Schluss mit der "Spanischen Rhön"

Das Stadtcafé schließt nach 12 Jahren: Baitingers ziehen Bilanz

Daniela und Stefan Baitinger haben das Stadtcafé fast 12 Jahre lang betrieben
Fotos: Carina Jirsch

25.05.2020 / HÜNFELD - „Wir waren echt lange hier, natürlich tut es jetzt weh zu schließen.“ Stefan Baitinger steht Samstagmittag im Stadtcafé, blickt sich noch einmal um. „Da drüben, die Tische zum Beispiel, die habe ich selbst gemacht“, erzählt er stolz. „Also zumindest die Platten.“ Mit viel Herzblut hatte das Ehepaar Baitinger vor knapp 12 Jahren das Café in der Hünfelder Innenstadt renoviert. Nun wurde der Pachtvertrag nicht verlängert, Ende Mai ist Schluss mit der „Spanischen Rhön“.



„Unsere Eltern fanden den Laden anfangs überhaupt nicht gut“, erzählt der Gastronom und lacht. „Aber Dani und ich waren vom ersten Moment an begeistert.“ Niemand, meint er, hätte sich zu der Zeit vorstellen können, was man aus dem Lokal alles machen könnte. „Nur eben wir. Man muss einfach selbst überzeugt sein und etwas richtig gut finden, dann kommt auch der Erfolg.“  

In der vielen Jahren an der Hauptstraße haben die beiden zahlreiche Stammgäste gewonnen. „Einige sind zu echten Freunden geworden.“ Dass das beliebte Café nun schließt, hätte manche Kunden schwer getroffen. „Da gibt es welche, die sind fast jeden Abend zu uns gekommen, haben in drei Stunden nur ein Bier getrunken und geschaut. Das waren die, die sich hier fast wie zuhause gefühlt haben.“

Aber nicht nur Baitingers Gäste wurden von der bevorstehenden Schließung überrascht, auch das Ehepaar selbst ahnte nichts von der Kündigung. „Es gab keine Anzeichen, der Besitzer des Hauses hat nie etwas in dieser Richtung angedeutet.“ Die Corona-Krise und die Maßnahmen zur Einschränkung der Pandemie nahmen den beiden nun auch noch die Möglichkeit, richtig Abschied zu feiern. „Das war jetzt halt schon ziemlich doof, denn ursprünglich dachten wir, wir könnten bis zum Schluss wie gewohnt auflassen und es nochmal richtig krachen lassen.“

Auch wenn die große Sause jetzt ausbleiben muss, rührt das Verhalten von Gästen uns Freunden die beiden Kneipiers sehr. „Wir haben wahnsinnig viel Zuspruch erhalten, sogar handgeschriebene Briefe wurden uns geschickt. Das war ziemlich toll.“ Angebote, wie es für die beiden in Zukunft weitergehen könnte, seien auch dabei gewesen. „Im Moment stehen wir leer da, wieder eine Gastronomie zu übernehmen, können wir uns aber aktuell nicht vorstellen.“

Wie es für die beiden Eheleute, die das Stadtcafé mit viel Liebe führten, weitergeht, steht in den Sternen. „Langweilig wird es uns erstmal nicht, wir haben drei Kinder im Homeschooling-Alter“, scherzt Baitinger. Sicher sei bisher nur, dass man den Cateringservice behalten wolle. „Und vielleicht können wir unsere Gäste ja auch bald wieder auf einem Fest begrüßen.“ Denn darauf hoffen die Baitingers: „Wieder auf Festen mit einem Stand vertreten zu sein, dass würde uns schon gut gefallen.“ (mr) +++

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