Es wird spannend am Sonntag!

Wer wird Nachfolger von Florian Hölzer? - Interview mit Florian Kraus (36)

Bürgermeisterkandidat Florian Kraus
Foto: Moritz Pappert

28.10.2020 / KALBACH - Es wird spannend in Kalbach im südlichen Kreis Fulda: Bürgermeister Florian Hölzer (41) kandidiert nicht mehr für eine weitere Amtszeit. Zur Wahl am 1. November treten Florian Kraus (36) und Mark Bagus (50) an. Beide sind parteiunabhängig. Heute stellen wir ihnen Kandidat Florian Kraus vor.




Warum kandidieren Sie für das Amt?

Ich möchte meine Heimatgemeinde aktiv mitgestalten. Für mich ist es wichtig, in einer Gemeinde zu leben, die stabil und nachhaltig geführt wird, damit sich später auch meine Kinder wohlfühlen. Um hier eine gewisse Eigenverantwortung zu übernehmen stelle ich mich persönlich zur Wahl, diese verantwortungsvolle Führung selbst zu gestalten.

Warum sind Sie der Richtige für Kalbach?

Persönlich bin ich als Kalbacher von jeder Entscheidung unmittelbar betroffen und habe somit ein sehr wachsames Auge auf die Gemeinde. Wir haben hier unseren Anker geworfen und wollen als Familie noch lange leben. Beruflich habe ich nicht nur eine dreijährige Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten bei einer kommunalen Verwaltung gemacht, sondern zusätzlich darauf aufbauend eine weitere dreijährige Fortbildung zum Verwaltungsfachwirt auf kommunaler Ebene absolviert. Ich habe die nötige Erfahrung in der kommunalen Politik durch diese Tätigkeit erlangt. Mit meiner Expertise und meinem Engagement, meinem jungen Alter und meiner Dynamik empfinde ich mich als den richtigen Kandidaten für dieses Amt.

Was sind ihre Schwerpunkte?

Für die bevorstehenden großen Aufgaben benötigen wir ehrenamtliche Gremien, die sachlich und konstruktiv miteinander diskutieren können. Das aktuell raue Klima innerhalb der Gremien gilt es zu besänftigen, damit man sich gemeinsam für die Gemeinde einsetzen kann.

Ein weiterer Punkt wird die Fortführung der Digitalisierung sein. Hier kann ich als Digitalisierungslotse der Stadt Fulda meine mehrjährige Erfahrung in die Gemeinde Kalbach mit einbringen, damit wir das digitale Rathaus weiter ausbauen und auf eine rechtssichere Schiene bringen können.

Weitere Schwerpunkte sind die beispielhaft die Förderung von Familien durch Bauplätze, Hebammenförderung und Kita-Info-App, die Würdigung von ehrenamtlichen Bürgern und die Vernetzung der Gewerbetreibenden.


Was würden Sie verändern, wenn sie Bürgermeister werden?

Etwas gleich zu ändern würde bedeuten, dass etwas grundlegend falsch läuft. Das sehe ich so in erster Linie nicht. Vielmehr sind es unterschiedliche Ansichten, Blickwinkel oder Interpretationen von einzelnen Punkten, die den Anstoß dazu geben, Dinge zu ändern. Daher muss man sich auch erstmal einen Überblick verschaffen, mit welchen Gründen gewisse Entscheidungen getroffen wurden.

Aber zweifelsfrei möchte ich die Gremien wieder zusammenführen, um ein besseres Klima zu erreichen, damit man Kalbach gemeinsam weiterentwickeln kann. Die Fronten sind teils so verhärtet, dass hier meine gesamte Kompetenz aus Konfliktmanagement und Gesprächsführung notwendig sein wird.

Was würden Sie anders machen, als ihr Vorgänger?

