Viel Lob und Anerkennung

Nach 24 Jahren im Amt sagt Bürgermeister Manfred Koch: "Ich habe fertig"

Sein herzhaftes Lachen ist ein Markenzeichen von Manfred Koch, rechts seine Ehefrau Doris
Fotos: Dennis Hess

21.11.2022 / KIRCHHEIM - 24 Jahre Bürgermeister einer Kommune? In der heutigen Zeit fast schon ein Wunder. Wo doch manch Kommunalpolitiker das parteipolitische Werkzeug des Abwahlantrags für sich entdeckt zu haben scheint. Siehe Alheim, siehe Motten. Ob hier wie dort berechtigt oder nicht, das soll an dieser Stelle nicht bewertet werden.



Manfred Koch (SPD) kann das alles egal sein. Nach 24 Jahren im Amt als Bürgermeister von Kirchheim (Landkreis Hersfeld-Rotenburg) freut er sich jetzt, insbesondere auf Enkeltöchterchen Alicia und die gemeinsame Zeit mit Ehefrau Doris. Am Donnerstagabend wurde Koch von zahlreichen Weggefährten gewürdigt und verabschiedet. Die Kirchheimer Blasmusik spielte auf, ein Bürgermeister ließ sogar die heimische Stadtverordnetenversammlung für die Feier im Bürgerhaus der Autobahngemeinde sausen.

Kirchheim - eine Gemeinde mit schönen Ortsteilen und dem ursprünglichen Kernort samt Schloss. Aber auch eine Gemeinde, wo der Verkehrswahnsinn mit täglich über 90.000 Fahrzeugen auf den nahen Autobahnen A 4, A 5 und A 7 hautnah zu spüren ist. Welche Kommune mit rund 4.000 Einwohnern hat schon fünf Tankstellen, zwei Fastfood-Restaurants, die meisten Elektro-Ladestationen der Region und drei Klamottenläden?

Eine spannende Kommune mit ebenso vielen Herausforderungen

Eine spannende Kommune mit ebenso vielen Herausforderungen. "Willst Du glücklich sein im Leben, schenke Freude, schenke Glück, denn die Freude, die wir geben, kehrt ins eigene Herz zurück", zitierte Koch einen Kalenderspruch, welchen er sich eingeprägt habe. "Nun ist der Bürgermeister nicht immer der Verkünder froher Botschaften, trotz allem habe ich versucht, auch in schwierigen Situationen Lösungen zu finden, zu helfen und den Humor dabei nicht zu verlieren. So hoffe ich, dass ich das ein oder andere Mal auch im ernsten Alltag für etwas Spaß und Freude sorgen konnte. Heute Abend wurde mir auf jeden Fall wieder viel Freude geschenkt", sagte Koch in seiner abschließenden Rede.

Zahlreiche Ehrengäste mit Landrat, Bürgermeistern und Vereinen

Die Kreisspitze mit Landrat Torsten Warnecke und der Erste Beigeordnete Dirk Noll würdigten Koch. So habe der Bürgermeister mit seiner Hartnäckigkeit erfolgreich für die Lärmschutzwände entlang der Autobahn gekämpft. Allein wer mal am Sportplatz von Kirchheim war, kennt den Radau der Autobahn. Von Schätzungen bis Gutachten und dem Bau - ein langer Weg. Koch selbst nannte als für ihn wichtige Projekte unter anderem den Neubau der Kläranlage und die Erweiterung der Kindertagesstätte, die Ansiedlung von Lloyd, Puma und Trigema und viele Kilometer Straßen und Kanäle, die erneuert und saniert wurden. "Bei dieser Aufzählung möchte ich die Dorferneuerungsprogramme in Heddersdorf, Rotterterode und Goßmannsrode nicht unerwähnt lassen", sagte der ehemalige Bürgermeister.

Doktor Nico Ritz lässt Stadtverordnetenversammlung sausen

In der langen Liste der Grußworte blickten die Vertreter der Fraktionen aus dem Gemeindeparlament, der Verwaltung, dem Bauhof, der Kindertagesstätte, der Kirchen und Vereine auf die gemeinsame Zeit mit ihrem Bürgermeister zurück. Neben dem ehemaligen Bürgermeister Walter Glänzer (Neuenstein) und dem Bürgermeister Klaus Wagner (Oberaula) hat auch der Bürgermeister Doktor Nico Ritz (Kreisstadt Homberg Efze) für die touristische Arbeitsgemeinschaft Rotkäppchenland (TAG), sowie der Leader Region Knüll gesprochen. Bei der TAG ist Koch bis zur Wahl eines Nachfolgers noch erster Vorsitzender, und in der Verbandsversammlung des Zweckverbandes Knüll war Koch Vorsitzender der Verbandsversammlung. "Kollege Dr. Ritz führte in seiner Rede aus, dass zum gleichen Zeitpunkt im Moment die Stadtverordnetenversammlung in Homberg tagt. Ihm war es aber wichtig, bei meiner Verabschiedung anwesend zu sein", sagte Koch gegenüber OSTHESSEN|NEWS.

