Gunst der Stunde genutzt

"Gar nicht weit weg von der Innenstadt": Steigen die Chancen für Kaufland?

Ortstermin des Zentralausschusses der Regionalversammlung Nordhessen am Bad Hersfelder Peterstor.
Fotos: Stefanie Harth

29.09.2020 / BAD HERSFELD - Die Stadt Bad Hersfeld – allen voran Bürgermeister Thomas Fehling und Investor Walter Rossing – hat die Gunst der Stunde genutzt, um dem Regierungspräsidenten Hermann-Josef Klüber und den Mitgliedern des Zentralausschusses der Regionalversammlung Nordhessen das Kaufland-Projekt näherzubringen. Bekanntlich will sich die Lebensmittel-Einzelhandelskette auf dem Schlachthof-Areal am Peterstor ansiedeln (OSTHESSEN|NEWS berichtete mehrfach).



Knackpunkt ist, dass die Regionalplanung das Areal, das 180 Meter von der Breitenstraße in der Innenstadt entfernt ist, nicht als "integrierten" Bereich erachtet und dem Magistrat empfohlen hat, den Antrag auf eine Abweichung vom Regionalplan Nordhessen vorläufig zurückzustellen. Und dabei wiederum will die Festspielstadt nicht mitspielen: Die Bad Hersfelder Stadtpolitik und der Stadtmarketingverein stehen geschlossen hinter dem Ansiedlungsvorhaben und möchten an diesem festhalten.

Bürgermeister steht Rede und Antwort


Nach der regulären Sitzung des Zentralausschusses im Wortreich, hat Rathauschef Thomas Fehling den Vertretern des Gremiums Rede und Antwort gestanden. Kritikpunkte, dass Kaufland anderen Märkten die Kaufkraft entzöge, dass das Areal nicht in die Innenstadt integriert und dass der avisierte autonome Shuttle-Service, der die City mit dem ins Auge gefassten Kaufland-Standort verbinden soll, unrealistisch sei, widerlegt der Bürgermeister.

"Das extra erstellte GMA-Gutachten sieht keine nennenswerten Beeinträchtigungen für den Einzelhandel in der Innenstadt und in den Nachbargemeinden", erläutert Fehling. Zudem lasse sich aufgrund des kontinuierlichen Bevölkerungswachstums eine Steigerung der Nachfrage verzeichnen. "In direkter Nachbarschaft des Peterstors haben beispielsweise das Medizinische Versorgungszentrum, die Stadtwerke und die Polizei Stellung bezogen", stellt Fehling klar, um zu betonen, dass das Quartier Bestandteil der Innenstadt sei.

"Shuttle-Service ist keine Spinnerei"


Die Einrichtung eines autonomen Shuttle-Services sei keine Spinnerei, sondern sehr konkret. Der Neubau der Hochbrücke eröffne Chancen. "Eine neue Form von Nahmobilität ist umsetzbar", meint Fehling. "Der Shuttle ist technisch und wirtschaftlich realisierbar und könnte sich aufgrund seiner Einmaligkeit als Attraktion entpuppen."

Um auf Nummer sicher zu gehen, fordert der Zentralausschuss verbindliche Aussagen des Investors und Kauflands in puncto Finanzierung des Shuttle-Verkehrs und der Bereitstellung von kostenlosen Parkplätzen. Fehling verspricht, sich "diesen Hausaufgaben" zu widmen.

180 Meter bis in die Innenstadt - wendet sich das Blatt?

Investor Walter Rossing, der Geschäftsführer der Rosco-Unternehmensgruppe, beteuert, die Innenstadt weiter entwickeln zu wollen. "Wir müssen etwas für unsere Innenstadt tun." Kaufland werde auf einer Fläche von rund 3.500 Quadratmetern kaum innenstadtrelevante Sortimente anbieten und sein Hauptaugenmerk auf Lebensmittel und Drogerieartikel ausrichten." Zudem gibt er zu bedenken, dass es in der Bad Hersfelder City kein freies Areal mehr gebe, auf dem sich die Lebensmittel-Einzelhandelskette ansiedeln könnte. Bernd Böhle (FDP), Vorsitzender des hiesigen Haupt- und Finanzausschusses ergänzt: "Wir brauchen einen zentral gelegenen Lebensmittelmarkt, weil immer mehr Kunden in die umliegenden Stadtteile zum Einkaufen abwandern."

Als "i-Tüpfelchen" aus Bad Hersfelder Sicht erweist sich die anschließende Ortsbegehung. "Der Weg ist ja viel kürzer als gedacht – das ist doch gar nicht weit weg von der Innenstadt", heißt es aus den Reihen des Zentralausschusses. Eingehend mit der Thematik rund um die Kaufland-Ansiedlung wird sich der Zentralausschuss der Regionalversammlung Nordhessen am Montag, 23. November, auseinandersetzen. (Stefanie Harth) +++

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