Fronleichnam bei antonius

Vier Altäre von vier Jubilaren

Fronleichnam bei Antonius in Fulda
Fotos: privat

08.06.2023 / FULDA - Bei strahlendem Sonnenschein füllte sich um 10 Uhr die sogenannte "Bleiche", der Innenhof des antonius Campus, mit Gottesdienstbesuchern. Viele waren gekommen, um gemeinsam mit Pater Thomas und den Schwestern vom Orden "Dienerinnen der Armen" Fronleichnam, das Fest der "Kommunion" also der sogenannten "Gemeinschaft" zu feiern.

In diesem Jahr ging es dabei gleichzeitig um vier verschiedene Ehrentage: : 400 Jahre Franziskaner auf dem Frauenberg, 120 Jahre Grundsteinlegung Haupthaus, 25 Jahre St. Antonius-Stiftung und 20 Jahre Haus Martha. An vier, durch die Schwestern liebevoll geschmückten Altären, konnte man mehr über die einzelnen Jubilare erfahren.

400 Jahre Franziskaner

Bruder Gerhard Busche stellte den Altar der Franziskaner vor. Er berichtete, dass am 31. März 1623 sechs Franziskaner vom Severiberg aus der Altstadt auf den Frauenberg bei Fulda zogen. In der Stadt war es zu eng und zu laut. Der Fürstabt der Benediktinerabtei von Fulda hatte die Franziskaner 1620 nach Fulda geholt, um dort den katholischen Glauben durch Predigt und Seelsorge zu erneuern und zu festigen. So überließ er den Franziskanern den Frauenberg zur Nutzung – in der Überlassungsurkunde heißt es: "…bis sich etwas Besseres findet." So sind die Franziskaner inzwischen 400 Jahre auf dem Frauenberg.

Mit antonius verbindet die Franziskaner eine gemeinsame Geschichte seit der Gründung des Antoniusheimes vor 120 Jahren. Immer war ein Pater vom Frauenberg Seelsorger für alle, die bei antonius leben und arbeiten. Seit sechs Jahren haben die Franziskaner und antonius eine Kooperation – das "Projekt Zukunft Frauenberg". Busche berichtet: "Wir Franziskaner brauchen zum Erhalt des Frauenberges finanzielle und vor allem personelle Unterstützung. So haben wir 2017 die Klostertüren geöffnet und inzwischen arbeiten viele Menschen mit und ohne Behinderung im Gästehaus, dem Cafe Flora, der Küche, der Wäscherei, der Schneiderei und im Klostergarten. So leben wir Franziskaner zwar am Rande der Innenstadt, aber wir leben und arbeiten inklusiv und gemeinsam mit vielen Menschen. Unser Motto heißt dabei: "Jeder ist willkommen! Wir hoffen, dass das sehr lange so weitergehen kann, denn es passt gut zum Grundanliegen der Franziskaner und dem von antonius."

120 Jahre Grundsteinlegung Haupthaus

Der nächste Altar wurde von Volker Eichenauer, Leiter Bau und Haustechnik bei antonius, vorgestellt. Nach der Gründung der Lioba Stiftung im Jahre 1902 bildete sich im Februar 1903 ein Komitee, mit Maria Rang an der Spitze, das bald einen Bauplatz oberhalb der Stadt, im Münsterfeld, aussuchte und den Bau, zunächst nur des Ostflügels, nach den Plänen des Architekten Fritz Adam vorantrieb. Einheimische Handwerksbetriebe sollten die Ausführung und Fertigstellung bis November 1904 gewährleisten. Bei der feierlichen Grundsteinlegung im September 1903 wurde der Wunsch formuliert, dass die "Sammlerinnen von milden Beiträgen überall ein warmes Herz und eine offene Hand" finden. Der Apell sollte auf fruchtbaren Boden fallen. Die Schwesternchronik berichtet über "ansehnliche Beträge in der Hauskollekte" sowie über eine "rührende, großartige und konfessionsübergreifende Beteiligungen der Bevölkerung an dem Werk" in Form von Einrichtungsgegenständen, Wäsche, Lebensmitteln und vielem mehr. Am 1.Oktober 1904 wurde das Antoniusheim im Beisein des Landeshauptmanns von Hessen feierlich eröffnet. Elf Jungen und neun Mädchen wurden aufgenommen und von drei Schwestern betreut.In den Jahren 1906/1907 sowie 1929/1930 wurde das Gebäude fertiggestellt das die Bürger Fuldas heute als "das Haupthaus" kennen.

