Fünf Gaststätten mit großer Bier-Geschicht

Feucht-fröhlicher Gang durch die Stadt - Premiere für "Braustätten-Führung"

Einen Schnelldurchgang durch 10.000 Jahre Bier-Geschichte gab Stadtführer Michael Adam am Stadtrelief auf dem Oberen Rathausplatz.
Fotos: Michael Adam

28.09.2020 / BAD HERSFELD - "Hersfeld kann auf eine lange und stolze Brau-Tradition zurückblicken – selbst wenn heute keine mehr der ehemals fünf großen Brauereien in der Stadt Bier erschafft. An der großen Tradition ändert dies nichts – und wir sind, bei aller Trauer, stolz auf diese erfolgreiche Geschichte." Mit diesen Worten beendete Stadtführer Michael Adam eine ganz besondere Führung: "Braustätten in Hersfeld". Zweimal folgten je 15 Neugierige den Spuren der Bierherstellung in Hersfeld und alle waren begeistert darüber, was sie alles über die Brau-Tradition in Hersfeld erfuhren.


Nach einer Einführung in 10.000 Jahre Biergeschichte und einem Einblick in die vielen verschiedenen Möglichkeiten, mit Wasser, Getreide und Kräutern Bier zu brauen, besuchte die Gruppe die erste historische Brauerei Peter Wolff und verkostete zunächst einen guten Schluck Engelhardt-Bier, bevor Adam die Geschichte des "Alten Brauhauses" und die der "Städtischen Brauordnung" aus dem Jahre 1600 erläuterte. Die Gruppe erfuhr, was die "Lollsfreiheit" war und warum das städtische Brauhaus 1831 zu einem Theater umgewandelt worden war.

Weiter ging es dann zum ehemaligen Brauhaus der Gebrüder Jean und Wilhelm Steinweg, dessen Gewölbekeller 1981 ausgebaut, derzeit aber wohl nicht von der "Raucher-Gaststätte" genutzt wird. Im Hinterhof ist ein denkmalgeschützter ehemaliger Eiskeller erhalten. Dritte Station war die ehemalige Brauerei Georg Hermann Sauer. In dieser Brauerei startete Wilhelm Engelhardt 1860 seine Karriere in Hersfeld. Adam erzählte, dass die dazugehörige Gaststätte am letzten Tag des 2. Weltkrieges in Hersfeld, am 31. März 1945, durch einen Granateinschlag abbrannte und das angrenzende "Hirschberger Haus" aus 1580 ebenfalls vom Feuer vernichtet wurde. Ein guter Schluck Binding-Pils half über den Schmerz hinweg und Adam heiterte die Gäste auf mit dem Bericht vom "Hersfelder Bierstreik von 1878".

Station vier führte zu einem prachtvollen Renaissance-Fachwerkhaus von Johannes Weber aus 1600. Hier war die Brauerei Witwe Steinweg angesiedelt. Auch diese überlebte, ebenso wenig wie Peter Wolff und Gebrüder Steinweg, die Wirtschaftskrise nach dem 1. Weltkrieg nicht und Engelhardt übernahm die Kundschaft.

Engelhardt-Brauerei: Durch zwei Weltkriege mit Mühe hindurch gekommen nahm die Brauerei am Wirtschaftswunder teil und erlebte einen enormen Aufschwung, so Adam. "In der Spitze, 1968, wurden hier 125.000 Hektoliter Bier gebraut", berichtete er. Dann kam die Binding, kaufte Engelhardt 1970, schloss 1972 die Produktion und riss die Brauerei 1974 ab. Die Stadt Bad Hersfeld erwarb das Areal und baute hier "ein entsetzliches Parkhaus", so der Stadtführer. Er munterte seine Gäste im Inneren, der heutigen "Klosterschänke" mit Klosterbier, Brezel, Schnurren und Geschichten auf und erzählte aus der Zeit des "Saufhauses", also der ersten Blütezeit der Brauerei. (pm) +++

Die ehemalige Brauerei der Gebrüder Jean und Wilhelm Steinweg, bekannt als “Marktschänke“ ist heute eine sehr beliebte Raucher-Kneipe.

Einstmals eine große und stolze Brauerei, „Peter Wolff“, heute beliebte Gastwirtschaft mit Engelhardt-Bier: Das „Alte Brauhaus“

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