Prüfergebnis entscheidet

Schäden in der Deckenkonstruktion: Wann öffnet das Alsfelder Hallenbad?

Bahnen ziehen und Plantschen im Alsfelder Erlenbad: Ob das diesen Winter noch möglich ist, entscheidet sich Anfang November.
Foto: Erlenbad Alsfeld

28.10.2020 / ALSFELD - Nach der Corona-bedingten, durchwachsenen Sommersaison ist vor Kurzem für die heimischen Hallenbäder die Wintersaison angebrochen. Doch nicht für das Erlenbad in Alsfeld - denn dieses bleibt vorerst geschlossen. Denn die Sanierungsarbeiten am Dach stellen sich nun als umfangreicher heraus, als vorerst gedacht: In der Deckenkonstruktion des Hallenbades sind Schäden aufgetreten. Noch ist nicht klar, ob das Dach saniert werden kann oder neu gebaut werden muss.



Eigentlich hätten die geplanten Sanierungs- und Dämmungsarbeiten im Laufe des Sommers erledigt sein sollen, sodass im September die Eröffnung des Hallenbades wie geplant vonstattengehen sollte. Eigentlich. Denn es kam anders, als die Handwerker Schäden im Dach entdeckten, die niemand auf dem Schirm gehabt hatte. 

Negative Einflüsse durch chloridhaltige Luft 

Bei einem Vor-Ort-Termin machten sich die Mitglieder des Aufsichtsrates, Geschäftsführer Ralf Kaufmann und der leitende Architekt Dr. Stefan Strack ein Bild von der Lage. Strack erläuterte die Problematik, die bei der geplanten Dachsanierung im Sommer aufgetreten ist: Die Folgeschäden aus der bekannten Undichtigkeit des Daches, weshalb eine Dachsanierung geplant und durch ein Förderprogramm finanziert wurde, sind größer als geahnt und hat vor allem im Zusammenspiel mit der chloridhaltigen Luft aus dem Hallenbad für größere Schäden nicht nur am Beton, sondern auch in der Bewehrung (Eisen) gesorgt.

Der Architekt hat eine Vermutung: "In den 60er Jahren, bei der Errichtung des Hallenbades, konnte man wohl nicht
abschätzen, welchen bauphysikalischen negativen Einfluss die chloridhaltige, feucht‐warme Luft aus dem Badebetrieb auf die Spannbetonkonstruktion mit der dafür üblichen geringen Betondeckung hat", erklärt Strack. "Die Decke wurde damals aus Spannbeton hergestellt. Dabei wird sie mit einer Überhöhung betoniert und zwischen zwei Binder gelegt, wobei sich dann auch die Überhöhung legt", erläutert der Architekt. "Das Problem dabei ist, dass die Decke dadurch einen sehr schlanken Querschnitt hat und die untere dem Hallenbad zugewandte Zugbewehrung nur mit einem Zentimeter Beton überdeckt wird." So kann die chloridhaltige Luft und Regenwasser nicht ausreichend von der Bewehrung ferngehalten werden - es kommt zu Korrosion im Inneren der Betondecke, welches von Außen nicht sichtbar ist.

Deshalb konnten die notwendigen Schritte erst jetzt eingeleitet werden: eine Konstruktionszustandsuntersuchung durch eine amtliche Materialprüfanstalt.

Warten auf die Materialerprobung

Die Ergebnisse der Materialerprobung sollen aller Voraussicht nach Anfang November vorliegen. Dann entscheidet sich, ob das Dach teilweise saniert werden kann, oder ob ein kompletter Neubau notwendig ist. "Sollte letzteres der
Fall sein, wird das Hallenbad in dieser Wintersaison nicht mehr öffnen können", bedauert Ralf Kaufmann. Denn das wäre zu zeitintensiv: Ein Raumgerüst müsste auch im Inneren gestellt werden, Decke und abgehängte Decke müssten komplett abgetragen werden. "Das Betonieren eines neuen Ringankers auf der Mauerkrone geht aber nur, wenn die  Temperaturen mitspielen. Die Härte des kommenden Winters spielt also auch eine Rolle, auf die wir keinen Einfluss haben", so der Architekt. 

Die Bäder GmbH hat weitere Anträge auf Förderprogramme gestellt, sodass die nach hinten verschobenen  Bauabschnitte beziehungsweise Kostenübernahmen durch das Bundesförderungsprogramm durch andere Förderungen umsetzbar sein werden. (Luisa Diegel) +++

Architekt Stefan Strack und Bäder-Geschäftsführer Ralf Kaufmann\r\ninformieren die Mitglieder des Aufsichtsrates vor Ort über den Sachstand der\r\nBauarbeiten.
Foto: Anja Kierblewski

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