Kirche für Heimatvertriebene gebaut

Kunstkirche lädt ein zum Innehalten und Gesprächen über Gott und die Welt

Deutlich gewonnen hat das Innere der ansonsten schmucklosen Kirche durch die Gemäldeausstellung der Künstlerinnen Sabine Kampmann, Hildegund Bode und Brigitte Molnar (von links).
Fotos: Gudrun Schmidl

28.09.2020 / BAD HERSFELD - Die Evangelische Kirche der Eichhofsiedlung wurde im Grunde aus der Not heraus gebaut. Sie stillte das starke spirituelle Bedürfnis der Heimatvertriebenen, das jeder mitgebracht hat. Die Eichhofsiedlung ist insgesamt erst nach dem zweiten Weltkrieg entstanden, um Wohnungen für die zahlreichen Menschen aus den ehemals deutschen Gebieten östlich der Oder und Neiße, aus dem Sudetenland und Ungarn zu schaffen. Ein Grundstein für das Leben in der neuen Heimat. Der Grundstein für die Kirche wurde am 28. November 1953 gelegt. Am 24. Juni 1956 konnte die neue Kirche geweiht werden.



Ein schlichtes Gotteshaus, das inzwischen in die Jahre gekommen ist, aber bereits seit einem Jahr als Kunstkirche wieder leuchtet und weiter leuchten wird. Das Projekt der evangelischen Kirche Asbach-Eichhof beleben die Bad Hersfelder Künstlerinnen Hildegund Bode, Sabine Kampmann und Brigitte Molnar mit einer Gemäldeausstellung zum Thema "Der schöpferische Sprung" die zu den Gottesdiensten und jeden zweiten Samstag im Monat von 14 bis 16 Uhr bis auf Weiteres geöffnet ist. Anfang November werden einige der Gemälde ausgetauscht. "Die Bilder bleiben hier, so lange es geht. Abhängen können wir der Kirche nicht antun", versichert Sabine Kampmann mit einem Lächeln.

Die Idee zu diesem Projekt hatte Sabine Kampmann, die als Diakonin auch in dieser Kirche Gottesdienste hält und die Konfirmandinnen und Konfirmanden bis zu ihrer Konfirmation begleitet. "Die Kirche hat mir richtig leid getan", betont sie und fügt an: "Sie wirkte so vernachlässigt, ohne Farbe und mit liebevoll gestickten, aber völlig verstaubten Bildern an der Wand". Sabine Kampmann, die neben ihrem Beruf auch mit Konzerten und ihrer Kunst auf sich aufmerksam macht, konnte Gemeindepfarrer Simon Leinweber mit ihrer Idee überzeugen. "Ich hatte allerdings Angst, das Projekt alleine zu stemmen", erinnert sie sich und fand in Hildegund Bode und Brigitte Molnar, letztere selbst als Heimatvertriebene in der Eichhofsiedlung sesshaft geworden, zwei engagierte Mitstreiterinnen.

Während die Bilder von Sabine Kampmann den theologischen Bezug mit dem Leiden und Sterben Jesus als zentralem Ereignis herstellen, nähern sich die zwei weiteren Hersfelder Künstlerinnen der Natur an. "Wir sind abhängig von der Natur", betont Hildegund Bode und ergänzt: "Das haben wir Jahrzehnte ignoriert und müssen jetzt die Konsequenzen tragen. Insgesamt ist es den Künstlerinnen gelungen, bei der Bildauswahl ein großes Ganzes zu schaffen, das miteinander harmoniert, berührt, zum Nachdenken anregt und die Menschen miteinander ins Gespräch bringt. An jedem zweiten Samstag im Monat waren die drei Initiatorinnen in der Kirche anwesend und freuten sich über viele interessierte, ganz unterschiedliche Besucherinnen und Besucher, mit denen sie sich über Gott und die Welt tiefgründig austauschen konnten.

Die Kunstschaffenden, allesamt Mitglieder des Bad Hersfelder Kunstvereins, zeigen auch weiterhin Präsenz. Im Mittelpunkt steht für sie die Frage: "Was treibt uns an, Kunst zu schaffen?" und die Erkenntnis: "Alles hat miteinander zu tun". Corona-bedingt konnten nicht alle geplanten Veranstaltungen stattfinden, aber hoffnungsfroh warten die Hildegund Bode, Sabine Kampmann und Brigitte Molnar ab, was in Zukunft als Rahmenprogramm zur weiteren Bereicherung der Kunstkirche möglich ist. (Gudrun Schmidl) +++

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