Vom Coronavirus geheilt!

So hat Klinik-Arzt Julian Kött (29) die Lungenkrankheit erlebt - "Ich bin IMMUN"

Der Mediziner Julian Kött hatte das Coronavirus und berichtet in O|N von seinen Erfahrungen.
Foto: Privat

04.04.2020 / HAMBURG / FULDA - Zuerst die gute Nachricht: Immer mehr Menschen sind vom Coronavirus geheilt. Dennoch steigt die Zahl der Neu-Infizierten stetig an, leider auch die Todesfälle. OSTHESSEN|NEWS hat mit Julian Kött (29), einem Fuldaer Jong, der als Arzt in der Hansestadt Hamburg lebt und arbeitet, gesprochen. Er war an COVID-19 erkrankt und ist jetzt wieder vollständig genesen. In seinem Erfahrungsbericht schreibt er über den Ausbruch, Höhen und Tiefen der neuartigen Lungenkrankheit, Sorgen und die Heilung.



"Mein Name ist Julian, ich bin Arzt in Hamburg und komme aus Fulda. Am 18. März 2020 wurde ich positiv auf das Coronavirus getestet.

Am Vortag habe ich erstmals Kopfschmerzen bekommen, denen ich keine größere Bedeutung zugemessen habe – Kopfschmerzen, die hat man ja mal. Im Laufe des 18. März habe ich über den Vormittag hin erhöhte Temperatur entwickelt. Die Maßgabe, wie überall im Land: Corona-Abstrich nur bei typischen Symptomen, Kontakt zu positiv Getesteten oder Rückkehr aus einem Risikogebiet. Als Arzt ist der Weg zu unserer "Corona-Ambulanz" natürlich kurz. Ich stellte mich dort vor und es erfolgte der Nasen-Rachen-Abstrich. Der Abstrich ist echt unangenehm; zum Glück geht er schnell.

Danach hieß es "auf direktem Weg nach Hause in Isolierung und Quarantäne". Über das Ergebnis werde ich telefonisch informiert, es kann bis zu drei Tagen dauern.

Am selben Abend gab es schon das Ergebnis – POSITIV. "Wo habe ich mich angesteckt? Hoffentlich habe ich es niemandem weitergegeben! Was ist mit meinen Patienten – meist gehören sie zur Risikogruppe für Corona?! Was ist mit meinen Kollegen? Was ist jetzt in der Klinik morgen los? Ich werde schon einen milden Verlauf haben. Ich muss meine Frau anrufen." Das waren meine ersten Gedanken.

Dann war ich erstmal drei Tage richtig krank: Fieber, Schüttelfrost, Kopf-, Gliederschmerzen und wenig trockenen Husten. Um es gleich vorwegzunehmen: Nein, ich hatte keinen Geschmacks- oder Geruchsverlust. Das interessiert immer alle, mehr als die Frage, ob ich Luftnot hatte – hatte ich zum Glück auch nicht! In den ersten drei Tagen habe ich sehr viel geschlafen und gegen die Schmerzen und das Fieber Novalgin eingenommen. Nach den drei Tagen ging es mir einen Tag besser und dann nochmal vier Tage schlechter, jedoch kein Fieber mehr. Die Lunge war etwas belegt. Acht Tage nach meinem positiven Nachweis fühlte ich mich deutlich besser und weitere drei Tage später war ich schon wieder bereit für Quarantäne-Sport, zu Hause natürlich.

Die Organisation in Quarantäne zu Hause war dank der großen Solidarität unserer Nachbarn, Freunde und Kollegen gut machbar. Einkäufe wurden erledigt, die Post vor die Tür gelegt und teilweise wurde sogar für uns - meine Frau und mich - mitgekocht. Besonders fürsorglich waren die zwei Nachbarskinder Charlotte (6) und Thea-Luna (4). Sie haben darauf geachtet, dass wir auch immer Nachtisch bekommen.

In der Klinik wurden alle meine Patienten isoliert oder konnten entlassen werden und mussten zu Hause in Quarantäne. Meine Kollegen, mit denen ich über 15 Minuten Kontakt unter 1,5 Meter hatte (Chefarzt, Oberärztin, ärztliche Kollegen, Pflegekräfte – das waren echt viele) wurden ebenfalls in Quarantäne geschickt. Alle mit Symptomen mussten sich abstreichen lassen und auf das Coronavirus testen lassen; ebenso alle Patienten - auch ohne Symptome. Keiner positiv – zum Glück! Aber mein Infektionsweg ist weiterhin nicht nachvollziehbar. "Social Distancing" hatte ich strikt seit 1,5 Wochen eingehalten. Ich war lediglich einmal einkaufen, am Wochenende zuvor.

Meine Frau hatte zu keinem Zeitpunkt Symptome. Sie war mit mir in Quarantäne und hatte anscheinend das Glück, einen asymptomatischen Verlauf zu haben oder sich nicht angesteckt zu haben. Das kann nur ein Antikörpertest im Blut zeigen, der zurzeit nur sehr begrenzt zur Verfügung steht, bald aber verfügbar sein wird.

Ich habe mich sehr gefreut, nach 14 Tagen Quarantäne wieder arbeiten zu dürfen und im Krankenhaus zu unterstützen. Zurzeit ist es aber noch ruhig. Ich bin also rechtzeitig zurück und das Beste: Ich bin IMMUN gegen das Coronavirus. Ich bin sicher, das hilft bei der Versorgung von Patienten. (Julian Kött) +++

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