Werksschließung aus Profitgier?

RKW gibt Werra-Standort auf - "für profitables Wachstum" - KOMMENTAR

Im Hintergrund das RKW-Werk in Philippsthal
Archivfoto: Gerhard Manns

24.11.2015 / PHILIPPSTHAL (Werra) - "Die RKW-Gruppe, weltweit agierender Hersteller von Folien und Vliesstoffen, rüstet sich für weiteres profitables und globales Wachstum. In diesem Zuge werden Produktionskapazitäten konsolidiert, was infolge der jüngsten Akquisitionen und des Wachstums die Schließung von zwei Standorten bedingt." Betroffen sind die Werke RKW Werra in Philippsthal (Landkreis Hersfeld-Rotenburg), die rechtlich zur RKW Agri GmbH & Co. KG gehört, und die RKW Iter S.A.U. in Saragossa (Spanien). Von den Werksschließungen sind rund 180 Mitarbeiter betroffen - schreibt das Unternehmen in einer Pressemitteilung und bestätigt damit die Befürchtungen. OSTHESSEN|NEWS hatte bereits am Samstag aktuell darüber berichtet."Diese Entscheidung trifft uns völlig überraschend. Durch die Werksschließung sind nicht nur die Mitarbeiter sondern auch Zulieferbetriebe betroffen", sagt ein enttäuschter Bürgermeister Ralf Orth, der sich trotz Urlaub um die Belange der RKW-Mitarbeiter kümmern will. Die Gemeinde sei bislang von offizieller Seite des uNternehmens nicht informiert worden. Vielmehr habe es im Sommer noch Gespräche wegen einer möglichen Erweiterung gegeben. MIT RKW fällt der drittgrößte Gewerbesteuerzahler weg. Es habe nichts darauf hingedeutet, dass es RKW schlecht ginge. "Wir sind total überrascht. Es gab keine Alarmglocken", sagt Orth. Er will sich mit den Gemeindegremien nun darum kümmern, dass wenigstens ordentliche Sozialpläne ausgehandelt werden.



Das Werk RKW Iter S.A.U. in Zaragoza, Spanien, produziert bedruckte Folien für die Getränke- sowie Hygieneindustrie. Im Portfolio des Werks RKW Werra in Philippsthal finden sich insbesondere Agrarfolien. Unbefriedigende Ergebnisse und die Fokussierung auf einige Kernprodukte hätten zu der notwendigen Konsolidierung geführt.

„Diese Entscheidungen zu treffen ist extrem schwierig, aber sie sind für den langfristigen Erfolg und die Marktstellung der RKW-Gruppe unabdingbar“, sagte Harald Biederbick, CEO der RKW-Gruppe in der Pressemitteilung. „Unser Augenmerk gilt jetzt gleichermaßen unseren Mitarbeitern und unseren Kunden. Es ist uns ein vorrangiges Anliegen, angemessene Unterstützung für betroffene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu leisten. Es ist uns ein vorrangiges Anliegen, angemessene Unterstützung für betroffene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu leisten. Beispielsweise prüfen wir, ob wir betroffenen Mitarbeitern Alternativen an anderen RKW-Standorten bieten können.

Selbstverständlich finden Gespräche mit dem Betriebsrat statt; der RKW ist es wichtig, sozialverträgliche Maßnahmen gemeinsam festzulegen", ergänzt das Unternehmen die Pressemitteilung auf Nachfrage von OSTHESSEN|NEWS.Zu den Gründen für die Schließung in Werra zählen laut RKW "die anhaltend unbefriedigende wirtschaftliche Situation des Standorts sowie die Fokussierung auf Kernprodukte und Aufgabe von unrentablen Produkten. Wir erwarten einen reibungslosen Transfer des Geschäftes auf andere RKW-Standorte, sodass wir unseren Kunden eine kontinuierliche Geschäftsabwicklung zusichern können.“

KOMMENTAR von Redaktionsleiter Hans-Hubertus Braune:

Wie muss das in den Ohren der rund 100 Mitarbeiter und deren Angehörige in Philippsthal klingen? Ihr Noch-Arbeitgeber rüstet sich nach eigenen Angaben für "weiteres profitables und globales Wachstum". Dafür stehen die Werke in Osthessen und im spanischen Saragossa also im Weg. Schließen, aufgeben, Mitarbeiter auf die Straße setzen damit die Profitgier befriedigt wird.

"RKW ist es wichtig, sozialverträgliche Maßnahmen gemeinsam festzulegen" - diese Aussage kam erst auf Nachfrage. Philippsthal wird von RKW nicht mehr gebraucht. Den Standort streicht man von der Firmenkarte, um irgendwo anders mehr Geld zu machen. Die Mitarbeiter können ja mitkommen. Tolle Aussichten. Das Unternehmen kann nun das Gegenteil beweisen, indem es wenigstens tatsächliche sozialverträgliche Lösungen anbietet - im Sinne der Mitarbeiter, die sich jahrelang für das Wohl des Unternehmens krumm gemacht haben. (Hans-Hubertus Braune / pm) +++

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