Bestseller-Autor liest aus aktuellem Werk

Gegensätze ziehen sich an: Wolfgang Hohlbein in der Kinder-Akademie

Woflgang Hohlbein liest aus seinem aktuellen Roman "Armageddon – Die Nephilim".
Fotos: Suria Reiche

15.11.2019 / FULDA - Zugegeben, die Kinder-Akademie ist nicht unbedingt der erste Ort, der einem in den Sinn kommt, wenn man an gruselige und düstere Fantasy-Thriller denkt, wie sie seit über 30 Jahren aus der Feder des Bestseller-Autoren Wolfgang Hohlbein kommen. Aber manchmal ziehen sich Gegensätze eben an. Und wenn die Leiterin eben dieser Kinder-Akademie auch noch ein großer Fantasy-Fan ist, ist die Kluft zwischen Wolfgang Hohlbein und der Einrichtung für Kinder nur noch eine Autofahrt über die A45 lang. Am Donnerstagabend überwindete Hohlbein eben diese Kluft, um eine Lesung in der Mehlerstraße zu halten.



Wolfgang Hohlbein ist nicht besonders groß. Auch nicht besonders breit gebaut. Mit seinem Vollbart, dem karierten Hemd und dem graumelierten Haar, das bis über die Schultern reicht, erinnert er an einen netten Großvater - der er mit Sicherheit auch ist. Seine Fürsorglichkeit machte sich am Donnerstagabend spätestens dann bemerkbar, als er den vier anwesenden Kindern bei seiner Lesung riet, sich die Ohren zuzuhalten, wenn das, was er vorlas, zu düster und gruselig wurde.



Der Roman, aus dem er in der Kinder-Akademie las, ist erst wenige Wochen auf dem Markt. „Armageddon – Die Nephilim“ ist der Nachfolger von „Armageddon“ und handelt von einer jungen Frau, die eigentlich nur zu ihrer Mutter nach Tel Aviv fliegen will. Doch das Ziel, an dem sie letztendlich landet, ist ein anderes … Welches es ist und was dort alles Unheilvolles auf sie wartet, beschreibt Hohlbein in der für ihn so typisch detailreichen Raffinesse, die dem Leser - oder wie am Donnerstag Zuhörer - regelmäßig kalte Schauer über den Rücken laufen lässt.

Dass die Kinder-Akademie am Donnerstagabend zu einem Ort wurde, der nicht nur Kindern ein Leuchten in die Augen zaubert, sondern auch älteren Semestern, war Leiterin Dr. Yvonne Petrina zu verdanken. „Ich bin ein großer Fan von fantastischer Literatur“, gab diese zu Beginn der Lesung zu, „und ich finde es spannend, auch Veranstaltung für ‚ältere Kinder‘ zu bieten. Bei Wolfgang Hohlbein habe ich einfach mal mein Glück versucht, und letztendlich war es gar nicht so schwer, ihn hierherzuholen.“



Die „älteren Kinder“ in den Publikumsreihen, die zugegebermaßen angesichts eines solchen Erfolgsautoren etwas dichter besetzt hätten sein können, dankten Petrina ihren Einsatz auf ihre ganz eigene „Fantasy-Weise“. Eine der Zuhörerinnen zum Beispiel trat nach der Lesung zu Hohlbein an den Büchertisch und erzählte ihm leidenschaftlich von ihrem Spitznamen, den sie nur aufgrund seiner Bücher hat. Andere löcherten den Autoren mit Fragen zu seinem Alltag, wie er seine zahlreichen Bücher schreibt.

„Tatsächlich habe ich das Glück, relativ schnell schreiben zu können“, lautete seine Antwort auf die Frage. „Irgendwie hab‘ ich das Gefühl, seit 35 Jahren bezahlten Urlaub zu haben. Schreiben war immer schon mein Hobby.“ Und dank Wikipedia und Co. habe er für sein aktuelles Werk nicht einmal nach Israel fahren müssen. „Auch wenn es praktisch wäre, sich einen Urlaub dorthin vom Finanzamt aus Recherche-Zwecken spendieren zu lassen“, scherzte Hohlbein, der seine Romane übrigens immer von Hand und in der Nacht schreibt.

Ob die meisten seiner Geschichten deswegen so düster sind? „Ich war einfach immer schon eine Nachteule“, so Hohlbein, „und ich hab‘ das Gefühl, Menschen sind nicht für ein Leben am Tag gemacht.“ Nun ja, lassen wir das so hingestellt. Eine letzte Antwort dürfte die meisten der Fans des 66-Jährigen aber noch interessieren: „Ich weiß nicht, ob ich auch während meiner Rente, in der ich seit einem Jahr bin, noch jedes Jahr zwei Bücher schreiben werde. Aber eines steht fest: Ich werde nie den Stift aus der Hand legen.“ (Suria Reiche) +++

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