Weltstar "Dima" Ovtcharov macht's möglich

Inklusive Tischtennis: Jetzt drei Leuchttürme in Fuldas und Osthessens Sport

Gefragter Gesprächspartner: "Dima" Ovtcharov
Foto: Finn Rasner

07.03.2024 / KOMMENTAR - Es gibt Tage im Leben eines Vereins, die in seine Geschichte eingehen. Dienstag, der 5. März war so einer für den Tischtennis-Bundesligisten TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell. Im Hotel "Zum Trätzhof" präsentierte er nicht einen, der so eben mal um die Ecke kommt, keinen von der Stange. Voller Stolz verkündete der 1. Vorsitzende des TTC, der aufgekratzt wirkende Stefan Frauenholz, den Weltstar Dimitrij "Dima" Ovtcharov. Dass neben der neuen Nummer 1 auch der 19-jährige aufstrebende Fixstern Kao Cheng Jui als Nummer zwei kommt, setzt dem Ganzen die Krone auf.



Der TTC RhönSprudel hat mithin nicht nur eine neue Spitze - er ist auch in der Breite so gut aufgestellt wie seit Jahren nicht. Denn er hat mit Ruwen Filus, dem Matchwinner vom Sonntag im unterfränkischen Bad Königshofen, und dem immer stabiler werdenden Fanbo Meng Potenzial, das andere gerne hätten. Und da ist ja noch Chih-Yuan Chuang, der allmählich besser in Fahrt kommt. Trainer Qing Yu Meng eröffnen sich unzählige taktische Möglichkeiten und Varianten. Kein Wunder, dass der TTC als Saisonziel das Erreichen der Play-Offs ausgegeben hat.

Unterdessen entwickelt sich Fulda zunehmend zum Sport-Standort - und das nicht mehr nur in Osthessen. Drei Leuchttürme haben sich nunmehr in der Barockstadt aufgebaut: Pool-Billard, die SG Johannesberg, European Open und vielleicht bald Snooker lassen grüßen, steigende Zuschauerzahlen bei den European Open und Mitgliederzuwachs bei der SG Johannesberg stehen für die größer werdende Attraktivität - nur so mancher Fuldaer und Osthessen hat's noch immer nicht kapiert, welch Geld hier umgesetzt wird. Auch die Kicker der SG Barockstadt Fulda-Lehnerz gehören zu diesem Qualitäts-Trio - schließlich sind sie in der vierthöchsten Klasse Deutschlands angelangt, und jeder weiß, wie schwer es gerade im Fußball ist, noch weiter nach oben zu kommen. Dritter im Bunde ist nun der TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell.

Den darf man durchaus als Lebenswerk des Stefan Frauenholz sehen - vom TTC Maberzell ist der Verein nahtlos in den TTC RhönSprudel übergegangen. Selten wirkte Frauenholz so stolz wie an diesem Tag. Auch Cheftrainer Qing Yu Meng würdigte er: "Fast auf den Tag genau vor 25 Jahren ist er zum TTC gestoßen. Feiert also Silbernes Jubiläum." Der erste Mann an der Spitze des TTC erwähnte voller Genugtuung, dass Ruwen Filus "als Rekord-Profi in seine 12. Saison beim TTC geht" - und dass Fanbo Meng "im Hexenkessel Bad Königshofen" an einem Ballwechsel beteiligt war, "als die ganze Halle Kopf gestanden hat". Schon zweimal schlug Fanbo in dieser Saison Deutschlands Tischtennis-Aushängeschild Timo Boll.

Frauenholz freute sich, dass sein Team Vierter der Rückrunden-Tabelle ist. Jetzt wolle man sich mit den beiden Zugängen "nach oben orientieren", "Dima" Ovtcharov bezeichnete das Erreichen der Play Offs als "Minimalziel". Ovtcharov ist für sein kompromissloses Offensivspiel bekannt, seine Topspin-Vorhand ist gefürchtet, seine Rückhand die vielleicht beste der Welt. Der TTC RhönSprudel knüpft mit der Verpflichtung des gebürtigen Ukrainers an Goldene Zeiten an, als mit dem Schweden Jan-Ove Waldner - von 2005 bis 2012 in Fulda aktiv - als Zugpferd die Zuschauer mitnahm; in dieser Ära scheiterte das Team aus der Barockstadt sage und schreibe siebenmal (!) an Abonnementsmeister Borussia Düsseldorf.

Keine Frage: Immer wieder hörte man zwischen den Zeilen der TTC-Verantwortlichen, dass "die Hoffnung besteht, den Titel vielleicht doch eines Tages nach Fulda holen zu können." Dima versprach, "sehr viele Spiele" für Fulda zu machen - und er versprach auch, an Frauenholz' Adresse gerichtet, "dass du mit einem Titel in Rente gehen kannst." Die Erwartungen sind hoch. Wie in 2005, als Filus und Ovtcharov gemeinsam mit Tündern (bei Hameln) in die Bundesliga aufstiegen (ab Sommer sind sie ja Teamkollegen) - wie auch Maberzell, dem das nach seinem Premierenaufstieg 2000 ein zweites Mal gelang. Doch zunächst ist Olympia, wo Ovtcharov noch einmal einen Angriff auf einen Einzeltitel starten möchte.

Und überhaupt: Betrachten wir den Gesamtkomplex - also die drei "Leuchttürme" im Sport Fuldas und Osthessens - so gilt es, den sportlichen Charakter dieses Profi-Trios (oder Semi-Profitums) aufzusaugen. Dima, Filus oder Fanbo Meng, Reintjes, Wahl oder Bongers, Schaaf, Pomnitz oder Reinhard - alle würden sich über den Besuch freuen. 

Doch zunächst genießt auch Osthessen|News noch den 5. März 2024. Als Tag, der in die Geschichte des Sports in Osthessen einging. (Walter Kell) +++

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