Rotary Club und „Ärzte für Afrika“

OP-Ausstattung für ein Krankenhaus in Ghana

OP-Ausstattung für ein Krankenhaus in Ghana
Fotos: Mathias Schmidt

26.05.2019 / FULDA/GHANA - Es gibt Länder, da sterben Menschen an kleinen urologischen Problemen oder leiden ein Leben lang Schmerzen – weil sie keine medizinische Hilfe bekommen oder sich diese nicht leisten können. Auch in Ghana. Hier wollen die drei heimischen Rotary Clubs helfen, indem sie einer urologischen Krankenhausstation einen OP-Tisch nebst Zubehör spenden. Begleitend organisiert die Hilfsorganisation Ärzte für Afrika freiwillige Einsätze deutscher Urologen, die in Ghana gezielt jene Patienten operieren, denen sonst nicht geholfen worden wäre.



„Für mich als Urologe ist es erschütternd zu sehen, an was für banalen urologischen Erkrankungen an der Blase oder Prostata Menschen in Afrika zugrunde gehen“, sagt Prof. Dr. med. Tilman Kälble, Direktor der Klinik für Urologie und Kinderurologie am Klinikum Fulda und Präsident des Rotary Clubs Fulda. „Was bei uns mit Routine-Engriffen aus der Welt geschafft wird, kann sich unbehandelt zur Zeitbombe entwickeln. Das schmerzt mich als Mensch und fordert mich als Mediziner heraus.“

Entsprechende Berichte erhielten Prof. Kälble und seine Clubfreunde von Erhard Rübsam, dem stellvertretenden Vorsitzenden der 2007 gegründeten Hilfsorganisation Ärzte für Afrika. Diese ist in Ghana in sechs Krankenhäusern tätig, die von Dominikanerinnen aus Speyer gegründet wurden. Rübsam und sein Team kennen sich vor Ort aus und konnten im Laufe der Zeit Strukturen schaffen, die gewährleisten, dass Hilfe aus Deutschland in Ghana auch tatsächlich genau die Menschen erreicht, denen geholfen werden soll. Erst mit verlässlichen Partnern vor Ort ist effektive Unterstützung möglich.

Material und Expertise

„Die Arbeit von Ärzte für Afrika in Ghana basiert auf zwei Säulen“, berichtet Rübsam. „Zunächst statten wir in den Krankhäusern Stationen so aus, dass sie medizintechnisch moderne Standards erfüllen. Das würde aber nicht reichen. Deshalb motivieren wir im zweiten Schritt Experten aus Deutschland – Urologen, Assistenten, Anästhesisten – freiwillig auf unseren Stationen zu operieren.“ Pro Jahr kommen etwa 14 solche Experten-Einsätze zustande. Pro Einsatz werden 150 bis 200 Patienten untersucht und bis zu 80 operiert. Auch der erfahrene Urologe Kälble und sein Oberarzt Dr. Yiakoumos werden im nächsten Jahr in Ghana operieren, vor allem komplizierte Fälle. Die Nachsorge übernimmt anschließend das örtliche Pflegepersonal.

Praxisgerechte Geräte

Die vorgesehene Ausstattung der urologischen Station im Catholic Hospital im Süden des Landes (direkt am Volta River, ca. drei Autostunden von der Hauptstadt Accra) ist mit erheblichen Kosten verbunden. Allein der OP-Tisch nebst Zubehör kostet rund 23.000 Euro. Dabei setzt Ärzte für Afrika auf Qualität. „Wir schaffen kein ausgemustertes Material nach Afrika, sondern neues Gerät“, erläutert Rübsam. „Dabei achten wir allerdings darauf,

Modelle auszusuchen, die viele mechanische Funktionen haben, also möglichst wenige elektronische Komponenten, die vor Ort niemand warten kann. Unter tropischen Bedingungen sollten alle Teile möglichst robust sein. Das hat sich in der Praxis sehr bewährt.“

Rotarisches Dreierbündnis

Um die Kosten 23.000 Euro plus x zu bewältigen, hat sich der RC Fulda mit den beiden anderen heimischen Rotary Clubs zusammengetan: dem RC Fulda-Paulustor und dem RC Rhön. „Die Freundinnen und Freunde tragen unseren pragmatischen Ansatz mit. So haben wir ein Drei-Jahres-Projekt daraus gemacht, bei dem jedes Jahr einer der Clubs die Federführung hat – beginnend mit dem RC Fulda.“ Gemeinsam geschultert werden auch die Kosten: Jeder Club stellt zunächst einmal 6.000 Euro zur Verfügung; der Rest wird anderweitig beschafft.

„Der pragmatische Ansatz der Freunde vom RC Fulda überzeugt uns“, unterstreicht Roland Vollmer, Präsident des RC Fulda-Paulustor. „Es nützt nämlich nichts, nur die Ausrüstung hinzustellen. Erst wenn Experten an die Arbeit gehen, kann damit wirksam medizinisch geholfen werden“. Seine Kollegin Anke Werdecker, Präsidentin des RC Rhön, ergänzt: „Bei so manchem anderen Hilfsprojekt, muss man befürchten, dass Hilfsgelder irgendwo versickern. In Kooperation mit der Organisation Ärzte für Afrika können wir uns darauf verlassen, dass unsere Unterstützung auf fruchtbaren Boden fällt. Deshalb ist auch unser Club gerne dabei.“

Benefiz-Klavierkonzert mit Werken von Schumann und Brahms

„Wer unser gemeinsames Projekt unterstützen möchte, kann das auf sehr angenehme Weise tun“, sagt Prof. Kälble und lädt die Musikfreunde aus Fulda und Umgebung zu einem Benefiz-Konzert ins Schloss Fasanerie ein. Am 27. Mai um 19:00 Uhr geben hier im festlichen großen Saal die in Fulda ansässige Konzertpianistin Uta Weyand, Initiatorin der PIANALE-Klavierakademie und Mitglied des RC Fulda, sowie Prof. Ralf Nattkemper (Stuttgart) ein Klavierkonzert mit Werken von Robert und Clara Schumann sowie Johannes Brahms. Anlass ist der 200. Geburtstag von Clara Schumann. Zwischen den musikalischen Darbietungen werden die beiden Klavierpädagogen in unterhaltsamer Weise aus dem Leben von Clara Schumann erzählen. Der Eintritt beträgt für Erwachsene 20 Euro und für Schüler und Studenten 10 Euro. Der Erlös kommt dem rotarischen Projekt in Ghana zu Gute. Vorverkauf an den üblichen Vorverkaufsstellen.

„Wir freuen uns sehr auf dieses Konzert“, betont Kälble. „Denn völlig unabhängig vom ernsten Anlass, dem die Einnahmen zufließen werden, erwartet uns an diesem Abend Klaviermusik vom Feinsten.“ Derweil ist die Beschaffung des OP-Tisches für Ghana bereits angelaufen. Wenn alles klappt wie geplant, kann ab Herbst 2019 operiert werden – zum Segen der Patienten auf der langen Warteliste. (pm) +++

Prof. Dr. med. Tilman Kälble, Direktor der Klinik für Urologie und Kinderurologie am Klinikum Fulda und Präsident des Rotary Clubs Fulda

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