Auch Landrat plädiert für Öffnung

Impfzentrum längst startklar aber noch immer zu: Senioren sind sauer!

Das Impfzentrum in der Alsfelder Hessenhalle ist längst startklar. Bislang wurde hier jedoch kein Mensch gegen das Corona-Virus geimpft.
Archivfoto: O|N / Luisa Diegel

16.01.2021 / ALSFELD - Vielen Vogelsberger Senioren, die sich gegen das Corona-Virus impfen lassen möchten, sind sauer: Denn obwohl seit Mitte Dezember das Impfzentrum in der Alsfelder Hessenhalle startklar ist, müssen sie ab Dienstag erst einmal für den Pieks gegen das Virus nach Fulda fahren. Denn aufgrund der noch geringen Impfstoffmenge sind ab dem 19. Januar in Hessen nur sechs Zentren in Betrieb - das in Alsfeld bleibt erst einmal zu. Das sorgt bei vielen Senioren im Kreis für Kopfschütteln - auch bei der 84-jährigen Hertha W.



"Ich wohne in Mücke, wäre also innerhalb kürzester Zeit in Gießen", erklärt die Rentnerin im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. Denn auch das Impfzentrum in Gießen-Heuchelheim gehört derzeit zu den wenigen in Hessen, die bereits ab Dienstag impfen dürfen. Doch falls Hertha W., die aufgrund ihres Alters und einer Krankheit zur Corona-Risikogruppe gehört, in den nächsten Tagen einem Termin zum Impfen bekommt, muss sie nach Fulda. "Das sind 90 Kilometer für eine Fahrt - und einen Pieks. Und dann muss ich ja nochmal hin, für die zweite Impfung."

Darüber, dass die Vogelsberger für die Corona-Impfung derzeit den teils langen Weg in den Fuldaer Landkreis auf sich nehmen müssen, kann die Rentnerin nur mit dem Kopf schütteln. Aber viel mehr Unverständnis hat sie dafür, dass gerade in dieser Zeit so viele Leute aus einem Landkreis in den anderen "pilgern": "Das muss doch nicht sein - nicht, wenn wir hier vor Ort ein eigenes Impfzentrum haben", sagt sie.

Zustimmung findet die Rentnerin bei vielen O|N-Lesern: Denn in den letzten Tagen erreichen uns etliche Nachrichten verzweifelter Senioren, die diesen Schritt der Politik, erst einmal sechs Impfzentren in Hessen zu öffnen, überhaupt nicht nachvollziehen können. 

Auch Landrat Görig will Impfzentrum in Alsfeld öffnen

Unterstützung gibt es von Landrat Manfred Görig. Denn auch ihm geht das mit dem Impfen alles viel zu langsam. Er forderte schon am Dienstag in einer Presseerklärung, dass das Impfzentrum in Alsfeld so schnell wie möglich öffnet. "Wir könnten, da derzeit noch nicht genügend Impfstoff geliefert wird, doch reduziert beginnen - zum Beispiel an zwei Tagen pro Woche, um die über 80-Jährigen im eigenen Kreis impfen zu können. Sie müssten dann nicht den langen Weg nach Fulda in Kauf nehmen", schlägt er vor. Sobald dann mehr Impfstoff in Hessen zur Verfügung stehe, könnte das Impfzentrum wie geplant an sieben Tagen in der Woche in Betrieb nehmen. 

Problem: Auch wenn der Vogelsberger Landrat dafür ist - alleine kann dies der Landkreis nicht entscheiden: Denn Görig muss auf das grüne Licht aus Wiesbaden warten, um das Impfzentrum in der Alsfelder Hessenhalle zu öffnen.

"Wir warten"

Nach langem Überlegen hat sich Rentnerin Hertha dazu entschieden, sich erst einmal nicht impfen zu lassen. "Ich möchte warten, bis das Impfzentrum in Alsfeld geöffnet hat", sagt sie uns. Denn der Weg und das Risiko, nach Fulda zu fahren, ist ihr in dieser Situation einfach zu weit und zu hoch. "Diese Meinung haben auch viele in meinem Bekannten- und Freundeskreis", berichtet sie. "Wir warten, bis das Impfzentrum in Alsfeld geöffnet hat."

Ärgern tut sie sich aber dennoch: "Ob das von der Politik in Zeiten der Corona-Pandemie wirklich der richtige Weg ist?" (Luisa Diegel) +++

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