In sehr vielen Gesprächen mit den Bürgern habe ich vernommen, dass Transparenz fehlt und die Bürger sich uninformiert fühlen. Gerade in größeren Projekten, wie beispielsweise "Ebert-Areal" bestehen noch immer Gerüchte, die aufgrund der fehlenden Transparenz weiter Bestand haben. Hier gilt es anzusetzen, dass man über verschiedenste mediale Wege die Informationen an die Bürger weitergibt. Wenn man dies offen und transparent gestaltet, bekommen Bürger mehr mit, werden mehr beteiligt und es weckt vielleicht in der jüngeren Gesellschaft wieder mehr das Gefühl sich auch selbst mal politisch zu beteiligen.

Wie stehen Sie zur geplanten Bahntrasse?

Grundsätzlich ist verständlich, dass niemand diese Trasse in seinem Ort haben möchte, da man selbst keinen nennenswerten Vorteil (beispielsweise Bahnhof oder Haltestelle) davon hat. Ich verstehe daher die in diesem Thema bestehenden Spannungen zwischen Neuhof und Kalbach, die in den letzten Wochen auch in den Printmedien nochmals thematisiert wurden. Fakt ist allerdings, dass ich als Bürgermeister und selbst betroffener Anwohner die beiden Varianten IV und VII mit aller Kraft verhindern möchte. Unsere Bürgerinitiative hat sehr viel Zeit und Engagement in dieses Projekt eingebracht, was ich hier nochmals lobend erwähnen möchte.

Die von Kalbach favorisierte Variante V (Ausbau der Bestandsstrecke Kerzell – Neuhof – Flieden) ist natürlich auch kein Zuckerschlecken für unsere Nachbarn aus Neuhof, daher bleibt es in diesem Fall spannend, wie letzten Endes seitens der übergeordneten Behörden entschieden wird.

Sollte sich trotz aller Bemühungen Kalbachs die Vorzugsvariante IV durchsetzen, werde ich mich als Bürgermeister für einen ordentlichen Lärmschutz und natürlich auch entsprechende Maßnahmen zur Entlastung der betroffenen Ortsteile während der Bauphase einsetzen.


Wie stehen Sie zu den Straßenbeiträgen?

Die aktuelle Gestaltung der Straßenbeiträge ist eine immense Belastung der Anwohner an den jeweiligen Straßen. Viele andere Kommunen sind das Thema schon angegangen und haben individuelle Konzepte ermittelt. Auch die Gemeinde Kalbach hatte sich vor geraumer Zeit bei einer Nachbarkommune erkundigt, allerdings ist seit dem nichts mehr nach außen gedrungen. Hier gilt es seitens der Gemeindeverwaltung ein für Kalbach schlüssiges Konzept zu entwickeln, wie man die Anwohner entlasten kann und dennoch als Gemeinde nicht gänzlich auf die Beiträge zu verzichten. Denn eine hoch verschuldete Gemeinde wäre nicht zukunftsorientiert und auch sicher nicht im Sinne von uns Kalbachern.

Was schätzen Sie an der Gemeine Kalbach?

Menschlich betrachtet hat Kalbach ein tolles Vereinsangebot und ist offen für neue Bürger. Wir konnten uns nach unserem Zuzug gut integrieren, was heutzutage leider nicht mehr selbstverständlich ist. Weiterhin finde ich den Zusammenhalt in den Ortsteilen hervorragend. Die Heimatvereine und Vereinsgemeinschaften entlasten in vielen Bereichen nicht nur den Bauhof und die Gemeindekasse, sondern tragen zu einem tollen Ortsklima bei.
Politisch betrachtet finde ich es sehr gut, dass alle Ortsteile nahezu auf Augenhöhe mit der Gemeindeverwaltung stehen und unabhängig der Größe gleich behandelt werden. Sicherlich ein Verdienst des aktuellen Bürgermeisters, was ich gerne fortführen möchte. Fast einmalig im Landkreis empfinde ich die Vielfalt an Möglichkeiten sich standesamtlich trauen zu lassen. +++

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