Zerlegebetrieb-Bau sorgt für Anwohner-Aufregung: "Wir haben große Bedenken"
Die Anwohner sind verärgert: Angrenzend an das Wohngebiet soll ein Zerlegebetrieb entstehen.
Fotos: Maria Franco
22.01.2021 / GROßENLÜDER -Ein Konflikt ist entflammt: In der Gemeinde Großenlüder (Landkreis Fulda) herrscht Unmut unter den Anwohnern eines Wohngebietes mit Familien unweit des Rewe-Marktes. Ein Fleischerei- und Zerlegebetrieb der Firma Gies soll in unmittelbarer Nähe zur Wohnbebauung entstehen - gerade einmal 25 Meter würden den Betrieb vom ersten angrenzenden Haus trennen. Damit nicht genug: Auch die Informationspolitik der Gemeinde lässt laut Kritikern zu wünschen übrig. Im Lüdertalboten sei die 'frohe Botschaft' verkündet worden. "Wir wurden bei der Entscheidung nicht mit ins Boot geholt. Für uns ist die Situation nun sehr unglücklich", erklärt Diana Ziegler stellvertretend für ihre Nachbarn.
Noch ist von dem geplanten Vorhaben nichts zu sehen. Von der Straße "Pappelweg" folgt der Ausblick auf eine grüne Wiesenfläche. Doch damit könnte bald Schluss sein. "Ich wohne seit 15 Jahren hier - wir waren eine der ersten Familien, die hier gebaut haben", so die 51-Jährige im Gespräch gegenüber OSTHESSEN|NEWS. Großenlüder habe stets mit einer hohen Wohn- und Lebensqualität geworben. "Von daher können wir diesen Schritt nicht nachvollziehen."
Viele Sorgen: Lärm- und Geruchsbelästigung und Wertminderung
Der neue Standort des Fleischerei- und Zerlegebetriebes bereitet den Anwohnern Sorgen. Zwar werde die Zufahrt zum Gebäude von der Straße weiter oben erfolgen, Bedenken gebe es jedoch trotzdem. "Wir haben Angst, dass der Geräuschpegel durch Lkw, die anliefern und beladen, steigt - und das Tag und Nacht." Zusätzlich soll eine Räucheranlage entstehen. "Dadurch könnte eine zusätzliche Geruchsbelastung entstehen, vor allem im Sommer." Auch eine Catering-Küche ist im Gespräch. Ein weiterer Dorn im Auge der Anwohner: "Wir müssen dann mit einer Wertminderung unserer Grundstücke und Häuser rechnen - wer will schon neben einem Zerlegebetrieb wohnen?"
Bauvorhaben über Amtsblatt erfahren: "Wie ein Schlag ins Gesicht"
Die Betroffenen sind vom Vorgehen der Gemeinde enttäuscht. "Wir wurden nicht im Vorfeld über dieses Bauprojekt informiert. Nur durch Zufall haben wir davon erfahren." Über das Amtsblatt wurde die Öffentlichkeit über eine Widerspruchsfrist unterrichtet. Das Ganze sei wie ein Schlag ins Gesicht gewesen. "Wir haben eine Unterschriftsaktion auch in den umgrenzenden Wohngebieten gestartet und fristgerecht zum 15. Januar unseren Widerspruch eingelegt." Die Antwort stehe noch aus. "Wann das Bauvorhaben umgesetzt werden soll, wissen wir ebenfalls nicht", konstatiert Ziegler.
"Natürlich haben wir auch Verständnis, dass sich das in der Ortsmitte befindliche Unternehmen jetzt vergrößern will. Aber, dass der neue Standort so nah an uns grenzen soll, ist schwer zu begreifen", lautet das gemeinsame Fazit der Nachbarschaftsrunde.
Fleischerei Gies: Momentan keine Stellungnahme
O|N hat daraufhin bei Firma Gies angefragt. In einer schriftlichen Antwort lehnt Inhaber Hans-Georg Gies unsere Interview-Anfrage vorerst ab: "Wir möchten, da es sich um ein laufendes Bauleitverfahren der Gemeinde Großenlüder handelt, zum jetzigen Zeitpunkt keine Stellungnahme dazu abgeben."
Statement Gemeinde Großenlüder
Bürgermeister Werner Dietrich antwortet auf das Thema wie folgt: "Es handelt sich um ein laufendes Bauleitverfahren, das von der Gemeindevertretung auf den Weg gebracht worden ist. Deshalb besteht derzeit keine Veranlassung für ein Statement." Ergänzend heißt es: "An der L 3141 befindet sich bereits ein Speditionsbetrieb, ein Getränkehandel und eine KfZ-Reparaturwerkstatt. Außerdem befindet sich gegenüber der große Rewe-Supermarkt und die Rossmann-Drogerie. Die Bundesstraße selbst führt direkt vorbei, also soll die geplante Metzgerei mit höchsten Betriebs- und Nachbarschutzauflagen im Bereich dieser Einrichtungen und Betriebe entstehen und nicht im Wohngebiet."
Sehen Sie mehr zu den Sorgen der Anwohner in unserem O|N-Video. (Maria Franco) +++