CDU-Doku (3)


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14.03.2004 / Fulda - ausgehend von der Delegiertenversammlung des CDU-Stadtverbandes Fulda im November 2003 hat eine Kommission bestehend aus dem früheren Fuldaer Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Hamberger, Stadtrat Reinhold Schäfer und mir als Stadtverbandsvorsitzendem anliegende Positionsbeschreibung nebst umfangreichen Anlagen ausgearbeitet. Die Positionsbeschreibung wurde am 3. März 2004 auf einer gemeinsamen Sitzung ebenso wie ihre Veröffentlichung durch die Ortsverbandsvorsitzenden und den Vorstand des CDU-Stadtverbandes einstimmig verabschiedet. Die Positionsbeschreibung nebst Anlagen übersende ich Ihnen in der Anlage Aktivitäten und Initiativen der Stadt Fulda zur Erinnerung an die ehemalige und als Hilfe für die heutige Jüdische Gemeinde Fulda nach dem Zweiten Weltkrieg Alsbald nach dem Zweiten Weltkrieg haben sich die Stadtverwaltung und die städtischen Gremien von Fulda ihrer aus der NS-Zeit überkommenen Verantwortung gestellt. Das zeigt sich u.a. in der Tatsache, daß der jüdische Friedhof an der Heidelsteinstraße in städtische Obhut und Pflege übernommen wurde, und das belegen auch Themen, die sowohl von der Volkshochschule der Stadt und dem Fuldaer Geschichtsverein aufgegriffen als auch in den Fuldaer Geschichtsblättern und den Buchenblättern veröffentlicht wurden. Ein besonderer Schwerpunkt wurde dann von Dr. Wolfgang Hamberger gesetzt, der am 1. Januar 1968 nach Fulda kam und von 1969 - 1970 Bürgermeister und danach bis 1998 Oberbürgermeister war. Gleich in den ersten Tagen nach seinem Amtsantritt als Oberbürgermeister im Jahre 1970 setzte sich Dr. Hamberger mit Rabbiner Elchanan Kunstadt (Sohn des letzten Leiters der Rabbinatsschule in Fulda, Rabbi Baruch Kunstadt) in Verbindung. Hambergers Anliegen war es, mit den ehemaligen Fuldaer Juden einen neuen Dialog zu versuchen, um über alle Gräben hinweg zumindest zu einem besseren beiderseitigen Verständnis zu kommen. Das gelang nur Schritt für Schritt, aber es wurden Fortschritte erzielt. 1975 führte das zur Einladung einer Delegation der Stadt Fulda nach Israel. Jüdische Geschichte in Deutschland und somit auch in Fulda ist neben vielem, was einst gelungen, bereichernd und vielleicht gelegentlich sogar beglückend war, leider auch in ganz außergewöhnlichem Maße ein erschütterndes Kapitel von Klage und Anklage. Um so mehr ist es an uns, stets neu die Hoffnung zu nähren, daß am Ende das Menschliche siegen wird, daß das verantwortungsbewußte Erinnern eine Brücke schlägt über die tiefen Gräben, die ein unmenschliches Handeln gerissen hat. Aus dem Terror, den die NS-Gewaltherrschaft gegen die Juden ausgeübt hat, muß es für uns immer wieder eine Nach-Erschütterung geben, die uns befähigt, überzeugend "nie wieder" zu sagen und dies als Verpflichtung weiter zu geben. Diese Haltung hat in Fulda über Jahrzehnte hinweg zu vielen Aktivitäten/Aktionen geführt. Dies sind die wesentlichsten: 1. 1955 wurde zur Erinnerung an den jüdischen Friedhof Ecke Rabanus-/Sturmiusstraße, der in der NS-Zeit entweiht und zerstört worden war, in einer kleinen Anlage, die von der Stadt laufend gepflegt wird, eine Gedenktafel errichtet. 2. 1969 veröffentlichten die Autoren Dr. Paul Horn und Dr. Naftali Herbert Sonn auch mit Hilfe der Stadt Fulda das Gedenkbuch "Zur Geschichte der Juden in Fulda". 3. 1971/72 wurde die städtische Verkehrsplanung geändert, um das Gebäude der ehemaligen jüdischen Schule erhalten zu können; später erfolgte die Übergabe an die jüdische Kultusgemeinde Fulda. 4. Im Mai 1975 folgte eine Delegation der städtischen Gremien der Einladung von Rabbiner Kunstadt und reiste nach Israel. In Jerusalem hat Oberbürgermeister Dr.Hamberger in seiner Rede zur Grundsteinlegung für das "Fulda Haus" am "Rabbinical College Kol Torah", das dort von ehemaligen Fuldaer Juden gegründet worden war, die unverändert aktuelle Abschiedsrede des Mose an sein Volk zitiert: "Nicht mit unseren Vätern hat der Herr diesen Bund geschlossen, sondern mit uns, den Lebenden, mit jedem einzelnen von uns". Von diesem historischen Bewußtsein war seitdem und ist bis heute das Anliegen von Dr. Hamberger als Lebens-, Denk- und Erinnerungsaufgabe geprägt. 