Corona-Krise im Non-Food-Handel

Schutzschirmverfahren für Galeria Karstadt Kaufhof

Seit dem 18. März sind auf behördliche Anordnung hin sämtliche Warenhäuser geschlossen.
Symbolbild O|N

05.04.2020 / FULDA - Die Geschäftsführung von Galeria Karstadt Kaufhof hat vor dem Amtsgericht Essen einen Antrag auf Einleitung eines Schutzschirmverfahrens gestellt. Dies gilt auch für die Tochtergesellschaft Karstadt Sports. Das Gericht hat dem Antrag stattgegeben. Ziel ist es, Galeria zu schützen. Die harten wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise für den innerstädtischen Non-Food-Handel und die langwierige Umsetzung staatlicher Hilfe über die Hausbank haben diesen Schritt notwendig gemacht. 



Die bestehende Geschäftsführung behält im Rahmen des Schutzschirmverfahrens die Kontrolle. Sie wird dabei durch den erfahrenen Restrukturierungsexperten Arndt Geiwitz als Generalbevollmächtigter unterstützt. Außerdem hat das Gericht dem Antrag des Unternehmens auf Einsetzung des Sachwalters Dr. Frank Kebekus entsprochen. Ziel des Schutzschirmverfahrens in Eigenverwaltung ist die Nutzung bestehender rechtlicher Möglichkeiten, um die behördlich angeordneten Filialschließungen und die damit verbundenen hohen Umsatzausfälle ohne eine massive Neuverschuldung zu bewältigen.

Miguel Müllenbach, CFO von Galeria Karstadt Kaufhof: „Das Schutzschirmverfahren ist der richtige Schritt in die Zukunft. Aus Verantwortung für das Unternehmen, seine Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten und auch für die deutschen Innenstädte.“ Mit Beginn der Krise Anfang März ist der Umsatz dramatisch zurückgegangen. Seit dem 18. März sind auf behördliche Anordnung hin sämtliche Warenhäuser geschlossen. Jede Woche verliert Galeria Karstadt Kaufhof so mehr als 80 Millionen Euro Umsatz, während wesentliche Kosten weiterlaufen. Bis Ende April wird sich der Umsatzausfall auf mehr als eine halbe Milliarde Euro summieren.

Zur Neuausrichtung der innerstädtischen Warenhäuser von Galeria Karstadt Kaufhof hatte Gesellschafter SIGNA in den letzten Monaten bereits mehr als 500 Millionen Euro investiert. Zusätzlich hat SIGNA in dieser Woche zur Unterstützung des Unternehmens noch einmal weitere 140 Millionen Euro überwiesen. Miguel Müllenbach: „Wir haben uns ab dem ersten Tag des Shut Down mit aller Kraft auch um die versprochene staatliche Hilfe bemüht. Wir wertschätzen die Zusagen der Politik für Unternehmen in dieser historischen Krise sehr, sie sind unverzichtbar. In der Umsetzung der staatlichen Garantien kommt jedoch den Geschäftsbanken die entscheidende Rolle zu. Dieser Prozess ist sehr bürokratisch, kostet wertvolle Zeit, ist mit zusätzlichen Hürden verbunden – und hat deshalb
einen ungewissen Ausgang. Dies zeigten die Gespräche mit unserer langjährigen Hausbank. Auf
eine Lösung können wir aber nicht noch weitere Wochen der Krise warten, sondern müssen jetzt
handeln.“

Im Schutzschirmverfahren wird die langjährige Geschäftsführung die Restrukturierung nun fortsetzen und das Unternehmen zukunftsfähig neu aufstellen. Der Gesellschafter SIGNA wird weiter wie bisher zu seiner Verantwortung stehen und zusätzliche Beträge in dreistelliger Millionenhöhe zur Verfügung stellen. Miguel Müllenbach: „Die Sanierung und Zusammenführung der Warenhäuser von Galeria Karstadt Kaufhof war vor dieser Krise auf einem sehr guten Weg. Wir haben uns dieser historischen Aufgabe gestellt und sehr hart daran gearbeitet, dem Warenhaus in der deutschen Innenstadt eine langfristige Zukunft zu geben. Digitalisierung, moderne Logistik, Cross-Channel, neue Sortimentsformate – auf vielen Feldern haben wir in wenigen Monaten enorme Fortschritte erzielt. Unser Unternehmen war durch die Beiträge unseres Gesellschafters de facto schuldenfrei, die eingeleiteten Maßnahmen zeigten Wirkung. Das Unternehmen hatte sich durch den Zusammenschluss von Karstadt und Galeria Kaufhof zukunftsfähig neu konstituiert. Für das laufende Geschäftsjahr rechneten wir wieder mit einem Ebitda von mehr als 100 Millionen Euro. Nun tun wir unter dem Schutzschirm alles dafür, dass wir diesen Weg weitergehen können. Das werden wir auch schaffen!“

Dabei geht es uns natürlich vor allem um die mehr als 28.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch um zehntausende Arbeitsplätze bei langjährigen Lieferanten, Dienstleistern und Partnern. Miguel Müllenbach: „Unsere Mannschaft ist bereit, bei Wiedereröffnung der Häuser sofort wieder für unsere außergewöhnlich treuen Galeria Karstadt Kaufhof Kunden da zu sein. Wir wollen und werden auch in Zukunft einen entscheidenden Beitrag für den Fortbestand lebendiger Innenstädte in Deutschland leisten.“ (pm) +++



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