Fünf Top-Konzerte im Fuldaer Dom

Internationaler Orgelsommer mit renommierten Virtuosen

Hochklassige Virtuosen spielen beim Fuldaer Orgelsommer im Fuldaer Dom
Archivfoto: O|N/Jonas Wenzel (Yowe)

02.07.2020 / FULDA - Sonnige Aussichten für Freunde der Orgelmusik. Am kommenden Sonntag (5. Juli) beginnt im Dom zu Fulda der diesjährige Internationale Orgelsommer. Viele Freunde der "Königin der Instrumente" hatten es nicht zu hoffen gewagt. Erneut ist es dem künstlerischen Leiter Domorganist Prof. Hans-Jürgen Kaiser gelungen ausnehmend renommierte Interpreten für Auftritte in Fulda zu gewinnen, denn die Veranstaltungsreihe hat in der Fachwelt einen ausgezeichneten Ruf. An fünf Sonntagen im Juli und August werden die Gast-Organisten die große Orgel des 300 Jahre alten Barockdoms zum Klingen bringen. 



"Es freut uns sehr, dass wir auch unter den besonderen Bedingungen der noch nicht ausgestandenen Pandemie unsere Konzerte im Dom stattfinden lassen können. Der Dom ist groß genug, um den Abstandsregeln gerecht zu werden", sagt Domorganist Prof. Hans-Jürgen Kaiser. Die großen Konzerte des seit vielen Jahren stattfindenden Internationalen Orgelsommers ergänzen das über viele Monate laufende Angebot der halbstündigen samstäglichen Orgelmatineen.  

Kaiser weiter: "Unsere Konzertreihe genießt in Musikkreisen weit über die Domstadt hinaus einen exzellenten Ruf, auch in unseren Nachbarländern. Dafür nehmen die von mir verpflichteten Orgelvirtuosen die oftmals weite Anreise gerne auf sich. Wir gehen davon aus, dass die Freunde der Orgelmusik aus Fulda und Umgebung an den exquisiten Klangerlebnissen ihre Freude haben werden." 
 

Fünf Konzerte mit hochklassigen Virtuosen 

 
Das Auftaktkonzert am 5. Juli 2020 gestaltet der Initiator und künstlerische Leiter der Konzertreihe persönlich. Hans Jürgen Kaiser ist seit 1989 Domorganist in Fulda und kennt das Instrument besser als jeder andere. Er studierte Schul- und Kirchenmusik sowie das Konzertfach Orgel an den Hochschulen Mainz, Mannheim und Saarbrücken und hat einen Lehrauftrag für Improvisation/Liturgisches Orgelspiel und Orgelliteraturspiel an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz. Hier wurde er 1995 zum Universitätsprofessor für Orgelimprovisation berufen. Kaiser ist Orgelbeauftragter des Bistums Fulda, hat zahlreiche Tonträger eingespielt und ist gefragter Konzert-Organist.  

Sein erstes Stück, Maurice Duruflés Suite op. 5, ist ein spektakuläres Orgelwerk. Es folgen ein Werk des eher selten gespielten Komponisten Gottlieb Muffat (gest. 1770) sowie Johann Sebastian Bachs Choralbearbeitung "Allein Gott in der Höh‘ sei Ehr" und danach die 5. Symphonie von Vierne, die mit einem spektakulären Finale schließt. Orgelkenner wissen, dass dieses technisch sehr schwierige Werk an den Virtuosen höchste Anforderungen stellt  

Zwei Wochen später, am 29. Juli, kommt Paolo Crivellaro nach Fulda. Der italienische Organist hat in der internationalen Orgelszene einen klangvollen Namen. Seit 2001 ist er Professor für künstlerisches Orgelspiel an der Universität der Künste Berlin und hatte Gastprofessuren an bekannten ausländischen Hochschulen inne, darunter Paris, Prag, Helsinki, Amsterdam, Seoul und Tokyo. 

Crivellaros Programm reicht vom Hochbarock bis in die Neuzeit: von Jean-Adam Guilain über drei Stücke von Johann-Sebastian Bach über Max Reger (Praeludium d-Moll und Maki Ishii ("Lost Sounds II") bis hin zu Frank Liszt ("Ich hatte viel Bekümmernis") und Bert Matter ("Von Gott will ich nicht lassen"). 

Der Künstler, der das Konzert am 2. August bestreitet, ist gebürtiger Österreicher. Johannes Zeinler (geb. 1993) wurde schon als Jugendlicher im Fach Orgel an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien aufgenommen. Später studierte er Orgel und Klavier in Wien und verbrachte ein Studienjahr in Toulouse. Derzeit befindet er sich im Masterstudium an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Johannes Zeinler kann bereits große Wettbewerbserfolge vorweisen. So gewann er u.a. 2018 den prestigeträchtigen "Grand Prix de Chartres". 

