Beschäftigte fordern Tarifeinkommen
Wieder Streik bei Amazon - Frühschicht im Ausstand - Kritik an Nazi-Artikeln
Fotos: Klaus Dehnhard
16.07.2019 / BAD HERSFELD -
Der Streik soll ununterbrochen bis Mittwochnacht fortgesetzt werden, teilte ver.di dazu mit. Auch weitere Beschäftigte an sieben deutschen Standorten von Amazon sind ebenfalls für bessere Entlohnung und einen Tarifvertrag in den Streik getreten. Aktueller Anlass ist der "Amazon Prime Day", bei dem der Onlinehändler laut Medienberichten 2018 mehr als 100 Millionen Produkte verkauft und Rekordgewinne erzielt hat. Die Rabattaktion ist heute um Mitternacht gestartet und bietet laut Eigenwerbung "ein zweitägiges Feuerwerk voller toller Angebote".
Die fehlenden Tarifverträge sind aber nicht der einzige Kritikpunkt an Amazon. Scharfen Protest vom Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, hatten letzte Woche Medienberichte darüber ausgelöst, dass der Versandhändler Amazon über seine Drittanbieterplattform diverse Produkte wie T-Shirts, Sticker, Schriften mit Nazipropaganda, ultrarechten Parolen und rassistischen Botschaften anbietet. Aufdrucke wie "Auch ohne Sonne braun" und Titel wie "Der Jude als Weltparasit" oder "Judas: Der Weltfeind" werden dort vertrieben. Schuster nannte die Situation völlig inakzeptabel und forderte den Konzern auf, sofort mit dieser Verkaufspraxis Schluss zu machen und sich nicht länger darauf zu berufen, es handele sich dabei um Drittanbieter. Das Unternehmen verstoße damit gegen seine eigenen Richtlinien, in denen festgelegt sei, dass das Anbieten von Artikeln, die den Nationalsozialismus oder verfassungswidrige Organisationen verherrlichten, unterstützten, guthießen oder verharmlosten, verboten sei.
Greenpeace protestiert gegen Retouren-Vernichtung
Gegen eine weitere Praxis von Amazon wendet sich aktuell auch die Umweltorganisation Greenpeace - ebenfalls anlässlich des Prime Days und protestierte gegen die Vernichtung zurückgeschickter neuwertiger Waren. Greenpeace-Aktivisten hatten am Sonntagabend auf einem Firmengebäude in Winsen aus Versandverpackungen einen 27 Meter langen Schriftzug "Für die Tonne" aufgebaut, um, damit "auf die klimaschädliche Ressourcenvernichtung bei Amazon" aufmerksam zu machen. Der Konzern kündigte daraufhin an, rechtliche Schritte gegen Greenpeace prüfen zu wollen. Solche Protestaktionen seien illegal und gefährdeten Beteiligte und Mitarbeiter.(Carla Ihle-Becker)+++