Bundesweite Aktionen am Mittwoch

Klinikum Fulda: Beschäftigte streiken - "Gesundheitswesen attraktiv machen!"

Am Mittwoch streiken die Beschäftigten des Klinikums in Fulda.
Fotos: Henrik Schmitt

30.09.2020 / FULDA - Beschäftigte des Klinikums Fulda haben am Mittwoch ihre Arbeit niedergelegt. Dazu hatte die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di ausgerufen. Neben dem Klinikum in Fulda sind weitere sieben hessische Kliniken und eine Altenpflegeeinrichtung im Rahmen der Tarifrunde des öffentlichen Dienstes betroffen. "Gerade noch wurde den Beschäftigten in der öffentlichen Daseinsvorsorge und speziell im Gesundheitswesen für ihre Leistung in der Corona-Pandemie applaudiert. Doch bei den Tarifverhandlungen wollen die Arbeitgeber von Aufwertung und Anerkennung nichts mehr wissen – das passt nicht zusammen", kritisierte Landesfachbereichsleiter Gesundheit und soziale Dienste, Georg Schulze.


Rund 100 Personen hatten sich am Mittwochmorgen auf dem Parkplatz vor dem Fuldaer Klinikum versammelt, 200 sollen es laut Schätzungen noch werden. Bis 13:00 Uhr wollen die Beschäftigten noch streiken, um auf Missstände aufmerksam zu machen. Die Gewerkschaft ver.di fordert für die 2,3 Millionen Beschäftigten bei Bund und Kommunen eine Lohnerhöhung von 4,8 Prozent, mindestens 150 Euro und die Anhebung der Azubi-Vergütung um 100 Euro. Außerdem erwarten die Beschäftigten Entlastung durch zusätzliche freie Tage und die Angleichung der Arbeitszeiten im Osten an das westdeutsche Niveau. "Unsere Forderungen und Erwartungen sind moderat und berücksichtigen diese besondere Zeit", betonte Georg Schulze. "Entgelterhöhungen sind nicht nur aus Sicht der Betroffenen nötig. Sie sind auch wichtig, um die Kaufkraft und damit die Konjunktur anzukurbeln. Es wäre völlig falsch, gegen die Krise anzusparen – auch in der Tarifpolitik."

Gespräche in Berlin

Für das Gesundheitswesen führen die Tarifparteien zusätzliche Gespräche, um die spezielle Situation in den Blick zu nehmen. ver.di erwartet unter anderem eine Pflegezulage von 300 Euro, eine bessere Bezahlung im Öffentlichen Gesundheitsdienst und die Begrenzung der Arbeitszeit im Rettungsdienst auf 45 Stunden pro Woche. Zudem sollen die Versprechen aus der letzten Tarifrunde umgesetzt werden, auch im Gesundheitswesen die Pausen in Wechselschicht auf die Arbeitszeit anzurechnen und den Samstagszuschlag auf 20 Prozent anzuheben. "Diese Verbesserungen sind dringend nötig, um die Berufe im Gesundheitswesen attraktiv zu machen", erklärt Georg Schulze. "So können in Zukunft genug Arbeitskräfte für diesen so wichtigen Bereich gewonnen und gehalten werden."

Zeitgleich mit den Tarifaktionen kommen in Berlin die Gesundheitsministerinnen und -minister des Bundes und der Länder zusammen. Sie fordern verbindliche Vorgaben für genug Personal, eine bedarfsgerechte Finanzierung statt Pauschalen sowie die Rückführung ausgegliederter Bereiche in die Kliniken. Die Petition wird Bundesminister Jens Spahn (CDU) und seinen Länderkollegen am Mittwoch in Berlin übergeben. "Die Einführung bedarfsgerechter Personalstandards in den Krankenhäusern ist überfällig", sagte Schulze. "Mit dem von Deutscher Krankenhausgesellschaft, Deutschem Pflegerat und ver.di entwickelten PPR 2.0 liegt ein Personalbemessungsinstrument für die Pflege auf dem Tisch, das nun endlich auf den Weg gebracht werden muss."

OSTHESSEN|NEWS berichtet aktuell vom Streik. (pm) +++

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