Dreharbeiten zum Zeitzeugenprojekt
"Fulda erzählt": Mit persönlichen Geschichten Teil des Museums werden
Fotos: Maria Franco
28.09.2020 / FULDA -
In der Villa Schmitt am Fuldaer Paulustor standen in dieser Woche einige Drehtermine an. Der Grund: die ersten Zeitzeugeninterviews für die geplante Jubiläumsausstellung "Als die Demokratie zurückkam – 75 Jahre Verfassung in Hessen und Fulda" wurden vor der Kamera aufgenommen. Das Projekt "Fulda erzählt" ist auf Initiative des Vonderau Museums entstanden. Die Resonanz ist mehr als positiv: "Wir haben damals den Aufruf gestartet und wussten nicht, wie viele sich melden werden. Inzwischen haben sich 35 Personen mit spannenden Geschichten vorgestellt", erklärt Museumsleiter Dr. Frank Verse im O|N-Gespräch.
Galinski hat die Erstgespräche geführt. "Die Zeitzeugen haben uns die verschiedensten Themen aufgezeigt - nicht nur bezogen auf den Zweiten Weltkrieg. Auch Söhne, Töchter und Enkel haben sich gemeldet." Wichtig sei auch gewesen, ob Erinnerungsstücke vorzeigbar sind. "Das sind natürlich einzigartige Dokumente aus der Zeit."
An Geschichtsschreibung teilhaben
Das Besondere des Ganzen: "Wir möchten die Historie der Region dokumentieren. Es gibt einmal die Geschichte, die auf Sitzungen des Gemeindesrates zurückgehen, - wir suchen aber die persönlichen Geschichten", so der Museumsleiter. Wie haben die Menschen diese Zeit erlebt? Wie sind sie vor Ort mit den Gegebenheiten umgegangen? Dies sind nur einige Fragen, die im Vordergrund stehen. Mit "Fulda erzählt" bestehe die Möglichkeit, an der Geschichtsschreibung teilzuhaben. "Das Vonderau Museum kann als ihr Museum gesehen werden. Durch die persönlichen Erlebnisse werden die Zeitzeugen Teil des Museums."Zeitzeuge Joachim Zint
Joachim Zint ist einer der Zeitzeugen, der sich an dem Projekt beteiligt. Für den pensionierten Richter ist es ein besonderes Anliegen. "Ich habe schon immer Interesse an Geschichte gezeigt und bin selbst im Geschichtsverein aktiv." Der 83-Jährige hat einiges zu erzählen. Er ist am 24. April 1937 in der Fuldaer Frankfurter Straße geboren worden - und erlebte eine Kindheit in einer bewegenden Zeit. Einer Zeit des Krieges. Kaum wurde er in der Hindenburg-Schule im Jahr 1943 eingeschult, prägten Voralarme den Alltag. Schließlich bekam er die Bombenangriffe am 11. und 12. September 1944 hautnah mit. Dies sind nur einige prägende Erlebnisse aus seinem Leben.Weitere Eindrücke aus der Kriegs- und Nachkriegszeit warten auf die Besucher im nächsten Jahr. Für die Ausstellung werden noch Gegenstände, Fotos oder Dokumente mit Bezug zu Fulda gesucht, die mit persönlichen Erinnerungen verknüpft sind: Demokratisierung, erste Wahlen 1946 (Plakate, Flugblätter, Mitgliedsausweise), Amerika-Haus in der Rabanusstraße und amerikanisches Jugendprogramm German Youth Activities (GYA) in der Marienstraße. Auch Objekte aus der NS-Zeit und Nachkriegszeit (Kleidungsstücke, Briefe, Tagebücher, Spielzeug, Notbehelfe) werden benötigt. (Maria Franco) +++