Was macht eigentlich … (21)
Ex-Chef der Stein-Schule Helmut Sämann: "War schon immer für Weltoffenheit!"
Fotos: Suria Reiche
26.10.2020 / FULDA -
Alles falsch gemacht haben, kann Helmut Sämann, der ehemalige Leiter des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums in Fulda nicht, sagt er, als er an einem sonnigen Nachmittag vor der Schule sitzt und gleich mehrere Ex-Kollegen und –Schüler ihn freudig begrüßen. Seit etwa vier Jahren ist der 70-Jährige im Ruhestand. Eine seiner letzten Aktionen war davor das Erreichen des Titels "Europaschule". "Es war mir schon immer wichtig, die Schüler zu weltoffenen Menschen zu erziehen."
Dass Helmut Sämann 1996 Schulleiter des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums wurde, war eigentlich gar nicht sein Plan. Eigentlich wollte er seine Weltoffenheit ausleben, im Ausland unterrichten und dort eine Schule leiten. "Es hat mich aber doch interessiert, wie das Verfahren zur Auswahl eines Schulleiters vonstattengeht", sagt er und lacht: "Dummerweise wurde ich dann eben ausgewählt." Für Sämann stand also kein weiterer Auslandsaufenthalt auf dem Plan – damals hatte er schon fünf Jahre lang in Griechenland gelebt und gearbeitet. Stattdessen leitete er mit Begeisterung zwei Jahrzehnte lang das Gymnasium, das unter ihm von einer Schule mit rund 800 Schülern zu einer mit 1.600 wuchs.
"Das war auch ein bisschen mein Anteil", sagt er. Aber nicht nur die Größe der Schule hat der Mann mit dem weißen Bart vorangebracht. Auch den bilingualen Zweig hat Sämann auf dem Freiherr-vom-Stein-Gymnasium eingeführt, außerdem war die Schule die erste in Osthessen, die eine sogenannte Tablet-Klasse eingerichtet hat. Man merkt: Es war schon immer Sämanns Ziel, etwas voranzubringen in der Welt.
Auch wenn ihn sein Weg heute nicht mehr oft an das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium führt, weiß Sämann, dass die vergangenen 20 Jahre wertvoll waren – auch, wenn er sie nicht im Ausland verbracht hat, wie er es eigentlich wollte. Ein wenig holt er das jetzt im Ruhestand nach. Für gewöhnlich fliegt er alle drei Monate zu seinem Sohn und dessen Kindern nach Edinburgh und besucht seine alte Heimat Griechenland, in der er viele Freunde hat. In diesem Jahr mussten diese Trips aufgrund der aktuellen Situation ausfallen. "Auch die großen Ferien konnten meine Enkel leider nicht hier bei uns verbringen."
Würde man seine Schüler befragen, würden diese sicherlich sagen, dass er das schon getan hat. Das lassen zumindest Sämanns Erzählungen und die Begegnungen auf dem Hof des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums vermuten: "Tatsächlich ist es so, dass ich öfter mal ein Bier von ehemaligen Schülern ausgegeben bekommen habe, wenn ich sie im Bordrestaurant des ICE von Wiesbaden, beziehungsweise Frankfurt nach Fulda getroffen habe und sie mich wiedererkannt haben."
Keinen von ihnen – egal, wie schwierig sie auch waren – habe der 71-Jährige in seiner Zeit als Lehrer persönlich herabgewürdigt, betont er. Vielleicht lässt sich das auf seine Vergangenheit zurückführen. Sämann selbst besuchte erst die Realschule, bevor er auf der Winfriedschule sein Abi machte. "Ich dachte, das würde leicht werden. Aber es war fürchterlich. Es gab Lehrer, die uns gefragt haben, was wir mit all unseren Defiziten am Gymnasium wollten." Was Sämann wollte, wusste er schon früh. Er wollte Lehrer werden und es besser machen als diejenigen, die es ihm damals schwer machten. Und wenn man ihn so auf dem Schulhof sitzen sieht, in Pulli und Turnschuhen, und seine ehemaligen Schüler freudig auf ihn zu gehen, dann beschleicht einen der Gedanke, dass er das geschafft hat. (Suria Reiche) +++
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