Naturschützer zu Besuch im Forst
Mahnwache im Dannenröder Wald: "Wir geben noch nicht auf!"
Fotos: Andrea Hausmann
01.09.2020 / HOMBERG (OHM) -
Noch stehen die Bäume im Dannenröder Forst - und auch die Umweltaktivisten erleben in dieser Zeit viel Zuspruch. Die Baumbesetzer wollen weiter auf sich aufmerksam machen und luden am Sonntag zur allwöchentlichen Mahnwache. Etwa 100 Menschen waren gekommen, um sich gemeinsam mit Barbara Schlemmer, Vorsitzende des Aktionsbündnisses "Keine A49", selbst ein Bild vor Ort zu machen.
Jeden Sonntag gibt es an der Mahnwache vor dem Dannröder Wald eine Kundgebung, an der jedermann teilnehmen kann. So auch diesen Sonntag. Allerdings sollte dieser Sonntag ein Besonderer für die Engagierten gegen den Autobahnausbau sein, denn Besuch aus Gießen hatte sich angekündigt. Gerhard Keller, Gründungsmitglied der Grünen, hat im Voraus per Mail Naturschützer aus der Umgebung eingeladen, sich die Lage im Homberger Ortsteil Dannenrod selber anzusehen - und dieser Einladung folgten etwa 100 Teilnehmer.
Nach einer kurzen Ansprache von Barbara Schlemmer an der Mahnwache machte sich die Gruppe auf den Weg in den Wald. "Rechtlich ist es zwar nicht mehr möglich, gegen den Bau der A49 einzugreifen, politisch aber schon", empfindet Keller. Für ihn ist es nicht vereinbar, dass die Grünen, die aktuell in einer Regierungsposition stehen, die Rodung des Waldstückes akzeptieren. Für ihn bedeutet diese Widersprüchlichkeit ein großer Konflikt zwischen Leitgedanken der Partei und Umsetzung eines solchen Vorhabens. Stimmen aus den Zuhörerreihen machen sich breit, dass die Konsequenz aus der Umsetzung dieses Vorhabens sein müsse, dass die Vorsitzenden der Grünen in den Regierungsreihen zurücktreten müssten. "Seit es die A49 gibt, haben die Grünen schon dagegen protestiert", erzählt Keller. Er und viele weitere sehen immer noch Chancen, den Bau trotzdem zu verhindern.
"Landwirte fürchten um ihre Existenz"
Während der Exkursion legte Barbara Schlemmer, die nicht nur Sprecherin für das Aktionsbündnis, sondern auch Stadträtin der Stadt Homberg ist, mehrere Stopps ein. An jedem Stopp sprach sie zu den Unterstützern und erläuterte die wichtigsten Argumente gegen den Weiterbau der Autobahn. Beim ersten Stopp des gemeinsamen Spazierganges konnte eine große Weite an Feldern und Äckern überblickt werden. "Viele Landwirte fühlen sich um ihre Existenz bedroht, weil ihr Land minimiert wird", berichtet Schlemmer. Ein Ausgleich für die Bauern soll stattfinden, doch Ersatz-Land gibt es nicht. "Was bringt den Landwirten Geld, wenn kein Land für sie zur Verfügung steht? Regionale Produktion ist erwünscht, doch wie soll das ohne Äcker funktionieren?", fragt sich die Stadträtin.Schlemmer kritisiert Ausgleichsmaßnahmen
Anschließend konnten alle Unterstützer sich selbstständig im Wald umsehen und die Baumhäuser und Plakate der Waldbesetzer kennenlernen. Diese sind sich sicher, dass sich noch deutlich mehr Grüne dem Protest anschließen werden. Die Aktionsbündnisse sind nun schon den Schritt gegangen, einen direkten Brief an Bundeskanzlerin Merkel zu richten. "Wir geben noch lange nicht auf!" (Andrea Hausmann/Luisa Diegel) +++