Osthessische Polizei begrüßt Vorgehen

Erfolgreiche Fahndung: "Gaffer aus ihrer Anonymität holen"

Hier filmte im Sommer 2019 ein Gaffer einen Unfall auf der A5
Archivfoto: Henrik Schmitt

17.01.2020 / FULDA - Unfälle gehören zur alltäglichen Arbeit von Rettungskräften und Polizei. Doch immer wieder werden sie bei ihren Einsatz von Gaffern behindert. Zudem stellen die "Hobby-Filmer" auch die Opfer auf eine herabwürdigende Art dar. Das Polizeipräsidium Westhessen ließ deshalb nach einem Gaffer-Vorfall bei einem schweren Busunfall in Wiesbaden, erstmals einen Gaffer zur Fahndung ausschreiben. Der mutmaßliche Täter meldete sich kurze Zeit später bei der Polizei. OSTHESSEN|NEWS nahm die erfolgreiche Gaffer-Fahndung zum Anlass beim Polizeipräsidium Osthessen nachzufragen, wie die Situation in unserer Region aussieht. 

OSTHESSEN|NEWS:
Wie geht die Polizei mit "Gaffern" um?

Patrick Bug, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Osthessen: Falls die Polizei bei Einsätzen Gaffer feststellt, wird folgende Vorgehensweise angestrebt. Die Identität der Gaffer soll festgestellt werden, um diese aus der Anonymität zu holen. Im Gespräch soll dem "Gaffer" die Verwerflichkeit seines Handelns aufgezeigt werden, um ihn zum Umdenken zu animieren. Die Person soll sich in die Opferperspektive begeben und mit den Folgen für den Betroffenen auseinandersetzen. Letztlich soll dies dazu führen, dass der Gaffer sein Verhalten unterlässt. In der Folge wird gegebenenfalls der entsprechende Verstoß zur Anzeige gebracht.

O|N: Verwenden Sie ebenfalls bei Schaulustigen die im Artikel beschriebene Methodik?

Bug: Bezüglich der "Gaffer-Problematik" wurde im Bereich des Polizeipräsidiums Osthessen eine solche Verfahrensweise (Öffentlichkeitsfahndung nach einem "Gaffer-Vorfall") bislang nicht angewandt. Es ist jedoch ein offensives Vorgehen gegen diesen Personenkreis anzustreben. Aufgrund dessen ist nach rechtlicher Prüfung eine solche Maßnahme durchaus denkbar.

O|N: Kommt es in Osthessen häufig zu Gaffereien während Unfällen und Einsätzen?

Bug: Dieses Thema ist kein neues "Phänomen", sondern aufgrund aktueller Vorkommnisse (zum Beispiel: der Wutausbruch eines Polizeibeamten der Autobahnpolizei Feucht im Mai 2019) in den Fokus der Öffentlichkeit geraten. Aus polizeilicher Erfahrung kann man sagen, dass "Gaffer" des Öfteren bei Unglücksfällen auftreten. In Osthessen sind in der Vergangenheit keine Vorfälle polizeilich erfasst.

O|N: Mit welchen Konsequenzen müssen Gaffer rechnen?

Bug: Durch das Verhalten beim Gaffen können unterschiedlichste Straftatbestände erfüllt sein. Das reicht beispielsweise von der Nötigung bis zur unterlassenen Hilfeleistung oder diverse Ordnungswidrigkeiten. Falls die Beamten solche Verstöße feststellen, werden diese konsequent verfolgt.

O|N: Wird dadurch auch weniger Ersthilfe geleistet?

Bug: Diese Frage kann nicht mit einem klaren "Ja" oder "Nein" beantwortet werden. Dies ist von der jeweiligen Situation und von den beteiligten Personen abhängig. Es ist durchaus möglich, dass durch das Verhalten von Gaffern Ersthelfer behindert oder gestört werden.

O|N: Bei welchen Einsätzen kommt die Problematik am Häufigsten vor?

Bug: In der Regel handelt es sich bei solchen Einsätzen um Unglücksfälle, wie zum Beispiel bei Verkehrsunfällen, Katastrophen oder Gewalttaten. (Kevin Kunze)+++



Pressesprecher Patrick Bug
Archivfoto: O|N

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