5. Seit 1975 regelmäßige Rundschreiben an die ehemaligen Mitglieder der jüdischen Kultusgemeinde Fulda in aller Welt (inzwischen sind es insgesamt 88 Briefe). 6. 1976 - 1977 Durchführung der "Aktion Shalom" mit dem Ziel, sowohl der Bürgerschaft und insbesondere der Jugend von Fulda wieder besser bewußt zu machen, daß es vormals eine sehr lebendige Jüdische Gemeinde in Fulda gegeben hat, als auch in der Absicht, nicht nur durch einen Beschluß der städtischen Gremien, sondern auch durch vielfältige Aktivitäten von Schulklassen, Vereinen und Institutionen Geld für den Ausbau des Rabbinical Kollegs Kol Torah in Jerusalem zu sammeln. 7. 1980 Veröffentlichung der Broschüre zum (neuen) jüdischen Friedhof Fulda in der Reihe "Dokumentationen zur Stadtgeschichte, Nr.2. 8. 1981 Anbringung einer Gedenktafel am Platz der ehemaligen Synagoge; seitdem findet dort zusammen mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit jährlich das Gedenken an den 9.November 1938 statt. 9. 1982/83 Hinzufügung der alten jüdischen Straßennahmen an die nach 1945 zunächst verfügten neuen Straßennamen bei den Straßenschildern im alten jüdischen Wohn- und Synagogenbereich. 10. 1984 Anregung zu dem Buch "Schicksalswege der Juden in Fulda und Umgebung" und maßgebliche Förderung des Projektes durch die Stadt. 11. 1986 Anregung des Oberbürgermeisters an die städtischen Gremien, den Kulturpreis der Stadt Fulda an den ehemaligen Fuldaer Juden Dr. Naftali Herbert Sonn gleichzeitig mit der Benediktinerin Lioba Munz OSB zu verleihen, um einerseits die Verdienste beider zu würdigen, andererseits aber auch deutlich zu machen, daß die Juden die älteren Geschwister der Christen sind. Magistrat und Stadtverordnetenversammlung sind dieser Anregung gefolgt. Nach anfänglichem Zögern von Dr. Sonn war es schließlich beiden, Dr. Sonn und Dr. Hamberger auch wichtig, ein Zeichen beginnender Versöhnung zu setzen, denn Dr. Sonn, Sohn des letzten jüdischen Lehrers in Fulda, hat viele Angehörige in Konzentrationslagern verloren. Das Ereignis ist in Nr. 10 der Reihe "Dokumentationen zur Stadtgeschichte" festgehalten. 12. 1986/87 wurde mit großem finanziellem Engagement der Stadt Fulda die alte jüdische Schule zum neuen jüdischen Gemeinde- und Kulturzentrum mit Synagoge ausgebaut und der im Entstehen befindlichen jungen jüdischen Gemeinde übergeben. 13. 1987 (25. - 30. Mai) Einladung der noch lebenden Fuldaer Juden in aller Welt zur offiziellen Übergabe und Einweihung des neuen Zentrums in Fulda. Es kamen 320! Auch dieses Ereignis wurde eindrucksvoll dokumentiert unter dem Titel "Jüdisches Leben in Fulda", Nr. 11 der genannten Reihe. 14. 1992 wurde zur Erinnerung an die 50. Wiederkehr des 5. September 1942, dem Tag der letzten großen Deportation von Juden aus Fulda, mehrere Tage lang der Deportationsweg dieser 76 Fuldaer Juden mit Plakaten, auf denen alle Namen und Adressen standen, durch die gesamte Innenstadt vom Sammelplatz bis zum Bahnhof markiert: "Sammelpunkt? ... erste Station Kassel ... Ziel: KZ Theresienstadt ... letzte Spuren ... Auschwitz". 15. 1994/95 Vereinbarung des Oberbürgermeisters mit der Hessischen Landesregierung, das Verhältnis von nach Fulda zugewiesenen Asylanten und Kontingentsflüchtlingen (das sind Aussiedler jüdischen Glaubens aus den ehemaligen GUS-Staaten) zugunsten von Kontingentsflüchtlingen zu verbessern, um dadurch das Anwachsen der jüdischen Gemeinde zu begünstigen. 16. 1995 Gedenkfeier der Stadt zum 50. Jahrestag des Kriegsendes unter ganz bewußter Einbeziehung des Themas "Holocaust"; Beitrag von Josef Goldschmidt, Tel Aviv. 17. 1996 Namensgebung "Jerusalemplatz" für die Anlage, unter der im Stadtzentrum der alte jüdische Friedhof liegt. 18. 1998 Anregung und Sicherstellung der Finanzierung eines speziellen Pilot- Projektes zur Förderung Eingliederung jüdischer Aussiedler aus den GUS-Staaten. Diverse Ansprachen des Oberbürgermeisters zu den Themen "Reichspogromnacht", "Holocaust" und "Widerstand in der NS-Zeit". 7 mal reiste Dr. Hamberger, teils offiziell teils privat, nach Israel, immer aber auch, um die Verbindung zu den dort noch lebenden ehemaligen Fuldaer Juden durch persönliches Engagement zu vertiefen. Fulda, den 20. November 2003

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