Nach vielen Jahrzehnten einer wechselvollen Geschichte beherbergt das Haupthaus heute fünf Wohngemeinschaften, zahlreiche Apartments für ambulant begleitetes Wohnen, die gesamte Verwaltung, eine Kapelle, den Wohnbereich für die Ordensschwestern und eine Turnhalle. Mit der Bleiche zusammen bildet das Haupthaus heute den lebendigen Mittelpunkt von antonius. "Ich bin mir sicher, dass die maßgebenden Personen von damals, an aller erster Stelle natürlich Fr. Maria Rang, stolz auf Ihr Werk wären", so Eichenauer.

25 Jahre Stiftung

Und auch Gerhard Möller, Vorsitzender der St. Antonius-Stiftung, war gekommen, um zusammen mit Martha Nuhn, aus der Geschäftsführung von antonius, an einem der Altäre das 25. Jubiläum der St. Antonius-Stiftung vorzustellen. "Seit 25 Jahren ist die St. Antonius- Stiftung als Förderstiftung aktiv. Sie bildet die Brücke zur Fuldaer Bürgerschaft. Die Stiftungsmitglieder haben sich im Laufe der Zeit verändert, aber das Ziel hat sich nicht verändert, sich gemeinsam für eine inklusiver Zukunft für alle Menschen einzusetzen."

Gemeinsam mit antonius zeigte sie Bedarfe in der Förderung von Menschen mit Behinderungen auf und entwickelte Projekte in allen Bereichen des Lebens. In den 25 Jahren seit der Gründung wurden insgesamt schon neun Projekte gefördert.

1998 Kinderhaus
2001 Goretti Haus
2003 Zitronenfalter
2007 Lebensbaum
2009 Startbahn
2011 Startbahn – und weiter geht's
2014 ambinius
2017 Frauenberg
2021 er:wachsen

Möller lud alle Gottesdinestbesucher ein, beim Hoch oben Gottesdienst in der kommenden Woche auf dem Frauenberg oder diesjährigen Patronatsfest am Sonntag, 18. Juni, noch einmal in Ruhe die Projekte der St. Antonius-Stiftung in Augenschein zu nehmen.

20 Jahre Haus Martha


Christian Bayer, Mitglied der Geschäftsführung bei antonius, erzählte der Gemeinde mehr über das Jubiläum von Haus Martha. "Frau Rang hat vor vielen Jahren nicht nur ein Ort für benachteiligte Menschen geschaffen, sondern auch die Selbstversorgung der Menschen war ihr ein großes Anliegen.Selbstversorgung hat immer etwas mit Essen und Trinken und mit dem Verkauf von Produkten zu tun.Die Küche, die Bäckerei und auch die Metzgerei waren - einige Kolleginnen und Kollegen werden sich erinnern – im Keller des Haupthauses angesiedelt. Irgendwann wurde alles zu klein, die gesetzlichen Anforderungen änderten sich und es wurde ein Neubau geplant und gebaut."

Vor 20 Jahren, im Jahr 2003, sind die Bereiche aus dem Keller in einen Neubau eingezogen. Es war eine große Herausforderung den Umzug zu bewältigen und abzuschließen.Schwester Maria Virgo war es damals wichtig, auch diesem Neubau einen Namenspatron oder eine Patronin zur Seite zu stellen. Die Patronin war schnell gefunden: die Hl. Martha. Die hl. Martha ist die Patronin der Häuslichkeit; der Hausfrauen, Hausangestellten, der Köchinnen, Wäscherinnen und Arbeiterinnen, Gastwirte, Hoteliers und Hotelangestellten. "Wer passt also besser als die Hl. Martha zu diesem Neubau.Haus Martha ist in den 20 Jahren zu einem Kommunikationsort auf dem Gelände von antonius geworden. Wir sind der Eingang für viele Besucher und Gäste bei antonius. In Haus Martha trifft man sich auf ein gutes Gespräch, zu Festlichkeiten und Feierlichkeiten, man kann gute eigene Produkte kaufen oder einen Kaffee auf den Terrassen genießen."

"Jesus ist was für jeden Tag"


Und auch Pater Thomas ging in seiner Predigt auf das Thema Jubiläen ein und stellte einen Bezug zur Bibel her. Alle 50 Jahre, so heiße es in der Bibel, sollen sich die Menschen darauf besinnen, dass vor Gott alle gleich sind, dass alle immer wieder von vorne mit dem Gleichen anfangen. "Diese Vision muss stehen bleiben, auch wenn sie so nie eintritt, denn es gibt einen Gott, dem wir alle gleich wichtig sind.Jesus ist was für jeden Tag, nicht nur Sonntags von zehn bis elf. Und das feiern wir, wenn wir den Menschen um uns herum immer wieder eine Chance geben." Nach dem Gottesdienst, der durch schwungvolle Musik umrahmt war, hatten alle Gottesdienstbesucher noch die Gelegenheit bei einem kühlen Getränk zusammen zu kommen. (pm) +++

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