erreichen können. Inhaltlich unterstützt werden wir von unserem Schlagzeuger und langjährigen Ausbilder Guido Larbig", erklärt Krah. 

Sein Stellvertreter Dirk Jestädt ergänzt: "Inhaltlich orientieren wir uns zunächst an den Themen, die für alle Musiker und Sänger wichtig sind - in erster Linie die Atmung. Neben theoretischen Grundlagen bekommen die Aktiven anschauliche Übungen gezeigt, wie man mit wenig Aufwand ein großes Ergebnis erzielen kann." Der zweite Schwerpunkt liege bei den Übungen mit dem Instrument. Hierbei werde erneut die Theorie mit der Praxis verbunden. "Tonleiterübungen, die sich neben der Flexibilität in den verschiedenen Tonarten auch sehr gut für das Üben und Kontrollieren der Luftführung eignen, werden zur Veranschaulichung von uns vorgespielt. Ergänzt werden die von uns selbst produzierten Clips von im Internet verfügbaren Übungsvideos, die vorab zeitaufwendig gesichtet werden mussten."

Positives Feedback: Videos sind Ansporn zum Üben

Seit Februar erhält jedes aktive Vereinsmitglied inklusive des Jugendorchesters die Gelegenheit, in einem zweiwöchigen Abstand, Anregungen für das strukturierte Üben zuhause zu bekommen. Eine Auswertung der Videoaufrufe habe ergeben, dass der überwiegende Teil des Orchesters die Videos gesehen und sich am Programm beteiligt hat. "Wir sind positiv überrascht über diesen guten Zuspruch", lautet das Fazit der Initiatoren. Auf Nachfrage bei einzelnen Aktiven bestätigt sich dieses Bild. Der allgemeine Tenor: Das Programm helfe, am Ball zu bleiben und grundlegende Spieltechniken immer wieder aufzufrischen. Die Begeisterung am Musizieren könne so in Corona-Zeiten weiter erhalten bleiben. Trotz dieser temporären Übergangsform wird ein Wunsch immer deutlicher: Endlich wieder gemeinsam mit allen anderen zu musizieren.

Online-Angebot hält Musiker auf gewohntem Niveau

"Nach der ersten Phase mit elementaren Übungsanregungen folgt bald die zweite", verrät Krah. Das Ziel: die inhaltliche Erarbeitung von Musiktiteln. "Mittelfristig streben wir eine Überleitung in den echten Probebetrieb in Kleingruppen und Open-Air mit dem gesamten Orchester an." Mit dem neuen Online-Angebot kommt die Spielpraxis der Musiker jedoch erstmal nicht zu kurz. "Die rege Beteiligung und die Tatsache, dass wir aufgrund der Pressemeldungen Anfragen von benachbarten Vereinen und Orchestern zu unserem Projekt erhalten, bestärkt uns, dass wir auf einem guten Weg sind, die 'Döngesmühler' gut durch die Pandemie zu führen. Wir hoffen, dass wir bald unsere Zuhörer auf gewohntem Niveau mit einem guten Sound live unterhalten können", so der 51-Jährige. (mkr) +++

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