Frau mit fünf Messern getötet

Angeklagter schweigt noch immer - grauenhafte Details vor Gericht

Auf diesem Parkplatz in Künzell wurde die 52-Jährige mit fünf Messern erstochen
Fotos: O|N

18.01.2020 / FULDA - Auch am vierten Verhandlungstag im Prozess um den Mord mit fünf Messern an einer 52-Jährigen aus Künzell schwieg der angeklagte Ehemann des Opfers zur Tat und seinem Motiv. Mehrfach hatte dessen Verteidiger angekündigt, dass sich sein Mandant zum Mordvorwurf der Anklage äußern wolle - bis jetzt schweigt der 55-Jährige aber weiter. Doch wie bereits am letzten Prozesstag bat er, seine im Gerichssaal anwesenden Kinder etwas fragen zu dürfen. Das wurde erneut abgelehnt. Die Geschwister werden als Nebenkläger von zwei Rechtsanwälten vertreten. Sie würdigten den ihnen gegenüber sitzenden Vater auf der Anklagebank keines Blickes.



Am 14. Juni 2019 hatte der arbeitslose 55-Jährige seine Frau unter dem Vorwand, sie zur Arbeit in einem Supermarkt fahren zu wollen, in seinen PKW gelockt, in dem er bereits fünf Messer deponiert hatte. Nachdem seine Ehefrau den Sicherheitsgurt angelegt hatte, soll der Angeklagte zu einem entlegenen Parkplatz in Künzell gefahren sein und sie mit insgesamt fünf Messerstichen, gerichtet gegen Hals und Bauchbereich, getötet haben. Die Stiche erfolgten mit solcher Wucht gegen die hilflos im Gurt gefangene Ehefrau, dass bei einem der fünf Messer die Klinge abbrach, bei einem anderen um 90 Grad verbogen wurde. Todesursächlich war schließlich die Durchtrennung beider Halsschlagadern der Frau gewesen, die bei einer Not-OP im Klinikum ihren Verletzungen erlegen war. 

Über das Ausmaß der verschiedenen Stichverletzungen sagten heute mehrere Zeugen vor Gericht aus, die an dem Notarzt- und Rettungseinsatz am Tattag beteilgt gewesen waren. Dabei wurden Art und Tiefe der Wunden und der Zustand der bereits bewusstlosen Frau detailiert geschildert. Zwei Messer sowie eine abgebrochene Klinge hatten sich noch in Hals, Brust und Bauch der Frau befunden. Ein Arzt und drei Notfallsanitäter berichteten übereinstimmend, dass die lebensgefährlich verletzte Frau noch angeschnallt war und für die Rettungsmaßnahmen erst aus dem Auto geborgen werden musste. Der tatverdächtige Ehemann war bereits zum Polizeipräsidium gebracht worden, wo ihm Blut entnommen wurde. Der Arzt, der das vornahm, schilderte als Zeuge vor Gericht, wie er den 55-Jährigen kurz nach der Tat erlebt hatte. "Er wirkte abgestumpft und apathisch und ließ alles mit sich machen". Die Blutprobe hatte ergeben, dass der Mann zur Tatzeit weder Alkohol noch Drogen konsumiert hatte.

Kripobeamter konfrontierte den angeblichen Nebenbuhler  

Ein am Freitag ebenfalls als Zeuge geladener Kripobeamter hatte noch am Tattag den vom Angeklagten als Liebhaber seiner Frau genannten Bekannten der Familie mit dieser Bezichtigung konfrontiert. "Der wusste überhaupt nicht, worum es ging und war ahnungslos", beschrieb der Kripobeamte dessen Reaktion. Die beiden Familien kannten sich, weil beide aus demselben Ort im Kosovo stammen. Der Befragte - selbst mit einer Albanerin verheiratet - habe vehement abgestritten, jemals ein Verhältnis mit der Ehefrau gehabt zu haben. Er könne sich überhaupt nicht erklären, wie der 55-Jährige auf diesen Verdacht gekommen sei. Als er schließlich erfahren habe, auf welch grausame Art die Frau kurz zuvor zu Tode gekommen war, sei er zutiefst schockiert und fassungslos gewesen. "Das wirkte auf mich sehr glaubwürdig. Er war bei der Befragung ruhig und sachlich, offen und ehrlich", sagte der Zeuge aus. Besonders dessen Reaktion auf die Todesnachricht habe den Beamten davon überzeugt, dass der Mann die Wahrheit sage. "Wenn er wirklich der Liebhaber gewesen wäre, hätte er ganz sicher anders reagiert", versicherte der Kripobeamte.

Der Prozess wird am 24. Januar um 9:30 Uhr mit weiteren Zeugenbefragungen fortgesetzt. (Carla Ihle-Becker)+++

Der Angeklagte mit Dolmetscher und Verteidiger

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