Betriebe mit vielen Auflagen unzufrieden

Regional einkaufen: Der neue Erlebnisführer "Regionale Lebensmittel" ist da

Bei der Präsentation des neuen Erlebnisführers: v.l. Landrat Bernd Woide, Andreas Hahner vom Bauernhof Hahner, Oswald Henkel, Imker Thomas Henkel, das Team von Rhöner Hofkäserei aus Gersfeld, (v.r.) Anke Schlosser Pressestelle Fulda und Rieke Trittin vom Landkreis Fulda für Landwirtschaft
Fotos: Erich Gutberlet

18.05.2018 / FULDA - Wissen, wo man regional einkaufen kann: Die besten Adressen dazu kennt der neue Erlebnisführer „Regionale Lebensmittel“, der in diesem Jahr bereits in die dritte Auflage geht. 57 Betriebe in und um die Region werden in der Broschüre, die vom Landkreis Fulda, dem Biosphärenreservat Rhön, dem Verein Natur- und Lebensraum Rhön und dem Regionalforum Fulda Südwest herausgegeben wird, vorgestellt. Am Donnerstag wurde das neue Prospekt in der Fuldaer Innenstadt beim Bauernmarkt präsentiert.



„Die Präsentation des Erlebnisführers ist ein freudiges Ereignis für die Region“, sagt Landrat Bernd Woide bei der Begrüßung. „Es geht um Natur- und Landschaftsschutz, aber auch um die Menschen, die im Biosphärenreservat leben und arbeiten.“ Ein Ziel sei vor allem, kleine Betriebe zu stärken. „Der Ansatz 'global denken, regional handeln‘ hört sich immer schön an, doch man muss es auch umsetzen und die regionale Wertschöpfungskette stärken“, so Woide.

Auch der Umwelt tue ein größeres Bewusstsein für die Region gut. „Früher hatte man nicht die Möglichkeit, Lebensmittel beispielsweise aus Asien zu importieren, man hatte Erdbeeren nicht das ganze Jahr über im Supermarkt“, sagt Woide. „Man muss auch mal überlegen: Was ist Saison, was bietet die Natur, und dem entsprechend einkaufen.“

In einer anschließenden Diskussion äußersten sich die Betriebe zufrieden über die Broschüre, aber auch kritische Stimmen gegenüber den vielen Auflagen und Kontrollen wurden laut. „Die Messung des pH-Wertes des Fleisches ist beispielsweise mit hohen Kosten verbunden. Wir haben jedoch Erfahrung, wir achten darauf, dass es bei der Schlachtung eine ruhige Atmosphäre gibt“, sagt Oswald Henkel vom Rhönhof Henkel in Hofbieber. „Ab 2019 wird die Elektrozange Pflicht, um ein Tier zu töten. Mit 5.000 Euro Kosten ist das für viele kleine Betriebe zu hoch, viele schließen aus diesen Gründen.“

Auch Andreas Hahner vom Bauernhof Künzell sieht eine Überreglementierung gerade für kleine Betriebe. „Es sind so viele Kontrollen, dass wir uns kaum mehr um die normale Arbeit kümmern können, es sind zu viele Dokumente, die ausgefüllt werden müssen“, so Hahner. „Irgendwann bringt es das Fass zum Überlaufen. Das ist für kleine Betriebe tödlich.“ Natürlich sei Kontrolle gut, man komme in Fulda auch gut mit den Kontrolleuren aus, doch müssten die Auflagen ausgebremst werden.

Woide zeigte Verständnis für die Betriebe. „Die Verbraucher wollen hohe Standards, es darf aber nichts kosten“, sagt er. „Die ,Geiz ist geil‘-Mentalität ist leider noch immer da.“ Früher habe man ein Tier mit einer Axt geschlachtet, das sei heute natürlich nicht mehr denkbar. „Die neuen Standards bedeuten aber auch oft, dass das Tier erst hunderte Kilometer weit gefahren werden muss, da nimmt auch die Fleischqualität ab. Wir haben uns da ein wenig scheinberuhigt.“

Vertreten auf dem Markt waren unter anderem die Rhöner Hofkäserei aus Gersfeld, der Bauernhof Hahner aus Fulda und Rhönhof Henkel aus Hofbieber, die für das leibliche Wohl sorgten. (Leyla Rommel) +++

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