Bedarf an Personal und Flächen

Jahresbilanz bei Zufall: "Situation in der Transport-Branche dramatisch"

Der Fuldaer Niederlassungsleiter Christoph Göbel (rechts) und sein Stellvertreter Michael Hamperl von der Zufall logistic group
Fotos: Hans-Hubertus Braune

19.05.2018 / FULDA - Die Wirtschaft brummt, die Kaufkraft erreicht kaum vorstellbare Höhen. Es läuft insbesondere in Deutschland. So schnell wie das Wachstum boomt, kommen einige Branchen kaum hinterher: etwa die Bau-, aber auch die Transportbranche. Überfüllte Lagerhallen, fehlende Flächen gepaart mit langen bürokratischen Vorlaufzeiten und der demografische Wandel fordern die Logistikfirmen. Für die Großen der Branche sind diese Auswirkungen besonders spürbar.

Das wurde auch bei der Jahrespressekonferenz der Zufall logistic group am Freitagvormittag in Fulda deutlich. "Die Situation in der Transport-Branche ist dramatisch", sagt der Fuldaer Niederlassungsleiter Christoph Göbel. Mit diversen Maßnahmen steuert Zufall den aktuellen Herausforderungen entgegen. In Flieden soll bis Mitte 2019 eine neue 37.000 Quadratmeter große Logistikhalle entstehen. Am Standort Michelsrombach würde Zufall gerne erweitern, dort allerdings gibt es noch keine finale Entscheidung, ob die Logistiker zusätzliche Flächen erhalten können. In Göttingen entsteht die "Wissens-Hub". Dort sollen neue Entwicklungen getestet werden, außerdem können die Auszubildenden in realitsnahen Projekten eigenständig Logistik betreiben. Bei der Auslieferung setzt Zufall bundesweit auf zusätzliche Partner.

E-Lastwagen aktuell noch nicht alltagstauglich


Zufall möchte ebenso vermehrt auf Elektromobilität setzen. Ein erster Testversuch im Nahverkehr hat aber gezeigt, dass es hier noch einige technische Hürden, gerade was die Leistungskraft der Batterien angeht, auch die bislang wenigen Hersteller sind noch nicht so weit. Göbel gibt zudem zu bedenken, dass auch der dann zu verwendene Strom emmissionsfrei sein müsse. Sonst würde die Problematik der Luftverschmutzung nur verlagert. "Wir beoabchten das und wollen bei der Technologie weiter vorne mit dran sein", will das Führungsteam von Zufall die Entwicklung der Elektromobilität weiter im Auge behalten.

Die Umsätze sind im vergangenen Jahr erfreulich: Im Jahr 2017 sind die konsolidierten Umsatzerlöse der Zufall logistics group erneut gestiegen - und zwar um 3,8 Prozent auf 316,4 Mio. Euro (Zufall Fulda: 131,5 Mio. Euro). Im Geschäftsbereich Kontraktlogistik ist Zufall weiterhin auf Wachstumskurs: Die Umsatzerlöse stiegen um 4,4 Prozent von 50 Mio. Euro im Jahr 2016 auf 52,2 Mio. Euro im vergangenen Jahr. Derzeit bewirtschaftet Zufall an 34 Standorten eine Logistikfläche von insgesamt 350.000 Quadratmetern - Tendenz steigend.

Die Zahl der Beschäftigten ist ebenfalls gestiegen: Waren Ende 2016 noch 1.962 an den neun Standorten des Unternehmens beschäftigt, arbeiteten zum 31.12.2017 insgesamt 2.080 Frauen und Männer bei Zufall – davon 177 Auszubildende. Damit liegt die Ausbildungsquote bei 10,8 Prozent. In Fulda sind 969 Menschen beschäftigt.

Wissens-Hub

Damit das Familienunternehmen zukunftsfähig bleibt, hat die Geschäftsführung in den letzten Monaten verschiedene Weichenstellungen vorgenommen: So wird in unmittelbarer Nachbarschaft zum ZUFALL-Hauptsitz in Göttingen demnächst ein „Wissens-Hub“ seinen Betrieb aufnehmen. Darin wird ab dem zweiten Halbjahr an der Zukunft der Logistik getüftelt. Auf dem 10.000 Quadratmeter großen Areal wird ein kreativer Ort des Experimentierens und Lernens entstehen. „In gemischten Teams über alle Alters- und Hierarchiegrenzen hinweg werden wir uns mit Themen wie Automatisierung und Digitalisierung beschäftigen und außerhalb des Tagesgeschäfts neue Lösungen für unsere Kunden finden“, bringt Christoph Göbel die ungewöhnliche Initiative auf den Punkt. In den nächsten Monaten fließen Investitionen in Höhe von 1,5 Mio. Euro in das Projekt. Auf den Lager-, Umschlag- und Büroflächen werden zudem Mitarbeiter-Schulungen durchgeführt, autonome Flurförderzeuge und Kommissioniertechniken getestet und Prozess-Ideen entwickelt und ausprobiert. „Wir schaffen dort einen kreativen Raum, in dem wir an unserer Zukunft arbeiten und Innovationen vorantreiben werden“, sagt Christoph Göbel.

Herausforderungen werden größer

"Die Volatilität der Märkte, der zunehmende Fahrer- und Fachkräftemangel sowie die chronische Überlastung der Transportnetzwerke stellen uns vor große Herausforderungen, für die wir neue Lösungen entwickeln müssen", macht Christoph Göbel klar. Eine weitere Herausforderung steht schon im Juli 2018 bevor, denn dann wird die Lkw-Maut auf alle Bundesstraßen ausgeweitet. Mit der Hinzunahme von rund 41.000 km Bundestraßen zu dem rund 13.000 km zählenden Autobahnnetz in Deutschland werden die Logistikbranche und ihre Kunden mit neuen zusätzlichen Kosten belastet. Michael Hamperl blickt voraus: "Mehr denn je müssen wir flexibel auf die vielen Veränderungen reagieren. In Zukunft wird unsere wirtschaftliche Entwicklung noch stärker von unserer Anpassungsfähigkeit abhängen." (Hans-Hubertus Braune / pm) +++

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