Konsum wieder ankurbeln?

Niedrigere Mehrwertsteuer sorgt für gemischte Gefühle bei Unternehmern

Die Mehrwertsteuersenkung soll das Kaufverhalten der Kunden wieder anregen.
Foto: picture alliance/Geisler-Fotopress

02.07.2020 / REGION - Die Corona-Krise hat die deutsche Wirtschaft hart getroffen. Die Bundesregierung versucht dem entgegenzuwirken und der Konjunktur einen Schub zu geben. Das Ziel: Das Konsumverhalten der Kunden in diesen Zeiten wieder anzuregen. Ab dem 01. Juli gilt nun eine niedrigere Mehrwertsteuer, sie wurde von 19 auf 16 Prozent gesenkt. Wie stehen die Unternehmer und Geschäfte zu der Änderung? Profitieren die Verbraucher davon? OSTHESSEN|NEWS hat sich umgehört. 


Am Montag wurde das neue Corona-Konjunkturpaket beschlossen. Bis zum 31. Dezember 2020 wird die Mehrwertsteuer reduziert. Der reguläre Steuersatz sinkt dabei von 19 Prozent auf 16 Prozent, der ermäßigte Steuersatz von sieben auf fünf Prozent. Laut den Angaben der Bundesregierung sind die Unternehmen jedoch nicht dazu verpflichtet, die niedrigere Mehrwertsteuer an die Kunden weiterzugeben. 

Heimat-Betreiber am Buttermarkt: "Wir setzen das Konzept nicht um"

Inhaber der Heimat-Location Paul Pawlowski-Rothenbücher erklärt: "Wir geben die Mehrwertsteuer nicht an die Kunden weiter." Nach dem Lockdown habe es die ganze Branche erwischt. "Wir müssen selber hart kämpfen in diesem Jahr. Kleine Cent-Beträge, die der Kunde letztendlich spart, lohnen sich für uns nicht. Bei größeren Investitionen macht es mehr Sinn." Außerdem erschweren die krummen Zahlen die Wechselgeldrückgabe. Die Betreiber der Restaurant-Bar planen stattdessen spezielle Aktionen für die Gäste. 

Heurich Getränkehandel: "Der Fokus liegt auf den Kunden"

Firmenchef Matthias Heurich vom Getränke-Fachgroßhandel Heurich aus Fulda spricht sich grundsätzlich für das Konjunkturpaket der Bundesregierung aus. Doch sei das Ganze gut gemeint, jedoch schlecht umgesetzt. "Schwierig gestaltet sich das Ganze bei Kleinartikeln. Außerdem ist die Frist von einem halben Jahr nicht wirklich zielführend - eine größere Zeitpanne würde da vielleicht mehr bringen." Der Fokus läge in der Firma auf der Kundschaft: "Wir wollen Neu- und Stammkunden mit Rabatten und Aktionen belohnen." 

Jaroschenko Heizung und Sanitär: "Vieles musste umgestellt werden"

Anja Jaroschenko von der Firma "Jaroschenko Heizung & Sanitär" in der Frankfurter Straße sieht der Neuerung mit gemischten Gefühlen entgegen. "Es war für uns ein Mehraufwand, das System in der kurzen Zeit umzustellen", so die Geschäftsführerin. Bei Baustellen und Sanierungen seien meist Festpreise ausgemacht. Zum Stichtag des 30. Juni mussten alle Leistungen abgerechnet und für den neuen Monat umgestellt werden. Ob das Ganze sinnvoll ist, werde sich zeigen. "Bei einer Sanierung des Bads machen sich drei Prozent natürlich bemerkbar." 

Fahrrad Keller: "Die Mehrwertsteuersenkung kann bei Fahrrädern einen Anreiz schaffen"

Die Corona-Pandemie habe den Fahrradhandel glücklicherweise nicht so sehr in Mitleidenschaft gezogen. "Viele meiden die öffentlichen Verkehrsmittel, wollen aber trotzdem mobil sein. Auch für Urlaubsreisen innerhalb Deutschlands wird auf Fahrräder zurückgegriffen", so Christine Kaiser, Frau des Inhabers vom "Fahrrad Keller" in der Petersberger Straße. Das Unternehmen gibt die Senkung der Mehrwertsteuer an die Kunden weiter. Gerade im Bereich der Fahrräder könne sich die Ersparnis lohnen, vor allem bei E-Bikes werde ein Anreiz geliefert. Wie sich die Änderung auf das Kaufverhalten auswirken werde, sei jedoch noch nicht klar. (Maria Franco) +++

X