Wenn jede Sekunde zählt

Reanimationstraining im Team in Bad Kissinger Krankenhaus

Volle Konzentration während der Simulation: Bei der Übergabe gilt der Fokus dem Patienten.
Fotos: Helios

06.12.2022 / BAD KISSINGEN - Bei lebensbedrohlich verletzten Menschen zählt in der notfallmedizinischen Versorgung jede Sekunde. Daher ist es oft von zentraler Bedeutung, zügig einen Gefäßzugang zu legen, um Medikamente und Infusionslösungen zu verabreichen. Dazu wird im Helios St. Elisabeth-Krankenhaus Bad Kissingen trainiert.



Die Punktion von Venen kann im Ernstfall durch verschiedene Umstände jedoch erschwert werden, weswegen man auf eine sogenannte intraossäre Punktion zurückgreifen kann. Bei dieser können Medikamente- und Infusionen über eine spezielle Nadel z.B. am oberen Schienbein in lokaler Betäubung durch den Knochen direkt in das Knochenmark gegeben werden.

Beispielsweise sind speziell bei Kindern und Säuglingen Venen so fein, dass sie nicht immer sicht- oder tastbar sind. Auch bei einer Unterkühlung oder bei Patienten im Schockzustand nach schweren Verletzungen oder Verbrennungen, sowie einer Herz-Lungen-Wiederbelebung (Reanimation) ist die Venensuche am Einsatzort oft schwierig. In derartigen lebensbedrohlichen Notfällen kann die Anwendung des "Knochenbohrers" (intraossäre Punktion) helfen, zeitnah eine rettende Medikamenten- und Infusionstherapie durchzuführen. Dieses Vorgehen ist bereits über medizinische Leitlinien fester Bestandteil der Notfallmedizin und wird daher regelmäßig trainiert.

Etabliertes Verfahren

Was früher eher eine Ausnahmesituation war, ist heute dank des Fortschritts in Theorie und Praxis im notfallmedizinischen Alltag zu einem etabliertem Verfahren geworden, obwohl der herkömmlichen Venenpunktion natürlich Vorrang gewährt wird. Damit bei Notfallpatienten die intraossäre Punktion sicher und effektiv durchgeführt werden kann, wurde im Helios St. Elisabeth-Krankenhaus Bad Kissingen dieses Verfahren im Rahmen eines Reanimationstrainings an Knochenmodellen trainiert. Der von der Bayerischen Landesärztekammer zertifizierte Workshop diente in erster Linie der Notfallsimulation einer Reanimation und richtete sich an die Notärzte, Fach- und Assistenzärzte und die Anästhesiepflegekräfte der Klinik, sowie den Rettungsdienst. Eingebunden waren Mitarbeitende des BRK Bad Kissingen und Hammelburg, um die Schnittstelle Notfallaufnahme in einer Simulation gezielt gemeinsam zu trainieren. Anwesend waren neben Bad Kissinger Notärzten auch der neue Chefarzt der Anästhesie und Intensivmedizin Dr. med. Bernhard Rübsam, der neue Chefarzt der interdisziplinären Notaufnahme MUDr. Jakub Jezek, der Leitende Oberarzt der Unfallchirurgie Dr. med. Frank Wanka sowie der Leitende Notarzt Dr. med. Ralph Brath aus Bad Kissingen.

"Schockraumalarm"

Im Rahmen eines simulierten "Schockraumalarms" wurden verschiedene Szenarien der Patientenversorgung geübt, so z. B. ein Patient mit schweren Brustkorbverletzungen nach Sturz oder ein Elektriker nach einem Stromunfall. Ziel des Trainings war es, auf Stresssituationen zu reagieren und im Team effektiv zusammen zu arbeiten. Folglich lautete auch das Motto der Veranstaltung: Dreamteams are made, not born. "Durch realitätsnahe Simulationen erzeugen wir bewusst Stress, um die Teams in Ihrer Kommunikationsfähigkeit im Ernstfall zu schulen. Es ist für uns eine große Freude, nach der langen pandemiebedingten Pause wieder gemeinsam zu trainieren!", so Steffen Trautmann, leitender Oberarzt für Anästhesie und Intensivmedizin im Helios St. Elisabeth-Krankenhaus Bad Kissingen, der zusammen mit Oliver Fehr, Fachpfleger für Anästhesie dieses Seminar leitete. "Übung macht den Meister! Wir sind hier, um zu lernen und mittels Feedback unsere Notfallteams zu optimieren." Weitere Kursinhalte bei dieser praktischen Reanimationsübung waren Teamkommunikation, Teamleadertraining im Notfall, Atemwegsübungen sowie das Legen eines intraossären Zugangs. All das konnte interaktiv und lebensnah an einer speziellen lebensgroßen Trainingspuppe trainiert werden.

"Wir freuen uns auf weitere gemeinsame Übungen mit dem Rettungsdienst, Notärzten und den Mitarbeitenden des Helios St. Elisabeth Krankenhauses Bad Kissingen" meinte abschließend der Leitende Oberarzt der Unfallchirurgie Dr. med. Frank Wanka. (pm) +++

Oberarzt Steffen Trautmann zeigt, wie man einen intraossären Zugang legt.

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