Ehrenamtliche beim Hospizdienst Vogelsberg
"Manchmal macht es uns ohnmächtig, aber das müssen wir aushalten"
Symbolbild: pixabay
15.11.2019 / LAUTERBACH -
Was wohl für viele über die Vorstellungskraft hinausgeht, ist für die ehrenamtlichen Helfer des Hospizdienstes Vogelsberg Alltag: die Konfrontation mit dem Tod. Seit 2003 begleiten die über 40 Mitglieder Menschen auf ihrem letzten Weg, aber auch Familienmitglieder und Angehörige finden bei ihnen ein offenes Ohr. Für ihre ehrenamtliche Arbeit wurden die Mitglieder vergangene Woche sogar mit dem ersten Platz des Bürgerpreises Oberhessen belohnt und ausgezeichnet.
Im Berufsleben sind sie Krankenschwester, Lehrerin oder Arzthelferin - nach Feierabend leisten sie ehrenamtliche Arbeit in der Sterbebegleitungen. Der Hospizdienst Vogelsberg ist Ansprechpartner für alle, die auf ihrem schweren Weg nicht alleine sein möchten. Über 40 Ehrenamtliche, die alle Ausbildung absolviert haben, die sich auf zwei Jahre erstreckt, kümmern sich um die Hilfesuchenden. "Die Leute nehmen Kontakt zu uns auf, bei einem ersten Gespräch mit Angehörigen und dem Begleitenden klären wir, was genau gewünscht ist und wie oft wir gebraucht werden", so Koordinatorin Christa Füg im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. Nach der Gründung begleiteten die Mitglieder Hilfesuchende aus Schlitz und Lauterbach, vor ein paar Jahren wurde das Gebiet auf den Altkreis Lauterbach ausgeweitet.
"Wir sind einfach da"
Doch was genau bedeutet das Wort "begleiten" in der Sterbehilfe überhaupt? "Wir sind einfach da", erzählt Hildegard Schwarz. Pflegerische Tätigkeiten sind nicht im Programm des Hospizdienstes enthalten, dafür umso mehr Liebe und Freude an dem, was die Ehrenamtlichen tun: "Wir reden, wir schweigen, wir singen, wir beten. Je nachdem, wie die Situation ist." Trotz der großen Leidenschaft, die bei jedem einzelnen Mitglied dahintersteckt, es ist aber auch für die Ehrenamtlichen schwer, mit den Schicksalen in den Familien umzugehen. "Wir sind zwar der Schweigepflicht unterlegen, dennoch tauschen wir uns untereinander aus. Jeder ist bei dieser Arbeit mit seinen ganzen Gefühlen dabei. "Man kann dann nicht einfach das Haus verlassen und das Erlebte einfach wegstecken und sich zu Hause einen Krimi ansehen. Das geht nicht. Die Situationen beschäftigen uns alle und machen uns auch oft ohnmächtig - aber wir müssen es aushalten."
Schwere Schicksale
Im Gespräch mit O|N erzählen die vier Mitarbeiter von einigen Beispielen: Ein Mann Anfang 50 leidet unter multiplen Schlaganfällen und kann nur noch seine Finger bewegen - ein Leben eines jungen Mädchens neigt sich dem Ende, die Eltern sind wie gelähmt und mit der Situation überfordert. Es sind schwere Schicksale, die die Ehrenamtlichen immer wieder fordern. Aber um solchen Menschen auf ihrem letzten Weg eine Hilfe zu sein, "lässt es uns immer wieder für die Arbeit brennen". Auch wenn einige Betroffene sich anfangs dagegen sträuben, merken sie nach einer Zeit die Entlastung durch die Arbeit des Hospizdienstes. "Die Menschen haben so wieder ein wenig Luft zum Atmen." (Luisa Diegel) +++
Foto: Luisa Diegel
Archivfoto: O|N