Von Pontius zu Pilatus

Vorbildliche Urlaubsrückkehrerin will sich testen lassen - und scheitert!

Es könnte so eine Urlaubsidylle sein, wenn da nicht die Sorge wäre, nach der Rückkehr womöglich jemanden zu infizieren
Montage: Marius Auth

08.08.2020 / SÜDTIROL/FULDA - Der nachfolgend im Wortlaut veröffentlichte Hilferuf eines Fuldaer Ehepaars erreichte uns am Freitag per Mail aus Südtirol. Hier hat sich ein Reiserückkehrerpaar ganz offenschtlich intensiv darum bemüht, alles richtig zu machen und sich vorsichtshalber versucht, mit einem Coronatest für Sicherheit auch ihrer Mitmenschen zu sorgen. Doch die Versuche gleichen einer Odyssee und bleiben bislang ergebnislos. Hier der Bericht vom Freitag:

Immer weiter geschickt - kein Erfolg



"Mein Mann und ich werden am Sonntag Abend aus dem Urlaub in Südtirol wieder zurückkommen. Jetzt habe ich versucht, Informationen zu bekommen, wo wir uns vorsichtshalber testen lassen können, bevor wir mit unseren Eltern bzw. Schwiegereltern (über 80 bzw 90 Jahre alt) in Kontakt treten.

Zuerst erkundigte ich mich bei unserem Hausarzt -  die testen nicht selbst, wegen räumlicher Probleme, was ich gut verstehen kann. Ich wurde an die Teststelle im Klinikum verwiesen. Sie sagte aber auch, ich könnte mich bei der Telefonnummer 116 117 erkundigen, ob es Termine für den Test dort gibt, weil eventuell mittlerweile mehr Betrieb dort ist. Außerdem sagte sie, dass die Praxis Dr. S. testet.

Also rief ich die 116 117 an, wo es nur verschiedene Ansagen zum Thema gab. Nächster Versuch war beim Klinikum direkt, dort bekam ich die Info, ich müsste mich erst beim Gesundheitsamt melden und könnte dann am Montag zum Testen kommen. Also nächster Anruf beim Gesundheitsamt, nach sehr langer Wartezeit hatte ich einen Herrn in der Leitung der mir sagte, das wäre alles falsch, was man mir bisher gesagt hätte: Da wir nicht in einem Risikogebiet sind (was ich aber bei allen anderen Stellen auch schon gesagt hatte), bräuchten wir ja eigentlich gar nicht zu gehen. Und ohne Symptome ja auch nicht.... Und wenn, dann in eine Arztpraxis, die Tests macht. Das wäre in Fulda die Praxis Dr. S. und die Praxis Dr. M. Ich sollte dort anrufen. Also nächster Anruf bei Praxis Dr. M., weil die für uns besser erreichbar ist. Dort bekam ich gesagt, wir seien ja keine eigenen Patienten, sie wüssten nicht, ob sie neue Patienten aufnehmen (was ich ja auch nicht wollte), außerdem kommen wir nicht aus einem Risikogebiet (jaaaa..., weiß ich!), außerdem sollen wir ins Klinikum (?!? Wollten wir eigentlich....), und außerdem ist das eine private Leistung, heißt: selber bezahlen. Abschließend machte sie mir das Angebot am Montag nochmals anzurufen, dann wisse sie vielleicht mehr.
So, und was machen wir jetzt?

Wir sind immer noch guten Willens, uns testen zu lassen und würden es auch selbst bezahlen. Aber wo?
Also so richtig weiß keiner Bescheid. Ich habe wirklich Bedenken, dass das so klappt mit den freiwilligen Tests, so werden die Leute von den Tests eher abgehalten und Leute die Verantwortung übernehmen möchten, werden vergrault... Das ist also unsere Erfahrung, vielleicht können Sie durch eine Veröffentlichung die zuständigen Stellen animieren eine Leitlinie zu erstellen an der sich alle orientieren können.

Viele Grüße aus unserem wohl verdienten Urlaub (was ja auch einige Leute verurteilen, ich weiß...)"

Soweit die Mail unserer Leserin. Unser Versuch, ad hoc zu klären, welche Stelle tatsächlich für solche Fälle (keine Symptome, nicht aus einem Riskogebiet zurückgekommen) zuständig ist, war am Freitagnachmittag äußerst schwierig. Die Pressestelle des Landkreises, zuständig für das Gesundheitsamt, erklärte dazu, selbstverständlich hätten die Betroffenen das Recht, sich kostenlos testen zu lassen. Der Sprecher des Klinikums äußerte sein Bedauern über die vielfachen Fehlversuche der Betroffenen und konnte keinen Fehler an deren Vorgehen feststellen. "Aus meiner Sicht haben sie alles richtig gemacht", sagte er. Allerdings sei der Ärztliche Bereitschaftsdienst unter der Nummer 116 117 speziell während der Zeiten erreichbar, wenn die Arztpraxen geschlossen seien. Eine Anfrage dort ergab, dass sich die Betroffenen an eine der niedergelassenen Schwerpunktpraxen für eine freiwillige Testung wenden sollten. Bei der Suche hilft das Internet unter https://arztsuchehessen.de/arztsuche/arztsuche.php?page=erweiterteSuche  Im Zweifelsfall kann der behandelnde Arzt auch eine Überweisung für das Testcenter ausstellen. 

Wir werden die Leserin auf ihrer äußerst komplizierten Suche nach einem freiwilligen Test weiter begleiten und berichten, ob und wie sie schließlich ans Ziel gelangt ist. Eins steht fest: wenn nächste Woche die Hessen zum Ende der Sommerferien vermehrt aus dem Urlaub zurückkommen, könnten sich solche Irrwege wie die unserer Leserin häufen - keine guten Aussichten. (Carla Ihle-Becker)+++

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