Auch die Kreisspsitze der Feuerwehren waren mit dem Vorsitzenden vom Kreisfeuerwehrverband Thomas Specht, mit Kreisbrandinspektor Marco Kauffunger und Gemeindebrandinspektor Andreas Schmier angerückt. Durch den Kreisfeuerwehrverband wurde Koch die silberne Sankt-Florians-Medaille am Bande für die Förderung des Brandschutzes überreicht.

Zusammenhalt unter Bürgermeistern

"Ich spreche heute für deine ehemalige Kollegin Katja Gonzales-Contreras sowie deinen ehemaligen Kollegen aus dem Landkreis Hersfeld-Rotenburg sowie als Nachbarbürgermeister aus Niederaula", sagte Thomas Rohrbach. Der Kreissprecher der Bürgermeisterin und der Bürgermeister hatte in seiner launigen Rede so manche Anekdote parat. Er sprach von der freundschaftlichen Zusammenarbeit, den gemeinsamen Treffen im Alten Forsthaus in Niederaula oder den Bürgermeisterfahrten.

Kühlen Kopf in der Nacht bewahren

Dort fungierte Koch als Vorsitzender und Kassierer: "Danke im Namen von Katja, allen Kollegen und ehemaligen Kollegen für die geleistete Arbeit. Die Arbeit als Kassierer ist wichtig und Du musstest manchmal auch zu späterer Stunde noch einen kühlen und klaren Kopf behalten. Damit verbunden war natürlich die Aufsicht bis zum Schluss, damit wir keinen verlieren. Dabei habe ich dir gerne attestiert. Morgens mussten wir dann versuchen, jede Minute Schlaf vor dem Frühstück zu bekommen", sagte Rohrbach. "Danke auch im Namen von Volker Jaritz für die Mitfahrgelegenheit zu auswärtigen Veranstaltungen", so der Bürgermeister. "Deine ruhige, besonnene Art hat dir viel Anerkennung und auch den einen oder anderen Vorsitz in Verbänden und Vereinigungen eingebracht. Deine Tätigkeiten wurden weit über die Gemeindegrenzen hinaus anerkannt", sagte Rohrbach und freute sich über den privaten Zusammenhalt und Freundschaft, die auch künftig erhalten bleiben soll.

"Stolz wie Oskar auf das Enkelchen"

In seinen Dankesworten schloss Koch seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Vereinsvorstände und viele mehr ein. Und selbstverständlich seine Familie: "Hier möchte ich insbesondere meine Frau Doris erwähnen, die mir immer den nötigen Freiraum gegeben hat, den Rücken stärkte und mir bei vielen Veranstaltungen eine treue Begleiterin war und ist. Dabei musste Sie und meine geliebte Tochter Jasmin auch auf vieles verzichten. Umso mehr freut es mich, dass Du, Jasmin mit Dennis Deine große Liebe gefunden hast, und die Opas, Omas und Uroma sind auf die kleine Alicia, für die ich nun wesentlich mehr Zeit haben werde, stolz wie Oskar", sagte Koch.

"Ja, so schließt sich der Kreislauf des Lebens. Mir war es immer wichtig, den Menschen in unserer Gemeinde auf Augenhöhe zu begegnen. Ich habe immer daran gedacht, dass jeder Schreibtisch zwei Seiten hat und habe versucht, mich in die Situation des Menschen auf der anderen Seite zu versetzen. Ich hoffe, dass mir dies öfters gelungen ist. Nach 24 Jahren als erster Diener der Gemeinde Kirchheim kann ich nun sagen: Ich habe fertig!"

Zu seinem Nachfolger wurde Axel Schmidt (CDU) gewählt. Koch sagte angesichts der aktuellen Herausforderungen in der Welt: "Aktuell scheint es, als ob das Rad der Geschichte sich besonders schnell drehen würde und die Mitfahrer vor nie zu erwartende Aufgaben und Herausforderungen stellt. Herausforderungen für die ich meinem Nachfolger Herrn Bürgermeister Schmidt und den Vertretern der politischen Gremien im wahrsten Sinne des Wortes viel Energie, Ausdauer und ein glückliches Händchen wünsche."

Nach dem offiziellen Teil wurde nach überlieferten Berichten noch ein paar Stündchen in die Nacht hinein gefeiert. Das gehört einfach dazu, wie das herzhafte Lachen von Manfred Koch. (Hans-Hubertus Braune) +++

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