Bischof weihte neue Fatima-Kapelle: Mit Maria bei leidenden Menschen

Bischof Heinz Josef Algermissen bei der Ankunft...

26.06.2004 / Petersberg - "Wer Gottes Wort beherzige, werde auch heute von den Menschen verstanden: „Wenn wir wie Maria zu finden sind bei den Menschen, in denen er selbst heute noch leidet: bei den Kleinen und Notleidenden, bei den Kranken und Sterbenden, bei den Alleingelassenen und Vergessenen, bei den Flüchtlingen und Obdachlosen." Dies betonte Bischof Heinz Josef Algermissen am gestrigen Freitag bei der feierlichen Einweihung der Fatima-Kapelle in Petersberg. Die durch das Fatima-Weltapostolat errichtete Gedächtniskapelle weihte der Oberhirte in Anwesenheit des Bischofs von Leiria-Fátima (Portugal), Serafim de Sousa Ferreira e Silva. Wenn man bei den Armen aushalte und ihnen seinen Dienst anbiete, werde das Wort Jesu lebendig: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“, unterstrich Algermissen in seiner Predigt. Die Heilige Schrift spreche oft da vom Herzen, wo das Wesen des Menschen gemeint sei, so der Bischof. „Herz ist das, was den Menschen ausmacht, wo Gott ihn anrührt. Darum spielt das Herz im Glauben und in der Sprache des Glaubens eine wichtige Rolle.“ Beim Herzen als empfindlichstem Organ könnten ernste Rhythmus-Störungen lebensbedrohliche Folgen haben – auch im Glauben. Bischof Algermissen erinnerte an eine Szene aus dem Lukasevangelium, in der eine Frau in bester Absicht Maria loben will, weil sie zur Mutter Jesu erwählt ist. Fast schroff weise Jesus sie zurück. „Noch so enge verwandtschaftliche Beziehungen sind im Reich Gottes nicht ausschlaggebend. Ein Mensch ist dann selig zu preisen, wenn er Gottes Wort hört und befolgt.“ Man könnte dies geradezu den Rhythmus, den „Herzschlag“ des Glaubens nennen, den Jesus allen, auch seiner Mutter, vorgegeben habe: Gottes Wort hören und es befolgen, hob Algermissen hervor. Wenn man Maria auf ihrem Glaubensweg, wie ihn das Neue Testament beschreibe, begleite, sehe man, daß sie diesen Rhythmus, den Jesus ihr vorgab, von Anfang an aufgenommen habe. Zum ersten Mal begegne man Maria in Nazareth, beim Besuch des Engels. „Was Maria zu allererst hört, ist Gottes großartige Zusage: Ich bin bei dir.“ Erst dann kündige der Engel ihren Auftrag an, Gottes Sohn zur Welt zu bringen. „Was wäre geschehen, hätte Maria damals nicht hingehört, nicht in sich Platz geschaffen für Gottes Wort, für seinen Anruf? Gottes Heil wäre uns allen verschlossen geblieben“, stellte der Oberhirte heraus. Anschaulich komme dies in ostkirchlichen Marienikonen zum Ausdruck. Auf der Höhe des Herzens Mariens sei auf ihrem dunklen Kleid ein großer goldener Kreis gemalt, in dem die kleine Gestalt des Jesuskindes sichtbar werde. „Soll Gott im Menschen ankommen, müssen wir ihm in unserem Herzen erst einmal Raum schaffen.“ Dies sei nicht einfach, denn das Herz der Menschen sei voll mit eigenen Gedanken und Plänen, mit Fragen und Sorgen, mit Wünschen und Vorstellungen. Maria fordere dazu auf, dies alles zunächst zur Seite zu legen. „Wer Gott hören will, muß selbst auf-hören.“ Auf Gottes Wort hören – so heiße der erste Herzschlag, den Jesus im Evangelium nenne. Das Wort Gottes befolgen sei für jeden Christen eine Lebensaufgabe, meinte der Bischof. Geradezu tragisch habe Maria sodann Gottes Wort unter dem Kreuz befolgt, als fast alle Jünger aus Furcht oder Feigheit davongelaufen waren. „Maria aber läßt ihren Sohn in der Stunde der größten Not nicht allein, auch wenn sie sein Schicksal dadurch nicht wenden kann.“ Sie habe mit ansehen müssen, wie ihr Sohn gefoltert und getötet wurde, und sei darin vielen Müttern heutzutage gleich. „Maria mit Johannes unter dem Kreuz Jesu: In dieser Begegnung hat unsere Kirche immer mehr gesehen als nur ihre mütterliche Nähe zum gekreuzigten Sohn. Sie bleibt unter dem Kreuz stehen, stellvertretend für alle Menschen – auch für jene, die nicht mehr glauben können oder wollen, die weglaufen vor den großen Herausforderungen ihres Lebens, ja sogar noch für die, die mittun an Unrecht und Sünde dieser Welt und ihn so heute aufs Neue ans Kreuz schlagen“, so Algermissen weiter. Maria halte aus unter dem Kreuz, an dem ihr Sohn stirbt. Der Glaube habe in ihr immer schon ein Abbild und Vorbild der Kirche gesehen. „Wir können hier an diesem Ort besonders gut auf Marias Herzschlag hören und das Lebensprogramm des Glaubens verstehen, das verdichtet zur Sprache gebracht werden kann: ‚Das Wort Gottes hören und es befolgen’“, sagte der Bischof zum Schluß. +++



Bischof Serafim de Sousa Ferreira e Silva (Leiria-Fátima, Portugal)

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