Johannes Zeinler beginnt ganz "klassisch" mit der berühmten Passacaglia von Johann Sebastian Bach und lässt das vielleicht bedeutendste Werk von Anton Heiller erklingen: die berühmte Tanz-Toccata. Das Konzert schließt mit dem Jubilar Louis Vierne, 1870 geboren. Dessen bedeutendes Orgelwerk gehört zu den Schwerpunkten des diesjährigen Orgelsommers.  

Das sonntägliche Konzert am 16. August wird von Dominique Levacque (Paris) bestritten. Der blinde Virtuose gehört zu einer Linie bedeutender blinder Organisten, die ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Er absolvierte das angesehene nationale Konservatorium in Paris und unterrichtet seit 2002 Orgel, Klavier und Harmonielehre am staatlichen nationalen Blindeninstitut in Paris. Zudem ist Levaque "Organiste titulaire" der Kirche Saint-Symphorien in Versailles 

Dominique Levacque interpretiert in seinem Konzert zwei Großwerke, die jeweils die Hälfte des Programms ausmachen: Die spielerisch hoch anspruchsvolle "Assumptione op. 57" von Charles Tournemire (1870 – 1939) und die hochbedeutende Symphonie Nr. 6, die letzte der Symphonien von Louis Vierne (1870 – 1937). 

Beim finalen Konzert des diesjährigen Internationalen Orgelsommers am 30. August zeigt ein weiterer Franzose sein Können: Thomas Lacôte. Als Titularorganist an der Kirche Trinité in Paris bekleidet er eine der renommiertesten Organistenstellen Frankreichs und der Welt. Lacôte ist in vielen musikalischen Feldern tätig, sowohl als Komponist, Imrovisator, Konzertorganist, Musikforscher und Unterrichtender. 2019 erhielt er den bedeutenden Kompositionspreis der SACEM (Société des Auteurs et Compositeurs Dramatiques). 

Thomas Lacôte, der in Orgelkreisen als "Komet" gilt,  ist zum ersten Mal im Fuldaer Dom zu hören und präsentiert ein Programm französischer Provenienz: Anknüpfend an die große Tradition der Orgelmusik von Franck und Tournemire (u. a. Abschnitte aus dem berühmten Zyklus "L’Orgue Mystique"), erklingen Stücke aus dem Spätwerk von Olivier Messiaen, dem Zyklus "Livre du Saint Sacrement", die sich auf Eucharistie und Auferstehung beziehen. Dazwischen stellt Lacôte eigene Kompositionen und gestaltet eine Improvisation.  

Programm für ein breites Publikum 

 
"Mit unseren Sonntagskonzerten im Dom richten wir uns an Kenner wie auch an Laien. Man braucht keine Vorkenntnisse der Orgelliteratur, um sich am großen Klangspektrum der Königin der Instrumente zu erfreuen", betont Prof. Kaiser.  

Auch in diesem Jahr dürften die Freunde der Orgelmusik wieder auf ihre Kosten kommen. Schließlich ist der Hohe Dom zu Fulda für seine exzellente Akustik bekannt. Die große Orgel mit 72 Registern auf 4 Manualen und einem Gehäuse aus dem frühen 18. Jahrhundert, zeitgleich mit dem Dom gebaut, gilt als ein hervorragendes Instrument. Der Klangreichtum der Orgel wurde einem breiten Publikum durch zahlreiche Konzerte und CD-Aufnahmen erschlossen. Die zahlreichen von Domorganist Hans-Jürgen Kaiser eingespielten hochklassigen CD-Produktionen trugen maßgeblich dazu bei. 

Die Konzerte beginnen an den fünf Sonntagen jeweils um 16:30 Uhr und finden im Rahmen des Kultursommers Main-Kinzig-Fulda statt. Der erhobene Kostenbeitrag ist mit jeweils 7 Euro (ermäßigt 4 Euro) gemessen am Niveau der Interpreten sehr günstig. Ein Programmheft, erhältlich an der Tageskasse oder als Download, gibt ausführliche Informationen zu den Interpreten sowie den ausgewählten Komponisten und Werken.  

Weitere Informationen unter www.orgelmusik.bistum-fulda.de        

AUF EINEN BLICK:
5. Juli: Hans-Jürgen Kaiser, Fulda/Mainz 
19. Juli: Paolo Crivellaro, Berlin 
2. August: Johannes Zeinler Hamburg/Wien 
16. August: Dominique Levaque, Paris 
30. August: Thomas Lacôte, Paris  

Beginn jeweils 16:30 Uhr. Alle Konzerte finden an einem Sonntag statt und dauern jeweils eine gute Stunde. Die Sitzplätze sind markiert, um die vorgeschriebenen Abstände einzuhalten. (pm)+++

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