„Die Nase ist heilig!“
Ausbildung zum Begegnungsclown im Altenheim erfolgreich abgeschlossen
Fotos: Jens Heller
21.02.2019 / BAD HERSFELD/ BISCHOFSHEIM -
Zwölf Frauen und ein Mann haben an der gut einjährigen Fortbildung teilgenommen, die von der Fachstelle Zweite Lebenshälfte der evangelischen Landeskirche Kurhessen-Waldeck angeboten wurde. PfarrerInnen, AltenpflegerInnen und auch Ehrenamtliche aus ganz Deutschland nahmen an den Fortbildungsveranstaltungen in Bad Hersfeld und Bad Soden-Salmünster teil. Und eines war klar: natürlich wurde reichlich gelacht und gesungen, aber man probte auch ernsthaft für die Besuche und analysierte sie mit dem gebotenen Fachwissen.
Dr. Gisela Matthiae, selbst als Clownin „Frau Seibold“ weithin bekannt, beschreibt die Ausbildung als eine, in der Glaube, Spiritualität und Humor zu einer Einheit werden: „Wir machen keinen Besuchsdienst im klassischen Sinne. Unsere Auftritte sind etwas ganz Eigenes, etwas Zweckloses. Und genau da, wo die Begegnung zweckfrei wird, geht das Herz auf.“ Die Clownsnase sei dabei viel mehr als nur ein Accessoire. Mit dem Aufsetzen der Nase verbinde sich auch ein innerer Rollenwechsel: „Jetzt ist man nicht mehr Pfarrer oder Altenpflegerin, sondern ganz Clown.“ Die Marburger Künstlerin Gabi Erne, die selbst als Clownin in Altenheimen tätig ist, begleitet zusammen mit Matthiae die Ausbildung. „Wenn wir auftreten, sind wir nur Gegenwart“, beschreibt sie die Arbeit als Altenheimclown und ergänzt: „Es gibt in dieser Zeit keine Sorge um das, was kommt, und auch kein Nachtrauern dem, was mal war.“
Zu der Ausbildung gehört neben den intensiven Kurstagen auch eine Praktikumszeit, in der die Teilnehmenden in Altenheimen auftreten und so ihre Erfahrungen sammeln. Die Ausbildung ist umfangreich: Grundlagen der Improvisation werden genauso vermittelt wie die Clowns-Sprache „Gromolo“. Altersspezifische Fragestellungen stehen ebenso auf dem Plan wie theologische Reflexionen z.B. über den Humor in der Bibel. Dass Glaube und Spiritualität in die Ausbildung einbezogen und auch im Einsatz genutzt werden, sei sogar deutschlandweit einmalig, unterstreicht Pfarrerin Annegret Zander, Fachreferentin der Fachstelle Zweite Lebenshälfte, und ergänzt: „Die Clownin begegnet den Menschen voller Gefühl, mit Neugier und Achtsamkeit. Der Clown ist nicht perfekt. Vieles geht ihm daneben, er scheitert und versucht es trotzdem unermüdlich aufs Neue. Das erleichtert und inspiriert nicht nur die Bewohner! Auch Angehörige und Pflegende entspannen sich durch den Besuch.“ Am Ende der Ausbildung hat jeder Teilnehmende seine oder ihre eigene Figur entwickelt und sich dazu ein Gerüst von Routinen angelegt, mit denen man dann spontan und der Situation angemessen improvisieren kann.