IHK-Jahresempfang

Wichtiges Netzwerker-Treffen der Region mit Forsa-Chef Manfred Güllner

Obligatorisches Gruppenbild zu Beginn des Jahresempfangs...
Fotos: Hendrik Urbin / Julius Böhm

21.01.2018 / FULDA - Es ist das Netzwerker-Treffen der Region Osthessen: der alljährliche IHK-Jahresempfang. Die wichtigsten Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Handwerk und Verbänden trafen sich im Fuldaer Schlosstheater, um ihre Kontakte zueinander zu pflegen. Und vor dem offiziellen Teil und danach gab es für die 700 Gäste reichlich Gelegenheit zum Small Talk und Meinungsaustausch.



Unsicherheit - mit dieser Prämisse für das Jahr 2018 beschäftigte sich Gastredner und forsa-Geschäftsführer Professor Manfred Güllner in seinem Vortrag. Wie tickt Deutschland und wie ist die Stimmung im Land? "Aktuell beschäftigt mehr als die Hälfte der Deutschen am allermeisten, dass wir keine Regierung haben", so der Meinungsexperte.

Obwohl er selbst bekennender Sozialdemokrat ist, nahm er kein Blatt vor den Mund, wenn es darum ging, die Fehler der SPD mit den Ergebnissen seines Instituts zu belegen. "In den letzten 20 Jahren ist die Sozialdemokratie von 20 Millionen auf unter 10 Millionen Wähler eingebrochen. Das lag an mangelnder politischer Kompetenz, falschen Themen, handwerklichen Fehlern und mit Martin Schulz an dem falschen Kandidaten", ist er sich sicher. Doch auch Fehler der anderen Parteien und die in seinen Augen falsche Stimmungsmache der Medien waren Thema in seinem kurzweiligen und mit einer gesunden Portion Humor gespickten Vortrag.

Klicken Sie auf das Playzeichen, um den OSTHESSEN|NEWS-Videobeitrag zu sehen. Wir haben Manfred Güllner exklusiv interviewt und gefragt, wie die Stimmung in Deutschland derzeit ist.

Angst - dieses Wort habe Deutschland und die Menschen im Land im vergangenen Jahr auf Schritt und Tritt begleitet. Vor Trump und Putin, Rechtspopulisten im Bundestag, Krisenherden auf der Welt und wirtschaftlichen Herausforderungen, die, ob der Digitalisierung, demografischer Veränderungen und der kriselnden Automobilindustrie auf uns warten.

"Hurra! Wir leben noch", rief IHK-Präsident Bernhard Juchheim den 700 Gästen im Fuldaer Schlosstheater zu. VW habe so viel Autos verkauft wie nie zuvor, DAX und Dow Jones lieferten sich seit neun Jahren eine Chart-Rallye mit immer steigenden Kursen und in Deutschland sei die Beschäftigungsquote so hoch wie seit der Wiederverenigung nicht mehr. "87 Prozent der Bürger halten Deutschland für einen guten Wirtschaftsstandort", zitiert Juchheim das Allensbach-Institut, "und die Befürchtungen der restlichen Prozente beziehen sich mehr auf die innere Sicherheit und gesellschaftliche Fragen als auf die Wirtschaft."

"Region Fulda kein Hort mehr der Glückseligen"

Entgegen diesem Trend sei die Region Fulda aber "nicht länger ein Hort der Glückseligen". Die Coty-Schließung in Hünfeld habe den Trend bestätigt, dass es auch in in Osthessen immer weniger inhabergeführte Familienbetriebe gebe. Die Angst vor einem Ausverkauf hält Juchheim aber für unbegründet, obwohl mit Buhl, dem Modehaus Erna Schneider und Hohmann & Heil jüngst drei Fuldaer Traditionsbetriebe an Konzerne veräußert wurden und sich bereits dutzende Kündigungen angebahnt haben oder vollzogen wurden.

"Wir sollten alle unsere Hausaufgaben machen im Hinblick auf Digitalisierung und Nachfolgereglung", rief er den anwesenden Unternehmern ins Gewissen. Auch und vor allem die Deckung des Fachkräftebedarfs sei eine weitere große Herausforderung. Auf 100 zukünftige Azubis kämen mehr als 160 freie Lehrstellen. "Die Unternehmen der Region sind auf den Zuzug von Ausbildungs- und Fachkräften von außerhalb angewiesen", sagt Juchheim. Zudem sieht er externe und internationale Investoren mehr als Chance, die Arbeitsplätze schafft und sichert, denn als Risiko.

Vor dem Ende des "offizellen Teils" und dem Beginn des gemütlichen Netzwerken hatte Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld noch eine Botschaft an Festredner Prof. Güllner: "Herr Güllner, bitte bleiben Sie der Marktforschung treu." Damit spielte Wingenfeld auf zwei Festredner der letzten Jahre an - Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg und Ex-Bahnchef Rüdiger Grube. Beide traten kurz nach ihrem Fulda-Besuch zurück. "Aber das kann doch nicht an unserem schönen Schlosstheater liegen...?!" (Julius Böhm) +++

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