Gründe, Danke zu sagen

Erntedankfest im Vogelsberggarten gefeiert - Vielfalt an Sträuchern und Pflanzen


Fotos: gr

23.09.2018 / ULRICHSTEIN - „Wir feiern Erntedank. Und es gibt viele Gründe, Danke zu sagen. Für die Ernte, auch wenn sie in diesem heißen Sommer nicht so üppig ausgefallen ist, wie sonst. Wir danken für die Fülle unseres Lebens, die vielen Gaben und Güter, die wir geschenkt bekommen. Den Reichtum der Natur. Für alles, was unser Leben bereichert“, so Pfarrerin Antje Armstroff in ihrer Andacht an der Ernst-Happel-Hütte im Vogelsberggarten. Sie ging dabei, passend zum Erntedank,  auf das Gleichnis vom reichen Kornbauer aus dem Lukas Evangelium ein.



Der Gutsbesitzer hatte eine besonders gute Ernte und überlegte: „Was soll ich bloß tun? Wo soll ich alles unterbringen? Meine Scheunen sind schon voll, da bringe ich nichts mehr hinein.“ Und er beschloss: Ich will meine alten Scheunen abreißen und neue, viel größere bauen, damit ich alles, was ich habe, die ganze riesige Ernte unterbringen kann. Und dann will ich mich zur Ruhe setzen. Ich habe für lange Zeit ausgesorgt. Dann lasse ich es mir gut gehen; ich will essen und trinken und mein Leben genießen.

Aber Gott sagt zu ihm: „Du, Narr! Noch in dieser Nacht wirst du sterben. Wer bekommt dann deinen ganzen Reichtum, den du angehäuft hast?“  So wird es allen gehen, sagt Jesus, die zwar Reichtum ansammeln, aber doch mit leeren Händen vor Gott stehen.

Der Kornbauer sei typisch für uns  Menschen, meinte Pfarrerin Armstroff: Vorsorgen, Vorrat halten, für die Zukunft planen, sich absichern. Es gebe aber auch eine andere Geschichte, die erzählt, wie man mit seiner reichen Ernte umgehen kann. Sie stehe nicht in der Bibel, sondern stamme von dem Dichter Theodor Fontane. Einen Vorschlag, wie man mit seinem Reichtum umgehen könne, beschreibe er in seinem berühmten Gedicht über den „Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“. Von seinem großen Birnbaum habe er immer Birnen an die Jungen und Mädchen verteilt. Vor seinem Tode wünschte er sich, dass man eine Birne in sein Grab legte. Die Kinder waren traurig, dass sie keine Birne mehr bekamen, denn der Nachfolger hielt den Park mit dem Birnbaum streng verschlossen. Im dritten Jahr kam ein Birnbaum Sprössling aus dem Grab. In dem Gedicht heißt es dann: „Und in der goldenen Herbsteszeit Leuchtet's wieder weit und breit. Und kommt ein Jung' übern Kirchhof her, so flüstert's im Baume: "Wiste 'ne Beer?" Und kommt ein Mädel, so flüstert's: "Lütt Dirn, Kumm man röwer, ick gew' di 'ne Birn." So spendet Segen noch immer die Hand, des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.

Pfarrerin Armstroff wies darauf hin, dass es Herrn Ribbeck auf Ribbeck im Havelland wirklich gegeben habe. Auch den Ort Ribbeck im Havelland, und sogar den Birnbaum. Zwei Dinge waren es, die Herrn von Ribbeck besonders klug und liebenswert machten: Zum einen gab er von seiner Freude ab. Auch wenn uns das heute banal vorkomme: in Zeiten, in denen es noch keine Süßigkeiten im Überfluss gab, und höchstens einmal eine Handvoll Rosinen zum Naschen, da war so eine leckere Birne tatsächlich ein Geschenk, das den Kindern eine richtige Freude machte.

Zum anderen dachte Ribbeck auch an die Menschen, die nach ihm kommen. Er plane über seinen Tod hinaus. „Wenn ich mir die Welt ansehe, auch unser Land, dann wünschte ich mir, es gäbe mehr Menschen wie den Herrn Ribbeck. Menschen, die nicht mit Gewalt an dem festhalten, was ihnen gehört. Menschen, die nicht rücksichtslos mit ihrem Besitz und Eigentum umgehen, ohne die Natur oder kommende Generationen im Blick zu haben. Menschen, die von ihrem Überfluss und ihrer Freude abgeben können“, so Pfarrerin Armstroff abschließend.

Nach dem gemeinsamen Kaffeetrinken startete ein Rundgang durch den Garten mit Baum- und Herbstmärchen, erzählt von Sandra Bauer. Erläuterungen zu den verschiedensten Bäumen, Sträucher und Pflanzengesellschaft gab es von Geschäftsführer Richard Golle. (gr) +++





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