Kommentar von Luisa Diegel

Sechs Impfzentren öffnen - und der ländliche Raum wird mal wieder vergessen!

Für einen Pieks müssen die über 80-Jährigen derzeit nach Fulda pendeln. Das Impfzentrum in der Alsfelder Hessenhalle hat weiterhin geschlossen.
Symbolbild: Pixabay

19.01.2021 / REGION VB - Am heutigen Dienstag beginnt in Hessen die Phase 2 beim großen Impfen gegen das Corona-Virus. Doch erst einmal werden die über 80-Jährigen nur in sechs regionalen Impfzentren geimpft: Kassel, Gießen, Fulda, Frankfurt, Wiesbaden und Darmstadt.


Es ist ja schön, dass das Impfen nun auch endlich in Deutschland Fahrt aufnimmt. Aber warum wird der ländliche Raum selbst bei diesem so wichtigen Thema mal wieder von den Städten abgehängt und von Wiesbaden im Stich gelassen?

Die Senioren im Vogelsberg sind sauer! Während bereits seit Mitte Dezember das Impfzentrum in der Alsfelder Hessenhalle startklar für 1.000 Impfungen gegen das Corona-Virus am Tag wäre, dürfen sich die Vogelsberger dort derzeit nicht impfen lassen. Grund dafür sei der momentan zu geringe Impfstoff. Prompt wird dieser eben auf sechs regionale Impfzentren in den größten hessischen Städten verteilt.

Zu Recht herrscht Unverständnis bei den Älteren: Denn die über 80-Jährigen aus dem kompletten Vogelsbergkreis müssen vorerst alle ins Impfzentrum nach Fulda kommen. Für die aus Wartenberg oder Schlitz wahrscheinlich weniger schlimm - für die aus Homberg, Alsfeld oder Mücke aber schon. Denn von dort müssen die Senioren Strecken von bis zu 90 Kilometer nach Fulda auf sich nehmen. 

Falsches Signal aus Wiesbaden

Ein richtiges und wichtiges Zeichen aus Wiesbaden wäre gewesen, wenn man die vorhandene Menge an Impfstoff an alle Impfzentren in Hessen aufgeteilt hätte. So wie es Landrat Manfred Görig schon gesagt hat: "Wir können doch reduziert beginnen - zum Beispiel an zwei Tagen pro Woche, um die über 80-Jährigen im eigenen Kreis impfen zu können. Sie müssten dann nicht den langen Weg nach Fulda in Kauf nehmen."

Wie sollen sie dies denn auch tun? Welche Senioren sind mit über 80 noch so fit und mobil, dass sie sich einfach mal bequem ins Auto setzen, um entspannt nach Fulda zu fahren? Impflotsen, die die Menschen beim Transfer unterstützen sollen, hin oder her. Für viele kranke Senioren ist eine solche Tortur einfach nicht zumutbar! Und genau diese Menschen brauchen den Impfstoff doch am dringendsten.

Und so zieht sich der rote Faden weiter: Während die Menschen, die in oder nahe den großen Städten wohnen, auch hier klar im Vorteil sind, fühlt sich der ländliche Raum zurecht einmal mehr abgehängt!

Impftourismus in Zeiten von Regelungen und Klimakrise

Dennoch: Viele Senioren aus dem Vogelsbergkreis sind sich einig - sie werden die lange Strecke ins Fuldaer Impfzentrum nicht auf sich nehmen. Sie warten ab, bis die Hessenhalle endlich öffnet. Recht haben sie! 

Wer erklärt uns diesen "Impftourismus", wie es die Freien Wähler genannt haben, während gleichzeitig die 15-Kilometer-Regelung in Fulda und im Vogelsberg gilt? Und in Zeiten von Klimakrise und CO2-Steuer ist das wohl auch nicht der richtige Weg, liebe Politik! (Luisa Diegel) +++

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