Modernisierung kostet Arbeitsplätze

Reifenhersteller Goodyear plant Millionen-Investition und streicht 1.100 Jobs

Das Werk in Fulda wird modernisiert - jedoch werden auch viele Stellen gestrichen
Archivbilder: O|N

20.03.2019 / FULDA / HANAU - Goodyear Dunlop Tires Germany kündigt an, im Rahmen der strategischen Ausrichtung des Unternehmens 106 Millionen Euro (122 Millionen Dollar) in die Modernisierung der Werke Hanau und Fulda zu investieren, um die Wettbewerbsfähigkeit seiner Standorte in Deutschland zu stärken und die Produktion von Pkw-Premiumreifen ab Zollgröße 17 zu erhöhen. Gleichzeitig erklärt das Unternehmen am Dienstagnachmittag in einer Pressemitteilung, dass die Modernisierung zu einem Stellenabbau von rund 1.100 Jobs führen werde. Nach O|N-Informationen sind in Fulda knapp 500 Stellen betroffen.

Das Unternehmen gehe davon aus, dass erforderliche Änderungen am Layout der Werke, die Effizienzsteigerungen durch die neuen Maschinen und die Entscheidung, die Produktion von Reifen für die rückläufigen, weniger profitablen Segmente des Reifenmarktes zu kürzen, zu einem Wegfall von insgesamt etwa 1.100 Arbeitsplätzen in beiden Werken führen werde. "Jeder Stellenabbau ist mit einer extrem schwierigen Entscheidung verbunden - aber eine, die wir treffen müssen, um beide Werke zukunftsfähig zu machen", Jürgen Titz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Goodyear Dunlop Tires Germany GmbH.

"Wir sind entschlossen, die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter respektvoll zu behandeln und den Personalabbau sozialverträglich zu gestalten. Wir arbeiten kontinuierlich daran, die sich schnell ändernden Bedürfnisse unserer Kunden zu erkennen und darauf zu reagieren. Die von uns vorgeschlagenen Investitionen in die Modernisierung unserer Werke Hanau und Fulda zielen darauf ab, unsere Fähigkeit zu erhöhen, qualitativ hochwertige Premiumreifen für diese Kunden und die von ihnen belieferten Verbraucher zu produzieren. Damit können wir die wachsende Nachfrage in den absatzstärkeren Segmenten des europäischen Marktes decken", so Titz.

Er fügt hinzu, dass die geplanten Maßnahmen die Leistungsfähigkeit und die Produktivität beider Werke stärken, die Wettbewerbsposition des Unternehmens auf dem Markt verbessern und das Bekenntnis zum Produktionsstandort Deutschland bekräftigen würde. Die Transformation wird die Werke in die Lage versetzen, sich auf eine automatisierte Produktion von Pkw-Reifen ab Zollgröße 17 zu konzentrieren, wodurch etwa 2.5 Millionen zusätzliche Kapazitätseinheiten für diese Premiumprodukte geschaffen werden. Gleichzeitig werden die Kapazitäten für kleine, weniger profitable Reifengrößen in beiden Werken reduziert. Insgesamt wird die Gesamtkapazität der beiden Werke um rund 3 Millionen Einheiten sinken.

Sowohl die Modernisierung der Werke als auch der Stellenabbau werden mit den jeweiligen Arbeitnehmervertretungen des Standorts umfassend erörtert, heißt es in der Pressemitteiilung des Unternehmens abschließend.

Statement von IHK-Präsident Bernhard Juchheim


"Ein Stellenabbau in dieser Größenordnung ist für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erst einmal eine schlimme Nachricht und ich habe großes Mitgefühl für die Einzelschicksale, für die diese Entscheidung negative Folgen haben wird. Ich habe aber auch die berechtigte Hoffnung, dass aufgrund der niedrigen Arbeitslosenquote in der Region und des hohen Bedarfs an Fachkräften viele Betroffene rasch eine neue Stelle finden werden. Auf der anderen Seite ist aber klar, dass die Automobilindustrie derzeit vor massiven Strukturveränderungen steht. Von daher ist es verständlich und nachvollziehbar, dass Unternehmen sich verändern müssen, um sich auf die geänderten Rahmenbedingungen einzustellen. Die geplanten Investitionen in Fulda sind deshalb auch als Investition in die langfristige Zukunft des Standorts zu sehen", so Juchheim.

Statement von Landrat Thorsten Stolz (Main-Kinzig-Kreis)

Landrat Thorsten Stolz zeigt sich „schockiert“ von der Nachricht, dass die Firma Goodyear Dunlop Tires Germany in den Werken in Hanau und Fulda zusammen 1.100 Stellen streichen will. Wörtlich sagte er: „Ich bin ehrlich schockiert. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in beiden Werken ist das heute ein rabenschwarzer Tag, ebenso für die Industriestandorte und eben auch den Standort Hanau. Der Kreisausschuss steht hier an der Seite der Frauen und Männer in den betroffenen Werken. Sie kämpfen jetzt um die Zukunft ihrer Arbeitsplätze und wir wünschen ihnen dabei viel Kraft und Erfolg. Wo immer wir unseren Beitrag leisten können, werden wir uns als Kreisspitze hier gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern für die Belegschaft einbringen, um nicht nur ein sozialverträgliches sondern auch ein zukunftsfestes Ergebnis für die Standorte zu erringen.“

Statement von Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld

„Der angekündigte Stellenabbau bei Goodyear ist ein herber Schlag für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Wirtschaftsregion Fulda“, erklärt Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld. Trotz der erklärten Absicht, in den nächsten Jahren erheblich in die Modernisierung des Werks zu investieren, bedeute dies einen schmerzlichen Einschnitt in der Geschichte des Fuldaer Traditionsunternehmens. Der Reifenhersteller gehöre seit über 100 Jahren zu den wichtigsten Unternehmen der Stadt.  „Wir werden uns dafür einsetzen, im Gespräch mit den Verantwortlichen des Unternehmens das Beste für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die weitere Entwicklung des Werks Fulda zu erreichen. Ein erster Termin ist bereits vereinbart“, berichtet Dr. Wingenfeld.

Stellungnahme von Landrat Bernd Woide (Kreis Fulda)

„Die Ankündigung des Unternehmens Goodyear, im Zuge einer Millioneninvestition 1.100 Stellen in den Werken Fulda und Hanau zu streichen, ist für die Beschäftigten eine erschütternde Nachricht. Aber auch für die Region ist das sehr schmerzhaft. Goodyear war und ist ein bedeutender Arbeitgeber und wichtiger Motor unseres Wirtschaftsraumes. Auch der Landkreis wird sich in die Gespräche mit dem Unternehmen einbinden, um die Interessen der Belegschaft zu unterstützen.“ (pm/hhb) +++

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